Witten. Das Familienunternehmen Düchting gibt es in Witten seit über 80 Jahren. Wo Pumpen aus Annen heute in der Welt zum Einsatz kommen.
In Pandemiezeiten investiert der Wittener Pumpenbauer Düchting an seinem Produktionsstandort in Annen. Für rund zwei Millionen Euro wird in der Wilhelm-Düchting-Straße derzeit das Verwaltungsgebäude der Maschinenfabrik modernisiert, außerdem entsteht ein neuer Anbau. In diesen soll ab Herbst 2022 die Konstruktion, der Vertrieb sowie der Einkauf des Familienunternehmens einziehen, das sich mit seinen Produkten weltweit einen Namen gemacht hat.
Alles begann 1938, vor 83 Jahren, mit Wilhelm Düchting. Der Großvater des heutigen Geschäftsführers Carsten Düchting (44) gründete an der Knapmannstraße die „Mechanischen Werkstätten Wilhelm Düchting“. Die Firma war zunächst ein reiner Reparaturbetrieb für Pumpen, die im Bergbau zur Entwässerung eingesetzt wurden. Bis Düchting den Pumpenbau mit seinen Mitarbeitern selbst in die Hand nahm.
In Annen wurde eine sogenannte Hochdruckbaureihe mit dem Namen „HK 10“ entwickelt, die bis heute die Entwässerungspumpe in den Bergwerken an Rhein und Ruhr ist und war. Die frühere Ruhrkohle AG (heute RAG) sei der Hauptkunde des Großvaters gewesen, sagt Carsten Düchting, der wie sein Vater und Vorgänger in der Geschäftsführung, Wolfgang Düchting, promovierter Maschinenbau-Ingenieur ist.
Wittener Pumpen zur Meerwasserentsalzung arbeiten auch im Mittleren Osten
Die Düchting Pumpen Maschinenfabrik exportiert ihre Produkte schon seit Jahrzehnten in die ganze Welt. Gebaut werden in Annen Kreiselpumpen, die zur Rauchgasentschwefelung in Müllverbrennungsanlagen und Kohlekraftwerken zum Einsatz kommen - etwa in Lateinamerika.
Ein zweites großes Standbein des Unternehmens ist heute die Produktion von Pumpen zur Meerwasserentsalzung. Solche Anlagen mit Pumpen aus Annen stehen unter anderem in den Vereinigten Arabischen Emiraten, im Mittleren Osten, auch in Nordafrika. Diese Pumpen sorgten heute für rund 60 Prozent des Umsatzes der Maschinenfabrik, so Carsten Düchting. Der betont, dass Meerwasserentsalzungsanlagen auch dringend im mittleren Afrika benötigt werden. „Dafür haben diese Länder aber leider kein Geld.“
Maschinenfabrik baut Saugbagger zur Förderung von Kies und Sand
Auch Saugbagger zur Förderung von Kies und Sand, die später zu Beton verarbeitet werden, baut die Maschinenfabrik, die weltweit 44 Vertretungen hat - Kooperationspartner für den Verkauf und den Service. Ein Düchting-Mitarbeiter arbeitet in der chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile, ein Ingenieur der Firma im russischen St. Petersburg. 2020 hat Düchting einen Brutto-Jahresumsatz von rund 30 Millionen Euro erzielt. Im vergangenen Coronajahr kam ein Großauftrag aus der Türkei. Bestellt wurden Pumpen zur Rauchgasentschwefelung in Kohlekraftwerken.
Pumpenbauer pflegt Kontakte zu Universitäten
Carsten Düchting und seine Mitarbeiter können sich auch in diesem Jahr über viele Aufträge freuen, sagt der Firmenchef. Seine Auftragslage ist für den Annener Unternehmer ein Indikator dafür, dass sich die wirtschaftliche Lage in der Pandemie wieder entspannt hat. Allerdings betont er: „Ohne die Exporte unserer Produkte in die EU und in außereuropäische Länder könnten wir nicht existieren.“
Fünfköpfiges Team repariert Düchting-Pumpen in den USA
Das Unternehmen Düchting Pumpen hat noch zwei Schwesterfirmen. Düchting Walzen Service in Sprockhövel-Hiddinghausen baut mit zehn Mitarbeitern Walzen für Papierfabriken und Sonderwalzen für die Herstellung von Kunststoffbahnen für das Baugewerbe. Schon der Firmengründer hatte Ende der 1960er Jahre eine Walzenabteilung gegründet, die die Nachfrage der umliegenden Papierfabriken nach Walzen und Zubehör bediente.
Zu Beginn der 1990er Jahre entwickelte Düchting Pumpen einen neuen, extrem verschleißfesten Werkstoff auf Basis eines Kunstharz gebundenen Siliziumkarbids. Mit diesem werden Pumpen ausgekleidet, die besonderen Betriebsbedingungen standhalten müssen. Für die Herstellung und Verarbeitung dieses Werkstoffes wurde 1996 die Firma SICcast Mineralguss gegründet, die am Annener Standort zu finden ist. Insgesamt beschäftigt das Familienunternehmen 140 Menschen. Fünf Mitarbeiter arbeiten im US-Bundesstaat Arkansas, sie reparieren dort Düchting-Pumpen.
Durch seine Geschäfte weiß der 44-Jährige, der privat in Essen lebt, dass das deutsche Ingenieurwesen in der Welt nach wie vor einen guten Ruf genießt. Seinen eigenen Ingenieur-Nachwuchs kann der Pumpenbauer dank guter Kontakte zu Universitäten und Fachhochschulen gewinnen. Düchting: „Wir haben viele Praktikanten von Universitäten im Unternehmen, so lernen wir sie und sie auch uns kennen.“