Witten. 16 neue Fachräume sind am Martmöller-Gymnasium in Witten entstanden. Ihre Ausstattung ist nicht das Einzige, was den neuen Trakt besonders macht.
Noch sind die Bauarbeiter auf dem Schulhof am Buddeln, noch hängt eine Bauplane im Türrahmen. Doch innen ist längst Leben eingekehrt. Der neue Fachraumtrakt am Albert-Martmöller-Gymnasium ist fertig und wird von den Schülerinnen und Schülern eifrig genutzt. Nicht nur in den Unterrichtsstunden.
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Schick ist er geworden, der helle, dreigeschossige Neubau mit den bunten Elementen an den Fenstern. Gebaut wurde er auf dem früheren Schulhofgelände. An der schmalen Seite schließt sich das neue Gebäude nahtlos an das alte an. Auf einer Grundfläche von rund 2800 Quadratmetern sind darin insgesamt 16 Fachräume mit modernster Ausstattung entstanden. Kunst, Musik, Naturwissenschaften und Informatik soll darin unterrichtet werden. Doch die Räume allein sind nicht das, was den neuen Trakt so besonders macht.
Wittener Gymnasium setzt auf Flexibilität, Transparenz und Verantwortung
Flexibilität, Transparenz, Verantwortung: Um diese drei Begriffe ist das Schulmotto des Martmöller-Gymnasiums - „Aufmerksam, Menschlich, Gemeinsam“ - mit dem modernen Fachraumtrakt erweitert worden. Alle drei Wörter sollen sich darin widerspiegeln.
Die „Transparenz“ zeigt sich als erste. Kein Klassenzimmer ist mehr blickdicht verschlossen. Unterrichts- und Aufenthaltsräume - auch die für Lehrende - sind durch Glasscheiben einsehbar. Das soll für mehr Durchblick sorgen. Was durchaus wörtlich zu verstehen ist.
Die „Flexibilität“ ergibt sich durch das Raumkonzept. Vorbei die Zeiten, in denen der Chemielehrer vorne stand und vor der Klasse die Experimente machte. Heute schweben die Boxen mit den nötigen Anschlüssen wie Raumschiffe an der Decke über den Tischen der Schülerinnen und Schüler. Sie lassen sich schnell und unkompliziert umgruppieren - nicht nur im Fachraum, auch im „Makerspace“, dem Labor, in dem die Jugendlichen eigenständig experimentieren können.
Schüler können sich in Arbeitsgruppen zusammensetzen
Die „Flexibilität“ macht an der Klassentür nicht Halt. Klassische Flure sucht man vergebens. Stattdessen können die Bereiche vor den Unterrichtsräumen auch von den Schülern genutzt werden. Auf diesen Differenzierungs- und Werkstattflächen können sich etwa Arbeitsgruppen zusammensetzen, auch jahrgangsstufen- oder fächerübergreifend. Mobile Elemente sorgen bei Bedarf für den nötigen Schallschutz. Vor den Musikräumen ist eine niedrige Bühne aufgebaut, der Platz reicht zum Tanzen.
Für die Oberstufe gibt es zudem zwei besondere Aufenthaltsbereiche: Das „Refugium“, in dem die Jugendlichen nicht nur gemeinsam arbeiten, sondern sich auf gemütlichen Sitzmöbeln auch ausruhen können, und das „Silentium“, ein großer Stillarbeitsraum, auch der einsehbar durch eine Glasscheibe.
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„Es ist super ausgestattet. Wir können hier gut arbeiten“, meint Linda, die mit ihren Freunden gerade eine Freistunde im Refugium verbringt. Sie zeigt auf den großen Bildschirm an der Wand. „Damit können wir zum Beispiel für eine Präsentation üben.“ Die Oberstufenschüler finden offenbar auch die Optik des neuen Fachraumtraktes gelungen. „Es ist absolut cool geworden und passt zu unserer Generation“, lobt Fiona.
Dass es so schön bleibt, dafür sollen in jedem Bereich Teams von Freiwilligen sorgen. Sie werden ein Auge darauf haben, dass etwa kein Müll herumliegt oder etwas auf die Tische gekritzelt wird. „Die Schüler übernehmen damit Verantwortung für ihre Schule“, erklärt Direktor Johannes Rienäcker. Das sei wichtig. Schließlich würden sie einen Großteil ihrer Zeit in der Schule verbringen. „Und wo man sich wohlfühlt, da kann man auch gut arbeiten.“
Sanierung des Altgebäudes dringend notwendig
Der Schulleiter ist sichtlich stolz auf das neue Fachraumzentrum, das um die zwölf Millionen Euro gekostet hat - die abschließende Zahl liegt noch nicht vor. Die Entstehung sei ein langer Prozess gewesen, an dem alle Kollegen der verschiedenen Fächer mitgewirkt hätten. Durch den Neubau hätten sie die Freiheit gehabt, das Raumkonzept völlig neu zu gestalten. Das sei mehr als gelungen. Rienäcker: „Ich wüsste nicht, dass es etwas Vergleichbares in der Umgebung gibt.“
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Doch in der Freude schwingt auch Sorge mit. Denn nach dem Neubau ist vor der Sanierung. Renovierung und Umgestaltung des Altgebäudes seien dringend notwendig. Dies müsse nun rasch angegangen werden, mahnt der AMG-Chef. „Durch die Rückkehr zu G 9 brauchen wir bis spätestens 2026 mehr Klassenräume.“ Das dürfte schon jetzt kaum noch zu schaffen sein.