Witten. Fast hätte das Albert-Martmöller-Gymnasium in Witten nach den Sommerferien nicht starten können. Auf dem Gelände: Baustellen-Chaos. Und jetzt?
Die letzte Woche der Sommerferien war für Johannes Rienäcker alles andere als entspannt. Doch nicht die Unterrichtsplanungen haben den Leiter des Albert-Martmöller-Gymnasiums (AMG) in Witten beinahe zur Verzweiflung getrieben, sondern die aktuellen Bauarbeiten am neuen Fachraumtrakt. Weil es da hakte, sah der Direktor kurzzeitig sogar den Start des Schulbetriebs nach den Sommerferien am Montag in Gefahr.
„Wir hatten eigentlich geplant, das neue Gebäude jetzt endlich nutzen zu können“, sagt Rienäcker. Dementsprechend waren die alten Fachräume bereits zu Klassenräumen umgewidmet worden. Ärgerlich, aber für die Schulleitung das geringere Problem. „Das kriegen wir für eine Übergangsphase hin.“ Als Rienäcker jedoch das Schulgelände in der letzten Ferienwoche betrat, herrschte dort das reinste Chaos. Der Pausenhof war aufgerissen. Riesige Schuttberge lagen herum. „An eine Nutzung der Rettungswege war nicht zu denken.“ Doch ohne ginge es natürlich nicht.
Wittener Gebäudemanager: Schwierige Situation
Der Chef des Amts für Gebäudemanagement versteht die Sorge des Schulleiters. „Für das Gymnasium war das eine schwierige Situation“, bestätigt Klaus Böde. Tatsächlich habe es für Außenstehende so ausgesehen, als ob die Baustelle niemals bis zu Schulbeginn fertig würde. Überall Gerüste, offene Decken. Auch Böde spricht von „absolutem Chaos“.
Bereits vor einem Jahr hat das AMG das Richtfest für den neuen Fachraumtrakt gefeiert. Musik, Kunst und Naturwissenschaften sollen dort nach neuesten Konzepten unterrichtet werden – weg vom Frontalunterricht hin zum selbstständigen Lernen. Der Bezug war nach den Herbstferien geplant – 2022 wohlgemerkt.
Personalmangel, Lieferengpässe
Doch die Stadt hat die gleichen Probleme wie viele Bauherren: „Personalmangel bei den einzelnen Gewerken, Lieferengpässe beim Material“, so Böde. Auch das Wetter sorgte für Verzögerungen. So musste der Hof komplett aufgerissen werden, um Anschlüsse zwischen Neubau und Hauptgebäude verlegen zu können. „Es war Pech, dass es so viel geregnet hat. Da haben die Arbeiten gestockt.“
30 Klassenräume jetzt digitaler
Die Stadt hat auch diesmal die Sommerferien für Arbeiten in den Schulen genutzt. So sind 30 Klassenräume mit digitalen Tafeln und anderen Medien ausgestattet worden. Insgesamt sollen in diesem Jahr 100 Klassenräume derart modernisiert werden, so Klaus Böde vom Gebäudemanagement.
Am Ruhr-Gymnasium wird gerade der Informatikbereich komplett umgestaltet. Alte Räume werden zusammengelegt und in eine offene Lernlandschaft umgewandelt. Auch die Arbeiten am Bildungsquartier Annen machen kleine Fortschritte. „Überall hapert es an Handwerkern“, bittet Böde um Verständnis für Verzögerungen.
Es sehe noch immer wüst aus, gesteht der Gebäudemanager. Doch man habe in Abstimmung mit der Schulleitung alles darangesetzt, dass dem Schulstart nichts im Wege steht, also zumindest die Fluchtwege sicher seien. „Die werden an diesem Freitag von der Feuerwehr abgenommen.“ Der Rest muss warten. Böde: „Alles, was nicht notwendig ist, haben wir erst mal liegengelassen.“ So werde der Hof in zwei bis drei Wochen gepflastert. „Dann sind viele Schüler auf Klassenfahrt und es stört weniger.“
Im neuen Trakt arbeiten derzeit die Maler. Der Elektriker baut Lampen ein. Die Toiletten sind gefliest, bald werden die Becken eingebaut. Mitte August soll der Fußbodenbelag rein. „Das Grobe ist fertig, jetzt müssen wir das Finish hinkriegen“, sagt Böde. Nach den Herbstferien 2023 soll der Fachraumtrakt dann wirklich bezugsfertig sein.
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„Das ist dann aber auch ein Leuchtturmprojekt im ganzen Kreis, fast schon im ganzen Regierungsbezirk“, so der Gebäudemanager. „Wir haben keinen Luxus eingebaut. Aber alles ist topmodern und fachlich wie pädagogisch auf dem Stand, wie man Schulen heute baut.“ Man sei damit am AMG bereits einen Schritt weiter als bei der Hardensteinschule, deren naturwissenschaftlicher Trakt im Bestand umgebaut worden war.
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Auch AMG-Chef Rienäcker sieht sein Gymnasium zukünftig als Vorreiter in der Schullandschaft. Doch mit einem neuen Trakt ist es da nicht getan. Auch das Hauptgebäude soll saniert werden. „Wie – das planen wir gerade“, sagt Klaus Böde. Das sei auch von der Haushaltslage abhängig. Ob es wirklich 2026 fertig sein wird, wie Rienäcker hofft? „Wenn nicht, wird es eng“, sagt er. „Dann sind wir wieder komplett G9 – mit entsprechend mehr Schülern.“