Witten. Die Holzkamp-Gesamtschule in Witten ist nicht fit für den Ganztagsbetrieb, sagt Schulleiterin Silke Baur-Pantoulier. Was sich dort ändern muss.
Da werden viele Schülerinnen und Schüler erst einmal geschluckt haben: Seit Februar gilt an der Holzkamp-Gesamtschule ein striktes Handyverbot – auch auf dem Pausenhof. Denn seit Silke Baur-Pantoulier im November letzten Jahres die Leitung der Schule übernommen hat, weht an der Willy-Brandt-Straße in Annen mehr als nur ein bisschen frischer Wind. Und die 55-Jährige hat noch viele weitere Pläne – inklusive Zaun am Schulhofrand.
Gegen Vandalismus, wie man im ersten Moment denken könnte, soll dieser aber nicht schützen. Vielmehr gehe es um die Aufsicht auf dem insgesamt rund 4500 qm großen Schulhof, so Baur-Pantoulier. Dieser ist zur Holzkampstraße hin offen. „Ich habe Sorge, dass da einem Kind etwas passiert.“ Der frühere Schulleiter Michael Günzel hatte sich Anfang 2022 wegen wiederkehrendem Vandalismusnoch für Kameras auf dem Schulgelände ausgesprochen. Diese sind für Baur-Pantoulier aber kein Thema. Bislang hätten sich die Vorfälle dieser Art auch im typischen Rahmen bewegt. Der Rat der Stadt hatte sich noch 2020 mehrheitlich gegen Videoüberwachung und auch Einzäunung von Schulhöfen ausgesprochen.
Vereine parken nachmittags auf dem Schulhof der Holzkamp-Gesamtschule in Witten
Baur-Pantoulier hofft auf eine Ausnahme. Sollte der Zaun kommen, würde das auch die Vereine treffen, die in der Turnhalle trainieren. Deren Mitglieder parken gerne auf dem vorderen Teil des Schulhofes. Das dürfe aber kein Argument sein, findet die Schulleiterin. „Denn eigentlich will die Stadt ja, dass Schulhöfe auch nachmittags zum Spielen zur Verfügung stehen.“ Ist dieser zugeparkt, sei das aber nicht möglich.
Besonders im Fokus steht für Baur-Pantoulier aber ohnehin der mangelnde Platz an der Schule, die als gebundene Ganztagsschule ihre Kinder und Jugendlichen an mindestens drei Tagen in der Woche auch über Mittag und bis 15.30 Uhr betreuen muss. Als sie ihre Stelle angetreten habe, sei sie erstaunt darüber gewesen, dass die dafür nötigen Strukturen nicht vorhanden waren, sagt Baur-Pantoulier.
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Kantine der Schule ist viel zu klein
Das betrifft zuallererst die Kantine der Schule. In dieser können aktuell 60 Mädchen und Jungen gleichzeitig essen – bei 1100 Schülerinnen und Schülern. Die Schule hat das Mittagessen im Zweischicht-Betrieb organisiert, aber das Angebot reicht nicht aus. Denn mit Ausnahme der Oberstufe dürfen Schülerinnen und Schüler das Schulgelände in der Mittagspause nicht mehr verlassen. Auch das ist eine neue Regel der Rektorin. Vorab war das ab Klasse 8 mit Zustimmung der Eltern möglich. „Das wurde sehr pragmatisch gehandhabt“, sagt die promovierte Chemikerin. Eine echte Lösung für die fehlenden Plätze in der Kantine sei es aber eben nicht gewesen.
Die könne nur eine größere Mensa sein. „Wir wollen mehr Kinder dazu bringen, hier in Ruhe, sitzend und vor allem auch gesund zu essen“, so die Rektorin. Denn zum neuen Konzept der Schule gehört auch, dass man sich als „Gesunde Schule“ etablieren wolle, Themen der Gesundheitsförderung und Prävention sollen mehr Raum bekommen. Und ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl soll entstehen. Auch deshalb kam das Handy-Verbot. „Es gab sofort eine neue Dynamik“, schwärmt Baur-Pantoulier. Die Schüler würden wieder mehr miteinander sprechen, sich gemeinsame Beschäftigung suchen.
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Schulhof soll attraktiver werden
Damit das funktionieren kann, soll auch der Schulhof attraktiver werden, etwa durch einen neuen Basketballkorb. Für die jüngeren Kinder werden klassische Spielgeräte wie Indiaca oder Stelzen besorgt. Und der große Traum: ein Klettergarten im Wäldchen vor dem Altbau. Auch drinnen müsse etwas passieren. Es fehle eine echte Aufenthaltsmöglichkeit für die Klassen 5 bis 10. „Manche Kinder haben auch das Bedürfnis nach Ruhe.“ Da würde sich etwa eine klassische Schulbibliothek anbieten, die es derzeit an der Holzkamp-Schule noch nicht gibt.
„In den letzten Jahren sind große Pakete für andere Schulen geschnürt worden“, sagt Silke Baur-Pantoulier. Aber die HGE sei nicht berücksichtigt worden. Das solle sich nun ändern. „Ich weiß, das kostet alles viel Geld. Aber es kann nicht sein, dass unsere Schule modernen Anforderungen nicht gerecht wird, weil Raum fehlt.“ Ihre Pläne und Wünsche hat die 55-Jährige am Dienstagabend (23.5.) dem Schulausschuss präsentiert. In Vorgesprächen habe sich die Stadt als Schulträger offen gezeigt, sagt die Rektorin. Gegenüber unserer Redaktion wollte sich Sozial- und Schuldezernent Frank Schweppe auf mehrfache Nachfrage aber nicht äußern.
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