Witten. Das Finanzamt Witten braucht lange für die Steuerbescheide. Geduld ist aber nicht nur hier gefragt. Schuld hat die Grundsteuerreform.

Steuerpflichtige in Witten müssen im NRW-Vergleich weiterhin überdurchschnittlich lange auf ihre Steuerbescheide warten. Das Finanzamt Witten liegt auf Platz 83 von 104 Ämtern und damit im unteren Drittel. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Ruhrstadt aber ein paar Plätze gut gemacht. Bei der letzten Erhebung reichte es nur für Rang 91. Dabei ist das hiesige Finanzamt nicht etwa schneller geworden. Sondern viele andere langsamer.

Das geht aus einer Datenerhebung des Online-Dienstleisters Lohnsteuer-Kompakt.de hervor. Dieser hat die Bearbeitungszeiten der Finanzämter anhand von circa 400.000 Steuererklärungen, die 2023 über seine Plattform erstellt wurden, anonym erhoben und ausgewertet. Insgesamt wurden 488 Finanzämter berücksichtigt, wobei pro Finanzamt mindestens 50 Steuererklärungen eingereicht wurden.

56,3 Tage müssen Wittenerinnen und Wittener im Schnitt auf ihren Lohnsteuerbescheid warten

56,3 Tage hat das Finanzamt Witten 2023 durchschnittlich benötigt, um eine Lohnsteuererklärung zu bearbeiten und die Bescheide zu verschicken. 2022 waren es mit 56,2 Tagen fast genau so viele. Eine deutliche Verbesserung hatte es im vorletzen Jahr gegeben: von 2021 auf 22 verkürzte sich die Wartezeit um knapp elf Tage. Schlusslicht in NRW ist wie im Vorjahr das Amt Dortmund-Ost (79,5 Tage). Auch im Bundesranking ist Witten aufgestiegen und belegt aktuell Platz 262 von 488. Im Vorjahr war es Platz 311 von 479 bewerteten Ämtern.

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Obwohl Steuerzahler in Witten also weiterhin einen deutlich längeren Geduldsfaden haben müssen als anderswo, hat die hiesige Behörde sich erneut gegen den bundesweiten Trend gestemmt. „Insgesamt ist die Bearbeitungszeit der einzelnen Finanzämter erneut langsamer geworden“, sagt Felix Bodeewes, Geschäftsführer von Lohnsteuer-kompakt.de. „Der bundesweite Schnitt lag 2021 noch bei 49 Bearbeitungstagen und 2022 bereits bei 53,6 Tagen. Im vergangenen Jahr hat sich die Bearbeitungszeit erneut verlangsamt auf durchschnittlich 56,86 Tage.“

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Den Grund hierfür sieht Bodeewes in der hohen Arbeitsbelastung in den Finanzämtern wegen der Grundsteuererklärung. „Zwar haben trotz der Fristverlängerung viele Grundsteuerpflichtige ihre Grundsteuererklärung nicht abgegeben, doch macht sich der hohe Arbeitsaufwand dennoch bemerkbar.“

Über 44.000 Grundsteuererklärungen musste das Finanzamt Witten bearbeiten

Eigentlich mussten Hausbesitzer bis Ende Januar 2023 eine Grundsteuererklärung abgeben. Bis November hatten in Witten rund 93 Prozent der Eigentümer Unterlagen eingereicht, was etwa 44.300 Erklärungen entspricht. Rund 3000 Papiere fehlten noch. Gleichzeitig hatten schon viele Immobilienbesitzer ihre Bescheide erhalten, rund 3800 Wittenerinnen und Wittener haben dagegen Einspruch eingelegt.

Am schnellsten arbeiteten 2023 übrigens die Beamten des Finanzamts Herne. Dort betrug die Bearbeitungszeit für eine Einkommenssteuererklärung lediglich 29,8 Tage. Weit abgeschlagen auf dem letzten Platz landete das Finanzamt Hameln-Holzminden mit einer durchschnittlichen Bearbeitungsdauer von 114,7 Tagen. Dort warteten Steuerpflichtige also fast vier Mal so lange auf ihren Steuerbescheid als in Herne.

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