Witten. Vor über 30 Jahren machte sich Heiko Dressel aus Witten-Stockum mit einem Crêpes-Wagen selbstständig. Jahre später kennt ihn fast jeder Wittener.

„In Witten kennt man mich als den Crêpes-Mann“, sagt Heiko Dressel. Das mag daran liegen, dass er seit über 30 Jahren Witten und Umgebung mit der französischen Pfannkuchenvariante versorgt. Damals waren „Foodtrucks“ noch Fremdworte und Crêpes völlig unbekannt. Doch dann kam Heiko.

Kirmes, Weihnachtsmarkt und bei schönem Wetter auf dem Hohenstein: Beinahe jeder Wittener hat schon mal die blaugelben Gefährte gesehen, aus denen Dressel seine Ware verkauft. Doch wie hat das alles angefangen? Dressels Leidenschaft für Crêpes beginnt ungefähr mit seinem 14. Geburtstag. „Ich habe von meinen Eltern ein Crêpes-Eisen geschenkt bekommen“, erinnert er sich. „Bis heute weiß niemand, warum. Ich habe es mir nicht gewünscht und meine Eltern können sich nicht an den Grund erinnern.“ Auch zu Frankreich habe er zu dieser Zeit keine besondere Beziehung gehabt. Das Geschenk bleibt ein Rätsel.

Crêpes-Eisen zum Geburtstag? Niemand weiß, warum!

Trotz allem hat der junge Heiko Spaß an dem Gerät. Gemeinsam mit Freunden werden Crêpes gebacken. Doch die experimentierfreudigen Jugendlichen belassen es nicht bei einfachen Teigfladen. „Was habt ihr noch im Kühlschrank?“, hieß es dann. So entstand auch die mittlerweile zum Klassiker avancierte Variante mit geschmolzenen Kinderriegeln. Die verkauft Dressel noch heute.

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Dass man mit dem Crêpesbacken Geld verdienen kann, hat Dressel in der Adolf-Reichwein-Schule gelernt - aber nicht im Unterricht. Während eines Schulfests beteiligte er sich an einem Kuchenverkauf, doch statt Kuchen gab es Nutella-Crêpes. „Die Kuchenstände haben etwa 60 bis 100 Mark eingenommen, bei uns waren es rund 300. Bei einem Preis von 50 Pfennig“, erinnert er sich stolz.

Die Kollegen lachten ihn aus

Trotz des frühen Erfolgs verschlug es ihn zunächst ins Handwerk, er schloss eine Schreinerlehre ab. Nach dem ersten Bewerbungsgespräch war ihm klar: „Das ist nichts für mich.“ Dann ging alles ganz schnell. Er kaufte sich ein Profi-Crêpes-Eisen, einen Hänger und legte los. Das war vor 33 Jahren. Viele Schaustellerkollegen hätten ihn damals ausgelacht: „Ein sechs Meter Crêpes-Wagen, da machste doch kein Geld mit.“ Er bewies ihnen das Gegenteil. Zu Hochzeiten in den 90er Jahren hatte er sechs Fahrzeuge im Einsatz.

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Es gab aber auch weniger gute Zeiten. Zum Beispiel im Jahr 2013. „Fünf Monate dunkel und Regen“, erinnert sich Dressel zurück. Eine Katastrophe für eine fahrende Imbissbude. Zwischendurch war Dressel auch mal sesshaft: „Ich habe fünf Jahre lang das Le Coq geleitet. Kurz bevor der Euro kam, hab ich es wieder verkauft.“ Der mobile Verkauf lief - bei schönem Wetter - einfach zu gut.

Coronapandemie: Ein Weihnachtsmarkt für Stockum

Als während der Coronapandemie die Weihnachtsmärkte nicht öffnen konnten und das Geschäft stillstand, hatte Dressel eine Idee: seinen eigenen Mini-Weihnachtsmarkt. Auf dem Garagenhof gegenüber seines liebevoll geschmückten Wohnhauses stehen seine Wagen, wenn gerade nichts verkauft wird. „Hier kommen immer viele Fußgänger vorbei“, warum also nicht einfach die Crêpes vor der eigenen Haustür verkaufen?

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Auf einem Festival hatte er zuvor die Kollegen von Che Vegan aus Oberhausen kennengelernt. Ein wenig Überzeugungsarbeit musste Dressel leisten, doch die Foodtrucker mit ihren veganen Burgern schlossen sich ihm an. Und es lief besser als gedacht. „Was soll ich denn auf dem Garagenhof?“, habe Kollege Michael Müntjes vorher noch geulkt. „Ich musste meine Bude verlassen und als Ordner fungieren. Die Leute standen bis drüben an der Kreuzung“, sagt Dressel und zeigt auf die Kreuzung, an der sich Hörder Straße und Pferdebachstraße treffen.

Crêpes-Teig ist jetzt vegan

Dressels Crêpes-Teig schmecke noch genau so, wie vor 30 Jahren, sagt er. Nur die Zutaten sind seit der Pandemie vegan. Keine Angst: Die Varianten mit Schinken und Käse oder Camembert mit Preiselbeeren stehen noch auf der Karte.

Der Wintermarkt in Stockum zog trotz der eisigen Temperaturen am vergangenen Wochenende wieder eine Menge Gäste an.
Der Wintermarkt in Stockum zog trotz der eisigen Temperaturen am vergangenen Wochenende wieder eine Menge Gäste an. © WAZ | Heiko Dressel

Dafür gibt es die Haselnusscreme jetzt mit und ohne Milchpulver. „Ich verkaufe nur Varianten, die mir selber schmecken. Bis auf Zucker und Zimt“, sagt er und verzieht das Gesicht. Warum steht die trotzdem auf der Karte? „Das geht nicht anders.“

Das Geheimnis hinter dem perfekten Crêpe

Das Geheimnis seines Erfolgs sind der Teig und „das Gastrogerät“, verrät der Profi. Wer dünne, luftige Crêpes statt wuchtiger Pfannkuchen backen möchte, kommt um ein solches Gerät nicht herum. „Das Profigerät wird 300 Grad heiß. Dadurch bildet sich ein Luftpolster. Der Teig backt dann nicht fest und wirft beim Backen Blasen.“

Aus dem Weihnachtsmarkt ist ein Wintermarkt geworden. Diesen Januar gibt es im Pflugweg, Ecke Hörder Straße samstags und sonntags von 13 bis 19 Uhr vegane und nicht-vegane Crêpes und diverse Burgervarianten von Che Vegan. Möglicherweise kommen im Februar noch weitere Termine hinzu.

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