Witten. Wenn der Biergarten von Haus Hohenstein in Witten schließt, habe das nichts mit ihnen zu tun: Jetzt reden Eis- und Pfannkuchenverkäufer Klartext.
Die fliegenden Händler auf dem Hohenstein wollen sich nicht die Schuld dafür geben lassen, dass der Biergarten des nahen Parkhotels jetzt geschlossen werden soll. „Wie kann ich glauben, dass der Biergarten läuft, wenn ich mir da selbst eine Kirmesmeile mit Fressbuden hinmache?“ fragt Heiko Dressel (52). Er steht seit vielen Jahren mit seinem Crêpe-Wagen auf dem Schotterparkplatz.
Dressel reagiert wie andere Händlerkollegen auf einen WAZ-Bericht. Darin hatte Haus-Hohenstein-Betreiber Ajit Grewal angekündigt, den Biergarten in Kürze schließen zu wollen. Er könne nicht mit den Preisen mithalten, die die Eishändler oder Crêpe-Verkäufer auf dem Parkplatz verlangten. „Das Eis von Giovanni schmeckt ohnehin besser und auch der Crêpe vom Heiko ist lecker. Ich will gar nicht mit denen konkurrieren“, sagte Grewal in einem weiteren Gespräch mit der Redaktion nach Erscheinen des ersten Berichts.
Haus Hohenstein in Witten vor allem an Hochzeiten interessiert
Dabei machte Grewal noch einmal deutlich, dass es ihm zuallererst um die Hochzeitsgesellschaften geht. Sie seien stark gefragt und könnten nun auch auf der Terrasse stattfinden, wo bisher der Biergarten ist. Der von ihm zeitweise selbst stiefmütterlich behandelte Biergarten sei die schwächste seiner vier Ertragssäulen – Hotel, Tagungen, Hochzeiten und eben die Außengastronomie. Grewal: „Ich stärke lieber die Stärken, als weiter an den Schwächen herumzudoktern.“
Was das Verhältnis des Hotelbetreibers zu den fliegenden Händlern angeht, kann man nun allerdings auch nicht unbedingt von Harmonie sprechen, zumindest nicht in der Vergangenheit. „Seit Tag eins versucht er uns loszuwerden“, sagt Heiko Dressel, der normalerweise Crêpes auf Festivals verkauft und nur bei schönem Wetter auf dem Hohenstein steht. Er hätte ihnen anfangs sogar angeboten, auf seinem Grundstück stehen zu dürfen, wenn er 20 Prozent des Umsatzes bekommt.
Stadt Witten entzog Wagenbetreibern vorübergehend die Genehmigung
Nach der Übernahme von Haus Hohenstein durch Grewal im Jahre 2009 entzog die Stadt den fliegenden Händlern auf dem Parkplatz vorübergehend die Standerlaubnis, wie auch Teresa Vizzini berichtet, deren Mann Giovanni seit über 30 Jahren mit seinem Eiswagen auf dem Hohenstein steht. „Wir haben dann auf unseren Bestandsschutz bestanden und die Genehmigung wiederbekommen“, erinnert sich die 44-Jährige.
Vier Wagen stehen regelmäßig auf dem Schotterparkplatz, zwei Eisverkäufer, Crêpe-Macher Heiko Dressel und Imbisswagenbetreiber Andreas Rethemeier. Dressel, der früher einmal die Brasserie „Le Coque“ neben dem Klimbim hatte, spricht von einer „langen Geschichte“. Nach seiner Überzeugung hätten beide Seiten – Haus Hohenstein und sie, die fliegenden Händler – in friedlicher Nachbarschaft miteinander leben können. „Wer den Coffee to go“ haben will, kommt zu uns. Und wer gedeckten Apfelkuchen haben möchte, geht in den Biergarten“, sagt der 52-Jährige. Das seien doch zwei ganz verschiedene Kundenkreise.
Crêpe-Verkäufer: „Es hat nichts mit uns zu tun, wenn der Biergarten nicht funktioniert“
Doch Ajit Grewal habe sich das Geschäft selbst kaputt gemacht, meint Dressel. Der Biergarten sei unregelmäßig geöffnet gewesen und vor fünf Jahren habe sich der Hotelier selbst eine „Pommesbude“ auf sein Grundstück gestellt. Gemeint ist ein roter Imbisswagen, der heute neben Mandelhütte und Kinderkarussell parkt. Dressel: „Dann ist es natürlich schwer, im Biergarten Bockwurst mit Kartoffelsalat für 7,50 Euro anzubieten.“ Sein Fazit: „Ajit Grewal ist kein Gastronom.“ Jedenfalls „hat es nichts mit uns zu tun, wenn sein Biergarten nicht funktioniert“.
Das Ende vom Lied? Vielleicht setzt man sich ja mal auf einen Kaffee zusammen und „spricht über die ganze Problematik“, schlägt Teresa Vizzini von der gleichnamigen Eisdiele vor. Die Frau kann nicht nur Gelati, sondern auch Streit schlichten.