Witten. Das E-Rezept kommt. Doch während Apotheken gut gerüstet sind, gibt’s bei den Ärzten technischen Nachholbedarf. Das ist die Situation in Witten.
Nun aber wirklich: Das E-Rezept soll ab 2024 in Apotheken und Arztpraxen die bisherigen rosa Verschreibungszettel ablösen. Technische Probleme sowie Datenschutzbedenken hatten den Start des E-Rezeptes zuvor mehrfach verzögert. Die Apotheken in Witten sind startklar für die digitale Wende. Doch bei den Ärzten herrscht Nachholbedarf.
„Wir sind schon lange bereit und in der Lage, E-Rezepte einzulösen“, sagt Dorothe Werner, Sprecherin der Apothekerschaft im EN-Kreis. Denn man hatte sich auf den ursprünglich angepeilten Starttermin vorbereitet – und der war Anfang 2022. Sowohl die dafür nötigen Kartenlesegeräte als auch die entsprechende Software hätten die 16 Wittener Apotheken angeschafft.
E-Rezept wird in Witten bislang kaum genutzt
Bislang war das elektronische Rezept, das seit September in rund 250 Praxen der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) schon probeweise eingeführt worden war, noch nicht wirklich digital: Statt des klassischen Rezeptscheins bekamen Patientinnen und Patienten meist einen Ausdruck mit QR-Code in die Hand. Alternativ stand und steht eine App zur Verfügung. „Mit der App ist aber bisher niemand gekommen“, zieht Werner ein erstes Fazit.
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Seit Juli soll nun auch das Einlösen von elektronischen Rezepten mit der Gesundheitskarte in den Apotheken möglich sein. So hat es Gesundheitsminister Karl Lauterbach angekündigt. Das Verfahren wird derzeit getestet. Beim Arzt wird das entsprechende Rezept dann quasi auf der Karte hinterlegt, in der Apotheke wird es ausgelesen. Gespeichert werden die Informationen aber auf einem zentralen Server, beim Einstecken der Versichertenkarte wird die Apotheke autorisiert, die E-Rezepte des jeweiligen Versicherten von dort abzurufen und einzulösen.
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Ärztesprecher erwartet mehr Ärger als Vorteile von E-Rezept
Auch die Adler Apotheke in der City könnte das ihren Kunden schon bieten. „Aber wir sehen vom E-Rezept bislang nichts“, sagt Inhaberin Helga Böllinghaus. Nur sehr selten habe ihr Team mal einen QR-Code gescannt. Denn bislang stellen nur wenige Ärzte in der Stadt ein E-Rezept aus. „Eigentlich macht das bislang keiner“, sagt dazu Wittens Ärztesprecher Arne Meinshausen. Auch in seiner Gemeinschaftspraxis in Herbede läuft noch alles klassisch über rosa Zettel. Man werde das neue System auch nicht früher einführen als nötig, weil man mehr Umstände erwarte als Vorteile.
Sowohl Soft- als auch Hardware müssten noch aufgerüstet werden. Befassen will sich der Allgemeinarzt damit aber frühestens im Herbst. Flächendeckend umgesetzt werden muss das Ganze zum Start des neuen Jahres. Diese Zeit sei auch nötig, so die Kassenärztlichen Vereinigung, damit alle technischen Voraussetzungen erfüllt sind. Denn derzeit hätten mehr als 50 Prozent der Systeme am Markt noch nicht nachgewiesen, dass der E-Rezept-Abruf einwandfrei läuft. Auch viele Praxisverwaltungssoftware-Anbieter seien nicht E-Rezept-fähig.
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Passend dazu ruft KVWL-Vorstand Thomas Müller die Vertragsärzte auf, „nicht länger zu warten, sondern sich jetzt mit ihrem Softwarehaus in Verbindung zu setzen, um ihre Praxis auf den Einsatz des E-Rezepts vorzubereiten“. Dazu biete der Verband in den nächsten Wochen auch eigene Schulungen an.
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