Witten. Es war eine der größten Trauerfeiern in Witten der letzten Jahre. So viele Menschen wollten sich von Annens Pfarrer Claus Humbert verabschieden.
Es ist eine große und ergreifende Trauerfeier, mit der sich viele Wittener von Claus Humbert verabschieden. Der Pfarrer, der nach 34 Jahren auf der Kanzel im Sommer wegen seiner Krankheit vorzeitig in Ruhestand gegangen war und am dritten Advent mit 64 Jahren starb, wurde am Donnerstag (28.12.) beigesetzt.
Mehr zu Claus Humbert
- Bekannter Wittener Pfarrer stirbt am dritten Advent
- 34 Jahre in Annen: Nun geht Pfarrer Humbert in den Ruhestand
- Verstorbener Pfarrer hatte Idee für Gottesdienst im Bahnhof
Schon vor der Erlöserkirche in Annen stehen die Menschen an diesem windigen Mittag zwischen den Jahren Schlange. Neben den Angehörigen sind viele Freunde und Weggefährten da, ganz normale Gemeindemitglieder, jung und alt, zahlreiche Kirchenvertreter, beinahe die gesamte Stadtspitze mit Bürgermeister Lars König und Beigeordneten, sowie einige Mitglieder des Rates. Lange Zeit saß Humbert für die SPD im Stadtparlament.
Weil die Kirchenbänke längst alle besetzt sind, bleiben etliche Besucher stehen, um der Trauerfeier beizuwohnen. Die mit langsamen Bläserklängen beginnt, Dvoraks „Largo“, gespielt von Musikerfreund Wolf Codera, der noch zu Weihnachten, am Tag des Todes, eines seiner ausverkauften Konzerte in der Erlöserkirche gegeben hat.
Hinter dem mit mit Blumen geschmückten Sarg, an dessen Rand kleinere Kerzen stehen, sieht man ein größeres Foto Humberts. Es zeigt ihn mit seinem Cowboyhut, wie er ihn zuletzt immer trug. Der Blick offen und trotz der langen Krankheit voller Zuversicht, lebendig, zugewandt, interessiert. So beschreiben ihn auch die Trauerrednerinnen und Redner.
Geleitet wird der Gottesdienst von Superintendentin Julia Holtz, Freundin, Amtskollegin und Chefin aller Pfarrer im Kirchenkreis Hattingen-Witten. „Er hat zu euch gehört“, sagt sie an die rund 500 Gäste gewandt.
Humbert habe „das Leben dieser Stadt lange und intensiv mitgestaltet“. Viele wussten um seine schwere Krebserkrankung, die nach sechs Jahren zurückgekehrt war, und doch sei sein Tod nun überraschend gekommen, sagt Holz. „Das führt uns vor Augen, wie zerbrechlich das Leben ist.“
Die Ökumene war ihm eine Herzensangelegenheit
Sein Schwager, ebenfalls Pfarrer, beschreibt den Verstorbenen als „äußerst rührig und vielseitig interessiert“. Zu seinen Herzensangelegenheiten gehörte die Ökumene. Selbst im tief katholischen Paderborn geboren, lernte der Protestant Humbert früh, was es heißt, wenn zwischen den Religionen noch tiefe Gräben klaffen. Er wurde zum Brückenbauer. So sieht man bei der Trauerfeier auch den ein oder anderen katholischen Amtsbruder, unter ihnen der Leiter des Pastoralen Raums in Witten, Friedrich Barkey.
Als Jugendlicher lernte Claus Humbert früh, was ein offenes Pfarrhaus bedeutet. Das lebte das Pfarrerehepaar Humbert später selbst vor. Seine Frau Sabine, mit der er 38 Jahre verheiratet war und drei Kinder hat, ist ebenfalls Pfarrerin in Annen.
Sogar im Urlaub als Seelsorger aktiv
Ihr Mann war auch international aktiv. Er reiste 20-mal nach Israel, ein Zeichen der Versöhnung und Völkerverständigung, und pflegte so den christlich-jüdischen Dialog. Enge Kontakte verbanden ihn auch mit der Diözese Sheffield. Selbst in den Ferien in Frankreich gab er noch den Urlaubsseelsorger. Und blieb doch immer Pfarrer von Annen. Es war seine erste und einzige Pfarrstelle, nach dem Theologiestudium in Münster und Vikariat in Bochum.
+++Folgen Sie jetzt auch dem Instagram-Account der WAZ Witten+++
Als der Sarg hinausgetragen wird, spielt Björn Frauendienst auf dem Dudelsack „Auld Lang Syn“, die „lang vergangene Zeit“. Vorher ist noch mal das Saxofon von Wolf Codera zu hören: „You raise me up“ - du richtest mich auf. Noch mehr Tränen fließen dann auf dem Friedhof. Codera spielt auf der Klarinette „Hevenu Shalom Alechem“, die Bitte um Frieden.