Witten. Wittener Fahrgäste regen sich wegen des Warnstreiks bei der Bahn kräftig auf. In den Ärger mischt sich auch Frust über Zustände an anderen Tagen.
Für Frust und Ärger sorgt der Bahnstreik am Donnerstag (16.11.) auch in Witten. Fahrgäste sind aber nicht nur wegen des aktuellen Ausstands genervt, sie regen sich ebenso über die Zugausfälle und Verspätungen an all den anderen Tagen auf.
Um an diesem Morgen pünktlich auf der Arbeit zu sein, hat Jamca (27) einen Zug früher zum Wittener Hauptbahnhof genommen, sich im Internet über die Verbindungen informiert. Der junge Mann hat einen Job als Lagerist und wohnt in Wetter. Dass Züge überhaupt nicht fahren oder wenn zu anderen Zeiten, ist für ihn aber nicht außergewöhnlich. „Das erlebe ich nämlich in der Woche vier bis fünf Mal, dürfte aber eigentlich nicht sein.“ Dass ab und an mal die Bahn ausfallen würde, könnte er noch akzeptieren, doch inzwischen nehme es überhand.
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Ein älterer Herr, der aus Oberhausen stammt und häufiger einen Arzt in Witten aufsucht, pflichtet dem jungen Mann bei. Er habe schon einige Zeit auf Bahnsteigen verbracht, um endlich in einen Zug einsteigen zu können. Auf der Facebook-Seite dieser Redaktion meldete sich ein User zur Wort und schrieb: „Ich fahre jeden Tag mit dem Zug zur Arbeit. Es kommt mir vor, als würden die täglich streiken.“
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In Düsseldorf hebt in wenigen Stunden der Flieger ab
Überhaupt kein Verständnis für den Ausstand hat auch eine 28-jährige Studentin, die ihren Namen aber nicht so gerne in der Zeitung lesen möchte. „Die Gewerkschaft sollte erst einmal in Ruhe mit der Bahn verhandeln, dann kann sie doch immer noch die Arbeit niederlegen, falls sich keine Einigung erzielen lässt. Was heute passiert, ist völlig unnötig.“ Die junge Frau ist dem Rat gefolgt und hat sich im Netz über die Zugausfälle erkundigt. „Das sind doch vergleichsweise viele“, sagt sie. Ihre Verbindung, den RE4, hat sie dann noch gerade erwischt.
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Dagegen weiß Abdullah Al Sadik gerade nicht, was er jetzt machen soll. Vor Wochen schon hat er das Ticket für seinen Türkeiflug gekauft, will seine Familie besuchen. „Wie aber komme ich jetzt nach Düsseldorf?“, fragt der 31-Jährige. Die Hinweise auf den Anzeigetafeln würden ohnehin nicht weiterhelfen. Doch auch die Suche nach Verbindungen mit dem Handy bringen ihn nicht weiter. Im Zweifelsfall müsse er dann das Taxi nehmen, „aber das ist mir eigentlich zu teuer“. Er will lieber noch ein bisschen warten, „vielleicht tut sich noch was“.
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Kundin zeigt Verständnis für den Streik
Das Risiko trotz Streik die Bahn zu nutzen, war indes Elke und Werner Zeller aus Karlsruhe viel zu groß. Fürs Wochenende haben sie ein Hotel in Witten gebucht, wollen das Ruhrgebiet erkunden. Nun sind sie doch schon am Mittwochabend angereist, zahlen eine Übernachtung mehr. „Das Geld war es uns wert, bevor wir überhaupt nicht loskommen oder irgendwo festsitzen.“ Den Streik selbst finden sie vollkommen überflüssig. „Wir als Kunden haben doch das Nachsehen.“
Das sieht Andrea Humpert (70) aus Wetter ganz anders, die wegen eines Arzttermins in die Ruhrstadt muss. Sie hat viel Verständnis für den Warnstreik der Lokführergewerkschaft. „Heutzutage kommt das Geld bei den kleinen Leuten kaum noch an, meist profitieren nur die Führungskräfte“, sagt die frühere Pflegekraft. Da ist sie dann auch bereit, ein paar Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen. Denn auf ihrer Strecke sind einige Verbindungen gestrichen.
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