Witten. Romantisch? Oder peinlich? Auf einem Plakat in Witten sucht ein Mann eine Frau ohne Pferd und Hund für seine Segeltörns. Das steckt dahinter.
In Zeiten digitaler Datingplattformen kommt diese analoge Anbahnung ungewohnt altmodisch daher: In Witten hat ein Mann eine große Plakatwand an der Einfahrt zum Boni-Center gemietet. Dort steht nun „Herzklopfen mit einem Wittener. Traumprinz ü50 sucht Traumfrau u40“. Und der Unbekannte meint es ernst mit dieser plakativen Annonce.
Die Wittener WAZ ist nicht die einzige, die an diesem Tag beim Unternehmen „Mein Plakat.de“ anruft und nachfragt. Judith Trouvain aus dem bayrischen Biberach muss kichern: „Gerade wollte noch jemand aus Witten ein Herzblatt-Plakat mieten.“ Derjenige hat sich wohl inspirieren lassen. Sie erzählt: Tatsächlich werden immer mal wieder Plakate gemietet, um einen Heiratsantrag zu stellen oder zum Geburtstag zu gratulieren. „Eine Frau zeigt jedes Jahr an gleicher Stelle ein Foto von sich mit ihrem Hund“, erzählt Trouvain. Der einsame Wittener hat online die Fläche an der Pferdebachstraße für zehn Tage gebucht, knapp 300 Euro werden für eine solche Aktion fällig.
Gesucht: Kuschelbedürftige Frau, „keine oberflächliche Shoppingqueen“
Auf dem Plakat formuliert der Unbekannte ziemlich genau, was für ein Typ Frau ihn interessiert. „Du bist: sportlich, schlank, ehrlich, kuschelbedürftig und weißt gute Dinge zu schätzen, keine oberflächliche Shoppingqueen, no AfD, no dog, no horse, no One-Night-Stands“, steht dort. Sich selbst beschreibt der Mann als „großen, sportlichen, charmanten und erfolgreichen Glücksforscher“, er sei „zärtlich und naturverbunden“. Er mag Badminton, Kino und sei Profisegler. Das erklärt wohl die Leidenschaft für „gutes Essen, Trauminseln, lange Spaziergänge mit einem romantischen Picknick mit Käse und Wein.“ Interessierte Damen mögen sich per Whatsapp auf einer Handynummer bei ihm melden. Ob das funktioniert?
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Tatsächlich meldet sich der Unbekannte auf unsere Whatsapp, nennt aber seinen Namen nicht. Er ist nicht Wittens bekannter Glücksforscher Tobias Esch: „Nein, diese Anzeige hat mit uns leider nichts zu tun“, schreibt der Professor an der Uni Witten amüsiert.
Seine Aktion erklärt der Traumfrau-Sucher so: „Das war eine Schnapsidee bei schlechtem Segelwetter, auf der Suche nach einer Begleitung für den nächsten Segeltörn im Mittelmeer.“ So richtig gut seien die Reaktionen aber nicht gewesen. „Es kamen bislang sieben Antworten, überwiegend kritisch. Die Damenwelt hält das wohl auch für eine Schnapsidee.“
„Kein Tierfreund, der könnte sofort absegeln!“
In den sozialen Medien jedenfalls wird das Plakat eifrig diskutiert. „Der lässt sich das was kosten“, heißt es auf Facebook lobend, „ich find’s originell und drücke die Daumen“ oder „sehr mutig“. Viele Frauen empören sich aber über den Altersunterschied – warum sucht ein über 50-Jähriger ein „faltenfreies Schmusemäuschen“, so eine Facebook-Nutzerin. Und „welche Frau von heute steht noch auf Käse-Wein-Spaziergang?“ Groß ist der Aufschrei von Hunde- und Pferdebesitzerinnen: „Kein Tierfreund, der könnte sofort absegeln!“
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Aus einer der sieben Nachrichten habe sich, das verrät der segelnde Wittener, „ein prickelnder Flirt ergeben, aber nur online“. Einer interessierten Frau habe er eine Absage erteilt, obwohl diese ihn mit folgendem Argument gegen den Ausschluss von AfD-Anhängerinnen überzeugen wollte: Als Segler könnte er sich doch „wechselnden Strömungsbedingungen locker anpassen“.
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