Witten/Hattingen. Die Stadt Witten greift Hattingen bei der Flüchtlingsfrage unter die Arme. 50 Schutzsuchende kommen in Rüdinghausen unter. Das sind die Gründe.

Die Stadt Witten greift ihrer Nachbarkommune Hattingen bei der Flüchtlingsfrage unter die Arme. Weil in Hattingen Kapazitäten fehlen, hat Witten 50 Geflüchtete in der Unterkunft an der Brauckstraße aufgenommen. Das Ganze soll aber nur eine Übergangslösung sein.

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Bis voraussichtlich Ende des Jahres – eventuell noch bis Januar – sollen die Geflüchteten in Rüdinghausen leben. Ursprünglich plante die Stadt Hattingen mit einer Containerlösung. „Das hat zeitlich und bautechnisch aber nicht rechtzeitig funktioniert. Wir haben alles versucht, um etwas anzumieten. Da das nicht geklappt hat, sind wir auf die Stadt Witten zugegangen“, sagt Hattingens Bürgermeister Dirk Glaser.

Wittens Bürgermeister fordert mehr Unterstützung vom Bund

Die Gespräche hätten Mitte Oktober begonnen. Dabei mussten einige Hürden genommen werden. Unter anderem, weil die Ausländerbehörde des EN-Kreises für Hattingen zuständig ist, Witten jedoch eine eigene hat. Nur ein paar Wochen später stand die Lösung aber und die Geflüchteten bezogen am Montag den Trakt N3 an der Brauckstraße.

„Das ist ein gutes Beispiel, wie man sich gegenseitig helfen kann“, so Wittens Bürgermeister Lars König. Das Stadtoberhaupt macht gleichzeitig aber deutlich, dass so etwas nicht die Regel sein könne. „Der Bund muss die Belastungen der Kommunen im Auge behalten. Der Druck bleibt weiter hoch.“ Schließlich sei nicht absehbar, dass die Zahl der Schutzsuchenden in der nächsten Zeit wieder sinkt.

Die Geflüchteten kommen vorübergehend in einem Komplex an der Wittener Brauckstraße unter.
Die Geflüchteten kommen vorübergehend in einem Komplex an der Wittener Brauckstraße unter. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

„Es ist schon so, dass wir uns als Kommunen im Stich gelassen fühlen“, so König. Ein Problem seien unter anderem die Kosten für Vorsorgemaßnahmen. „Da stehen die Kommunen allein im Regen.“ In diesem Zusammenhang lobt der Bürgermeister allerdings die Arbeit des Rates. „Es gibt hier viel Zustimmung, auch was die neue Unterkunft im Haus Bommerholz betrifft.“ Insbesondere in Zeiten der schwierigen Haushaltslage sei das keine Selbstverständlichkeit. „Wir wollen aber unbedingt vermeiden, dass wir auf Turnhallen, Container oder Zelte zurückgreifen müssen.“

Geflüchtete sollen bis maximal Januar in Witten bleiben

Man müsse mittlerweile jedoch aufpassen, die Akzeptanz aus der Mitte der Gesellschaft nicht zu verlieren. „Es geht hier nicht darum, nur Betten zur Verfügung zu stellen. Bislang gab es immer eine große Unterstützung aus der Gesellschaft. Berlin muss aber dafür sorgen, dass das so bleibt." Nur mehr Geld sei nicht die Lösung. „Wir brauchen unter anderem auch Sozialarbeiter vor Ort, aber diese sind nicht so leicht zu bekommen“, sagt König.

Die Geflüchteten werden in Rüdinghausen die weitere Infrastruktur, sprich Schulen oder Kindergärten, übrigens nicht belasten. „Es macht auch keinen Sinn, jemanden für ein paar Wochen irgendwo zu integrieren“, sagt Hattingens Sozialdezernent Matthias Tacke. Zudem bleibt die Betreuung der Menschen in Hattinger Hand. Länger als über den geplanten Zeitraum sollen die 50 Geflüchteten, die aus verschiedenen Ländern kommen, auch nicht in Witten unterkommen. „Unsere Container sollen kurz vor Weihnachten in Betrieb genommen werden. Dann wollen wir die ruhigere Zeit rund um den Jahreswechsel für den Umzug nutzen“, so Tacke.

Der Sozialdezernent lobt zuletzt noch die vorausschauende Planung der Stadt Witten bei der Unterbringung von Geflüchteten. Doch sowohl die beiden Bürgermeister als auch Tacke sind sich in einem einig: Die Flüchtlingsfrage darf keine rein kommunale Angelegenheit bleiben. „Wir erwarten, dass hier in Zukunft deutlich mehr Unterstützung vom Bund kommt“, so Lars König.

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