Witten. Über zwei Jahre musste das Wittener Muttental mit der Brandruine des alten Steigerhauses leben. So lange ließ der Abriss auf sich warten.
Gut zwei Jahre nach dem verheerenden Feuer hat die Stadt jetzt die Brandruine des ehemaligen Steigerhauses im Muttental abreißen lassen. Was nun mit dem brachliegenden Grundstück geschehen soll? Die Stadt verweist auf den Nachbarverein, den Förderverein Bergbauhistorischer Stätten, dem man die Planungen übergeben habe.
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Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus, das Ende des 18. Jahrhunderts erbaut wurde und zuletzt dem Sauerländischen Gebirgsverein als Heimat diente, war am 19. September 2021 abgebrannt, es war ein Sonntagabend. Ein Kurzschluss soll das Feuer verursacht haben. Nach der Jahrhundertflut Mitte Juli war Wasser ins Haus eingedrungen. „Es stand 1,50 Meter hoch“, sagt Heinz Eberle, der mit seiner Frau nebenan das Zechenhaus Herberholz betreibt. „Wir hatten 80 cm Wasser. Das Steigerhaus liegt noch etwas tiefer.“
Gut zwei Jahre vergingen, bis das zerstörte Gebäude nun für einen laut Stadt „mittleren fünfstelligen Betrag“ abgerissen wurde. Es handelt sich um einen Versicherungsschaden. Jetzt ist die Ruine verschwunden und an bergbauhistorisch bedeutsamer Stelle Platz für Neues. Konkretere Pläne gibt es dafür aber noch nicht.
In einer anderen wichtigen Angelegenheit ist der Förderverein Bergbauhistorischer Stätten, Arbeitskreis Witten, schon weiter. Gut zwei Jahre nach der Jahrhundertflut, die die alte Brücke über den Muttenbach weggerissen hatte, können die Besucher das Gelände des Zechenhauses Herberholz nun wieder auf direktem Wege erreichen, sprich über eine neue Brücke.
Bei dem Hochwasser war nicht nur das Gebäude selbst stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Auch die alte Brücke über den Muttenbach wurde durch Treibgut zerstört. „Die Fundamente waren unterspült, ebenso ein Teil des Weges und der historischen Halde“, erinnert sich Pächter Heinz Eberle. Nun konnte der Brückenneubau gefeiert werden.
„Das ist heute ein Tag der Freude“, sagt Eberle beim „Brückenfest“. Ein Stollenmundloch diente als Vorbild für das illustre Bauwerk aus Bruchsteinen. „Die Leute kommen und sagen, sie sei wunderschön geworden.“ Die Brücke gilt nun als hochwassertauglich. Laut Berechnungen hält sie das 2,4-Fache der Jahrhundertflut aus und kann mit bis zu 40 Tonnen Gewicht befahren werden. So kommen auch die Laster, die schwere Ausstellungsstücke transportieren, wieder näher ans Zechenhaus heran.
Dr. Mathias Schöpel, Vorsitzender des Fördervereins Bergbauhistorischer Stätten, hat das Bauprojekt von Anfang bis Ende begleitet. Als Geologe war er beruflich schon mit Maßnahmen zum Hochwasserschutz befasst. „Es wurden moderne Verfahren mit alten Bergbautechniken kombiniert“, sagt er. Dabei seien alte Strukturen aufgegriffen und größtenteils Materialien verwendet worden, die man hier vor Ort finden kann. Gemeint sind vor allem die Stücke aus der Bruchsteinmauer, die die Flut im Juli 2021 eingerissen hatte.
Bachbett für besseren Hochwasserschutz verbreitert
Um für kommende Starkregen-Ereignisse besser gerüstet zu sein, wurde auch das Bachbett verbreitert. Denn die Mutte weist an dieser Stelle ein nicht unerhebliches Gefälle auf. „Wir haben das Ufer zurückgebaut und dem Bach so mehr Platz gegeben“, erklärt Schöpel.
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Für die entsprechenden Genehmigungen musste mit sechs Behörden zusammengearbeitet werden. „Es war ein extrem intensives Genehmigungsverfahren“, sagt der Geologe. „Aber alle Stellen haben uns sehr gut geholfen.“ Finanziert wurde die Instandsetzung aus dem Wiederaufbauprogramm NRW.
Aus diesem Topf erhielt der bergbauhistorische Arbeitskreis Witten gut 200.000 Euro, die die Gesamtkosten ungefähr decken. Nach einer Ausschreibung bekam das Hattinger Straßenbauunternehmen Jakobi den Auftrag. Deren Prokurist Martin Cattes hat auch einen persönlichen Bezug zum Förderverein.
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Und auch die Natur dürfe sich über die Umgestaltung freuen, sagt Mathias Schöpel. „Inzwischen haben sich Eidechsen und Mäuse in den Gabionen angesiedelt, die das Ufer abstützen.“ Letzte Woche war sogar eine Wasseramsel zu Besuch.