Witten. Für den Offenen Ganztag an Grundschulen gilt ab 2026 ein Rechtsanspruch. Witten bekommt für den Ausbau der Betreuung weniger Geld als erwartet.

Bürgermeister Lars König hat diese Woche die Hiobsbotschaft verkündet: Für den Ausbau des Offenen Ganztags in Witten kürzt das Land seine Zuschüsse drastisch um 17 Millionen Euro. Die Nachricht „ist für uns regelrecht ein Schock“, sagt Dörthe Diefenbruch, Sprecherin der Wittener Grundschulen. Wie es nun weitergehen soll, ist momentan noch vollkommen offen.

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In drei Jahren braucht die Stadt rund 1000 OGS-Plätze mehr als derzeit, da ab 2026 ein Rechtsanspruch auf die Betreuung besteht. Um für die steigende Zahl an Kindern gewappnet zu sein, hat Witten rund 30 Millionen Euro veranschlagt, die in Um - und Anbauten als auch den Kauf von Mobiliar und weiteren Materialien fließen sollen. Bei den Kalkulationen war man im Rathaus von 21 Millionen an Landesförderung ausgegangen. Jetzt zeigt sich, dass Witten mit höchstens 3,5 Millionen Euro rechnen kann.

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Protest gegen die Pläne des Landes

„Wir haben bereits über die fehlenden Gelder im Qualitätszirkel Offener Ganztag gesprochen, dem Vertreter der Elternschaft, der Lehrer und der Stadt angehören“, so Diefenbruch. Die Runde habe sehr klare Kritik an einer solchen massiven Kürzung geübt. In den nächsten Wochen „werden wir uns auch noch an die Politik wenden, um unseren Unmut deutlich zu machen“. Da auch andere Städte und Gemeinden von den Rotstiftplänen betroffen sind, hofft sie auf breiten Protest.

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Dörthe Diefenbruch, Leiterin der Pferdebachschule und Sprecherin der Wittener Grundschulen, kritisiert die Kürzungen des Landes.
Dörthe Diefenbruch, Leiterin der Pferdebachschule und Sprecherin der Wittener Grundschulen, kritisiert die Kürzungen des Landes. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Mit so viel weniger Geld klar zu kommen, werde äußerst schwierig. „Wir müssen uns die bisherigen Pläne noch einmal genau ansehen und überlegen, wie sich Kosten einsparen lassen“, betont die Leiterin der Pferdebachschule. Das sieht Heiko Müller, im Jugendamt für den Offenen Ganztag zuständig, ganz ähnlich. Auch er betont, dass die Verwaltung mit so viel weniger Geld nicht gerechnet habe. Es werde nun darum gehen, welche Schulen einen besonders hohen Bedarf haben und als erstes zu berücksichtigen sind oder welche andere Lösungsmodelle sich anbieten.

OGS-Plätze gibt es an allen 17 Wittener Grundschulen und an der Förderschule Pestalozzischule, dort aber ausschließlich für Kinder und Jugendliche aus Witten. Die Einrichtung besuchen auch Mädchen und Jungen aus Wetter, Herdecke und Hattingen.

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Anspruch gilt ab 2026 zunächst nur für Erstklässler

Bis Ende 2024 muss die Stadt konkrete Projekte benennen, um zumindest an die 3,5 Millionen Euro zu kommen. Aber auch die gibt es nicht umsonst. Die Stadt steht dann noch in der Pflicht, einen Eigenanteil von rund 617.000 Euro aufzubringen, erklärt Müller.

Bei der Ermittlung des Bedarfs an OGS-Plätzen geht die Verwaltung davon aus, dass für rund 80 Prozent der Kinder eine Betreuung gewünscht wird. Aktuell erreichen die Grundschulen mit den vorhandenen Plätzen recht unterschiedliche Quoten, die mal bei 50, mal auch bei 70 Prozent liegen. Der Rechtsanspruch gilt für Kinder im Übrigen ab dem Schuljahr 2026/27 erst einmal nur für die Erstklässler.

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