Witten. Eine angenehme Überraschung erlebten Wittener Imker dieses Jahr. Die Honigernte fiel deutlich besser aus als gedacht. Doch es gibt ein Problem.

  • Wider Erwarten ist die Honigernte der heimischen Imker sehr gut ausgefallen. Der Verkauf hat begonnen.
  • Die Imker haben große Sorgen um die Bestände der Wildbienen, deren Bestände dramatisch schrumpfen.
  • Eine stark wachsende Zahl von Leuten will das Imkern lernen, die Kurse im Lehrzentrum auf dem Hohenstein sind gut gefüllt.

Die Honigbienen haben in diesem Jahr ganze Arbeit geleistet. Die Ernteergebnisse übertreffen die Erwartungen der Imker. Trotzdem haben diese Sorgen, bangen nämlich um die Bestände der Wildbienen.

Die vielen Regentage im Sommer ließen die heimischen Imker zunächst zweifeln, ob sie mit einer guten Honigernte rechnen können. Doch die Bedenken waren unbegründet, wie Hela Mikkin, Vorsitzende des Kreisimkervereins Ruhrgebiet mit Sitz in Witten erklärt. Pro Bienenvolk kamen 25 bis 30 Kilo zusammen und damit deutlich mehr als in anderen Jahren. Spitzenwerte von 40 Kilo, wie es sie auch schon mal gab, ließen sich zwar nicht erzielen, aber „wir sind mehr als zufrieden“.

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Kühle Nächte sorgten für lange Blühzeiten

Dass die Bienen so fleißig Nektar sammelten, ist nach Ansicht der 83-Jährigen den vielen kühlen Nächten im Frühjahr und beginnendem Sommer zu verdanken. Die wiederum sorgten dafür, dass eine große Zahl von Blumen länger blühten und die fliegenden Völker reichlich zu tun hatten.

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Den gewonnenen Honig vermarktet ein großer Teil der 1000 Imker, die dem Verein angehören, selbst. Es handelt sich bei dem Kreisimkerverein um einen Dachverband, in dem sich fünf Untergliederungen von Hattingen bis Bochum zusammengeschlossen haben. Zusätzlich verkauft der Verbund den Honig auch in seinem Lehrzentrum auf dem Hohenstein. In diesem Jahr sind 500 Gramm für 8,50 Euro zu haben. Geöffnet ist die Station an jedem Sonntag von 10 bis 16 Uhr.

Die heimischen Imker verkaufen den frischen Honig in ihrem Lehrzentrum auf dem Hohenstein
Die heimischen Imker verkaufen den frischen Honig in ihrem Lehrzentrum auf dem Hohenstein © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Die recht großen Honigmengen sollten aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass „wir mit ganz erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben“, hebt Hela Mikkin hervor. Für das Bestäuben der Blumen leisten nämlich neben den Honig- auch die Wildbienen einen entscheidenden Anteil. Deren Bestände gehen seit Jahren zurück, auch in den heimischen Regionen, weiß die Vorsitzende. Prognosen zufolge ist das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht. Fachleute gehen davon aus, dass mit einem Rückgang von etwa 70 Prozent zu rechnen ist.
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Flächenfraß nimmt Wildbienen ihren Lebensraum

Die Ursachen für die dramatische Entwicklung sind vielfältig. Über den Klimawandel hinaus hat auch der Grünflächenfraß den Lebensraum der Bienen erheblich verringert. Einen maßgeblichen Anteil misst Mikkin den „Gärten des Grauens“ zu: Statt Blumenwiesen und bunten Beeten bestimmen Schotter, Pflastersteine und Asphalt das Bild mancher Privatgrundstücke.

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Froh ist Hela Mikkin über jeden Hauseigentümer, der es grünen und blühen lässt. Zugleich appelliert sie an die Eigentümer, Gärten entsprechend umzustellen. Zum Glück habe sich auch unter vielen Landwirten die Erkenntnis durchgesetzt, dass sie mit Blühstreifen Gutes für die Natur bewirken können. Inzwischen sei die Zahl solcher Flächen kräftig gestiegen.

Zu einem wahren Höhenflug hat derweil das Interesse an Honigbienen angesetzt. Die Einführungskurse für werdende Imker werden immer besser angenommen. Bis zu 100 Frauen und Männer belegen derzeit die Seminare in Theorie und Praxis, die von Februar bis November dauern. Der steigende Zuspruch hat vor Jahren begonnen. Seit sich die Menschen verstärkt mit dem Klimawandel auseinandersetzen, „melden sich auch bei uns immer mehr Leute, die sich zum Imker ausbilden lassen wollen“. Mitunter handele es sich um junge Eltern, die ein Haus gekauft haben und ein neues Hobby betreiben wollen.

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