Witten. Die Stadt Witten muss für die Jugendhilfe zusätzliche zwei Millionen Euro aufbringen. Die Kosten steigen weiter an. Woran liegt das?

Die Kosten für die Jugendhilfe in Witten liegen im Jahr 2023 deutlich höher als zunächst prognostiziert. Wie jetzt im Rat bekannt wurde, muss die Stadt zusätzliche Mittel in Höhe von zwei Millionen Euro bereitstellen.

Ursprünglich plante die Verwaltung mit einer Summe von 29 Millionen Euro. Laut der Beschlussvorlage sind bereits jetzt 19,2 Millionen Euro davon ausgegeben worden. Die Stadt geht davon aus, dass bis Ende des Jahres höchstens mit Aufwendungen von insgesamt rund 31 Millionen Euro zu rechnen ist. Im Jahr 2022 lagen die Ausgaben noch bei knapp 25 Millionen Euro.

Mehr Jugendliche müssen in Witten betreut werden

„Hierfür verantwortlich ist eine seit Jahren fortlaufende Entwicklung steigender Aufwendungen im Rahmen der geleisteten Jugendhilfe“, heißt es in der Vorlage. So gebe es immer mehr Jugendliche, die betreut werden müssen. Zudem seien die Preise bei externen Anbietern gestiegen, unter anderem die Entgelte der einzelnen Träger.

Zudem gebe es immer mehr Inklusionskräfte und heilpädagogische Förderungen. Auch gebe es immer mehr „kostenintensive Einzelfallmaßnahmen“, also eine intensive Einzelbetreuung oder eine gemeinsame Unterbringung der Kinder mit den Eltern beziehungsweise einem Elternteil. Die Aufwendungen für ambulante Pflegeleistungen seien ebenfalls gestiegen. Dazu zählen etwa zusätzliche Leistungen, wie ein erhöhter Stundenumfang, um den Verbleib von problematischen Einzelfällen in Wohngruppen oder Einrichtungen zu ermöglichen.

Kritik von der AfD

In der Ratssitzung wurde das Thema intensiv diskutiert. Insbesondere die AfD übte Kritik an den immer weiter wachsenden Ausgaben für die Jugendhilfe. „Das ist ein beständiger und besorgniserregender Trend. Die Mittelbereitstellung für die wirtschaftliche Jugendhilfe geht in schwindelerregende Höhen“, sagte AfD-Fraktionsvorsitzender Matthias Renkel. Zudem müsse man sich Gedanken über den Umgang mit sogenannten „Systemsprengern“ machen, die die Stadt viel Geld kosten würden. Für den AfD-Chef sei das ein Fass ohne Boden. „Wir können nicht immer mehr Mittel bereitstellen. Wir werden nicht achselzuckend dabei zusehen, wie uns die Kosten um die Ohren fliegen“, so Renkel.

Die anderen Fraktionen hingegen unterstützten den Beschlussvorschlag. „Es ist nicht nachvollziehbar, wieso man ausgerechnet bei der Jugendarbeit sparen will“, so Eckhard Hülshoff vom Bürgerforum+. Gute Jugendarbeit verhindere zudem, dass die Kinder später einmal Sozialleistungen beziehen müssten, was noch einmal mehr Geld kosten würde.

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„Das ist kein Wittener Problem, sondern eins, das alle Städte betrifft“, sagte Michael Hasenkamp von der Fraktion Stadtklima. „Man kann sich da nicht hinstellen und sagen: „Wir lehnen das einfach ab“. Auch in der Beschlussvorlage ist die Rede davon, dass Jugendhilfe eine Pflichtaufgabe ist, „so dass die entstehenden Aufwendungen und Auszahlungen unabweisbar sind“.

„Die Kosten werden auch in den kommenden Jahren weiter steigen“, so Bürgermeister Lars König in Richtung der AfD-Fraktion. „Ich mache Ihnen da nicht viel Hoffnung. Sie können uns im nächsten Jahr wieder die Leviten lesen. Das wird nicht viel bringen.“ Am Ende beschloss der Rat mit Ausnahme der AfD-Fraktion die zusätzlichen zwei Millionen Euro.

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