Witten. Veraltete Gebäudetechnik, extrem hoher Energieverbrauch: Der Saalbau in Witten müsste dringend saniert werden. Doch wer soll das bezahlen?
„Eine baufällige Schönheit“ nennt Kulturforumsvorständin Jasmin Vogel den Saalbau. 50 Jahre hat Wittens Kulturtempel mittlerweile auf dem Buckel. Die Gebäudetechnik ist veraltet, der Energieverbrauch viel zu hoch. Ganz dringend müsste der Veranstaltungsort energetisch saniert werden. Vogel will die dafür derzeit benötigten 7,7 Millionen Euro größtenteils über Fördergelder aufbringen.
In der Ratssitzung am Montag (11. September) soll das Mammutprojekt angegangen werden. „Aber noch haben wir keinen Cent“, sagt die preisgekrönte Kulturmanagerin. Ihr ist klar: Witten allein könnte die Sanierung niemals bezahlen – ohne Bundesmittel wird es auch keine Bauarbeiten geben.
Sie kann die Förderanträge aber erst stellen, wenn der Rat die Pläne abnickt. So gesehen steht die „Baustelle Saalbau“ noch ganz am Anfang – auch wenn Jasmin Vogel in der Verwaltungsvorlage hoffnungsvoll eine Planungs- und Bauzeit von 2024 bis 2028 ausweist.
Letzte Sanierung ist 30 Jahre her
Laut Vogel müsse man davon ausgehen, dass einige technische Anlagen – etwa die Lüftung – in den nächsten zehn Jahren ausfallen werden. „Darum möchten wir vor die Welle kommen.“ Die letzte große Sanierung des 1975 erbauten Gebäudes liegt 30 Jahre zurück.
Damals ging es um Asbest und neue Decken im Foyer. Seitdem sei der Saalbau sehr gut gewartet worden. Allein 2022 sind 230.000 Euro in die nötigsten Reparaturen geflossen, etwa die Brandmeldeanlage. „Die Stadt hält das Gebäude mit wenigen Mitteln gut am Laufen“, sagt die Vorständin.
Nun hat sie das Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ im Blick. Damit werden Kommunen dabei unterstützt, den bestehenden Sanierungsstau bei wichtigen Orten des Zusammenlebens abzubauen.
Mit seinem klammen Haushalt müsste Witten im besten Fall dennoch knapp zwei Millionen Euro dazugeben. Jasmin Vogel schlägt vor, dass das Kulturforum dazu ein Darlehen über 1,65 Millionen Euro aufnimmt. Weitere Kosten könnten während der Bauphase eingespart werden.
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Sie betont: Es gehe nicht darum, den Saalbau „aufzuhübschen, sondern das, was da ist, weiterhin nutzbar zu machen und zum Leuchten zu bringen“. Dringend bräuchte es eine Erneuerung der Lüftungsanlagen, der Wärmeversorgung und der Fensterfronten, ergänzt um eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. „Unsere Energiekosten sind hoch und werden perspektivisch immens steigen.“ Nach einer Sanierung könnten jährlich mindestens 80.000 Euro gespart werden.
Mit einem rundum generalüberholten Gebäude erhoffen sich die Verantwortlichen auch eine größere Akzeptanz in der Bevölkerung. „Eingepasst in den laufenden Prozess der Innenstadterneuerung, soll der Saalbau dauerhaft als Kultur- und Veranstaltungsort erhalten und aufgewertet werden und sich stärker in die Stadtgesellschaft öffnen“, schreibt dazu Bürgermeister Lars König in einer Ratsvorlage. Nach der Sanierung sollen die Räumlichkeiten anders – vor allem flexibler – genutzt werden.
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Installationen auf dem Vordach
Ist es Ihnen aufgefallen? Mit verschiedenen Objekten auf seinem Vordach wird der Saalbau gerade zum Hingucker. Im Mai 2023 etwa hing dort ein durchsichtiger, aufblasbarer Oktopus – der auf die Kunstreihe „Ruhr Ding“ hinwies. Die acht Meter hohe und 30 Meter breite Kunststoffkrake strahlte nachts in bunten Tönen.
Aktuell steht dort eine umgekippte orangefarbene Pyramide. Die Lichtinstallation soll für die Partyreihe „Studio 25“ werben, die am 29. September im Foyer des Saalbaus startet.
Das Gebäude gibt dies nach Meinung von Jasmin Vogel auch her. „In den 70er Jahren hat man richtig gut gebaut“, lobt sie dessen Qualität und die Multifunktionalität. „Deswegen brauchen wir in Witten auch keinen Neubau. Wir können gut mit dem arbeiten, was da ist.“ Wenn es zur Sanierung kommt, müsste der Saalbau allerdings zeitweise komplett geschlossen werden. Es würde kein Spielbetrieb stattfinden.