Witten. Der Wittener Stadtrat hat eine neue Kulturchefin gewählt. In einem ersten Pressegespräch verriet Jasmin Vogel, wo sie den ein oder anderen Schwerpunkte setzen will. Sie kennt sich zum Beispiel mit Skatern aus.

Die Wälder rings um Witten kennt Jasmin Vogel schon ziemlich gut. Die Bochumerin wandert gern durchs Muttental und hat auch schon die Innenstadt besucht. „Aber ich habe noch keine Ahnung, wie die Stadt tickt“, sagt Vogel. Das wird die 37-Jährige bald herausfinden. Denn ab Oktober leitet sie den Vorstand des Kulturforums.

Am Dienstag (2. Juli) hatte der Stadtrat Jasmin Vogel einstimmig gewählt. Damit hat die lange Suche nach einem neuen Vorstand für das Kulturforum ein Ende. Im Oktober 2018 hatte Vogels Vorgänger Dirk Steimann seinen Posten verlassen. Danach übernahm Bürgermeisterin Sonja Leidemann die kommissarische Leitung.

Vogel leitete Marketingbereich vom Dortmunder U

Nun holt sich die Stadt mit Jasmin Vogel eine „Digitalexpertin“ ins Boot, wie Leidemann sagt. Die Geschichtswissenschaftlerin, die auch Amerikanistik und Kulturmanagement studiert hat, war in den letzten sieben Jahren für das Dortmunder U tätig. Bei dem Zentrum für Kunst und Kreativität leitete sie den Marketing- und Entwicklungsbereich. Ihr ist es besonders wichtig, auch lokale Akteure einzubeziehen. Eines ihrer letzten Projekte in Dortmund war „the Art of Skate“ – eine Ausstellung, die das Museum mit der dortigen Skaterszene auf die Beine gestellt hatte. So eine Vernetzung mit Beteiligten vor Ort wünscht sich auch die hiesige Politik, sagt Sonja Leidemann. In Witten gibt es etliche Akteure, darunter der Kulturbeirat, die Theatergemeinde, das Wiesenviertel, die Universität und das soziokulturelle Zentrum. „Es wird eine Aufgabe sein, die Stadtgesellschaft mit einzubinden“, sagt Vogel.

Umbau der gemeinsamen Website erstmal zurückgestellt

Außerdem will die 37-Jährige die sechs Institutionen des Kulturforums besser vernetzen. Dazu gehören Saalbau, Märkisches Museum, Stadtbibliothek, Musikschule, Stadtarchiv und Haus Witten. Thema ist zum Beispiel ein gemeinsamer Internetauftritt. „Der war bisher nicht so gut koordiniert“, sagt die Bürgermeisterin. Der Umbau der gemeinsamen Website soll zurückgestellt werden, bis Jasmin Vogel ihr Amt antritt. Auf anderen Plattformen wie Instagram, Facebook oder Twitter fehlt ein Auftritt des Kulturforums bisher gänzlich.

Lesespaß in der Bibliothek und Rock in Haus Witten

Das Wittener Kulturforum kennt keine Sommerpause. Auch im Juli bieten die sechs Institutionen verschiedenste Workshops und Veranstaltungen an. Am Donnerstag (11. Juli) startet in der Bibliothek ab 16 Uhr das Bilderbuchkino „Jan und Julia verreisen“. Die Bilder werden während der Lesung groß an die Wand projiziert. Der Eintritt ist frei.

Ebenfalls am 11. Juli hält Professor Martin Radermacher einen Vortrag im Märkischen Museum. Ab 18 Uhr spricht der Religionswissenschaftler über religiöse Symbole und Heiligenbilder.

Am Samstag (20. Juli) sorgt die Band „No Escape“ in Haus Witten für Stimmung. Die Wittener Band eröffnet den Kultursommer mit rockigen Covern von Adele bis Meat Loaf. Mehr Veranstaltungen auf kulturforum-witten.de

Gerade in Zeiten der Digitalisierung stehen Kulturbetriebe vor der Herausforderung, Jugendliche für ihr Angebot zu gewinnen. Warum ins Museum oder Stadtarchiv gehen, wenn es alle Informationen im Internet gibt? Jasmin Vogel hat – zum Beispiel durch die Skater-Ausstellung – Erfahrung mit jungem Publikum. „Jugendliche nehmen Raum anders wahr“, sagt sie. Es sei ihnen wichtig, ob sie am Eingang freundlich begrüßt werden. „Jugendliche mögen es, sich irgendwo hinzufläzen“, sagt Vogel. „Und sie lieben Musik.“

„Synergien zwischen den Institutionen schaffen“

Also eine Ausstellung mit gemütlichen Sitzecken und Auftritten der Musikschule? Dazu passt: Für zukünftige Projekte sollen – abhängig vom Thema – Schnittpunkte zwischen den Institutionen gefunden werden. Als gelungenes Beispiel wird immer wieder die enge Zusammenarbeit zwischen dem Märkischen Museum und der Bibliothek genannt.
„Es gilt, Synergien zwischen den sechs Institutionen zu schaffen“, sagt die neue Kulturforumschefin. Neben erfolgreichen Marketingstrategien sei dabei vor allem der kritische Diskurs wichtig. „Wir wollen keine Antworten geben, sondern die richtigen Fragen stellen.“