Witten. Für die Renaturierung des Walfischbachs müssten Tausende von Bäumen und Stämmen im Bebbelsdorf gefällt werden. Das sagt die Stadt Witten dazu.
Plant die Stadt einen großen Eingriff in die Natur am Bebbelsdorf und Umgebung? 2370 Bäume möchte sie dort fällen und eine etwa gleiche Anzahl von Wurzelstöcken roden. Dieses Projekt steht in Zusammenhang mit dem Hochwasserschutz zum Walfischbach. Nutzer im Netz laufen schon jetzt Sturm, Stadtbaurat Stefan Rommelfanger bleibt zurückhaltend.
Der Dezernent bestätigt, dass im Bereich Bebbelsdorf zwei neue Regenrückhaltebecken entstehen sollen. Es sei auch vorgesehen, den Lauf des Walfischbachs zu erweitern und mäandrieren zu lassen, also dem Bachbett einen kurvenreicheren Verlauf zu geben. Diese Projekte „sind absolut notwendig, um für die steigende Zahl von Starkregenereignissen gewappnet zu sein und Überschwemmungen vorzubeugen“, erklärt Rommelfanger.
Stadt verhandelt derzeit noch mit dem EN-Kreis
Eine Ausschreibung der ESW (Entwässerung Stadt Witten), die in den sozialen Medien kursiert und die neben den genannten noch weitere Rodungsarbeiten in einem erheblichen Ausmaß vorsieht, sei allerdings noch längst nicht endgültig, erklärt der Stadtbaurat. Über die genannten Abholzungen hinaus sollen laut den ESW-Unterlagen auch auf 1,5 Hektar Totholz entfernt und auf einer ähnlich großen Fläche Stämme bis zehn Zentimeter Höhe abgeräumt sowie verwertet werden.
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Momentan verhandele die Stadtverwaltung noch mit dem EN-Kreis sowie mit dem Landesbetrieb Wald und Holz, wie nun der Hochwasserschutz im Einzelnen ausgestaltet werden soll. Daher sei es im Moment noch zu früh, um über die konkreten Folgen für das Umfeld zu sprechen. Die Planungen seien längst noch nicht abgeschlossen, dauern derzeit noch an, erklärt der Stadtbaurat: „Auf jeden Fall beabsichtigt die Stadt auch ein landschaftspflegerisches Begleitprogramm aufzulegen, das unter anderem vorsieht, abgeholzte Bäume zu ersetzen.“
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In verschiedenen Facebook-Foren zeigen sich Nutzer regelrecht entsetzt, sollte es zu dem befürchteten Ausmaß an Einschnitten in die Natur kommen. Sicherlich sei der Walfischbach sanierungsbedürftig, heißt es dort. Aber das Gelände roden? Das stößt auf großes Unverständnis. Schließlich biete das Grün doch vielen Tierarten eine Heimat, von Rehen angefangen über Fledermäuse bis hin zu Greifvögeln.
Der Dezernent unterstreicht, dass die Stadt unter Zugzwang stehe. Bei Starkregen komme es auf der Pferdebachstraße und der Rebecca-Hanf-Straße immer wieder zu Überflutungen, betroffen sei oftmals auch die Umgebung des Wannenbachs. Zudem werden nach seinen Worten auch der Hauptfriedhof und angrenzende Flächen häufig überschwemmt: „Das soll und das kann so nicht bleiben, zumal aus der Bevölkerung immer wieder Kritik an den Zuständen aufkommt.“
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Arbeiten sollen innerhalb der nächsten zwei Jahre beginnen
Vorsorge gegen Starkregen
Der letzte Mittwoch (16. August) hat es in nahen Städten wie Essen oder Gelsenkirchen gezeigt: Auch zukünftig muss man mit Hochwasser- und Starkregenereignissen rechnen, da diese Phänomene infolge des Klimawandels in Deutschland deutlich wahrscheinlicher werden.
Auf vier Flyern mit unterschiedlichen Schwerpunkten hat die Entwässerung Stadt Witten (ESW) wertvolle Tipps zur Vorbereitung und für den Notfall gesammelt. Sie gibt es auf der Homepage der Stadt. Die ESW bietet eine individuelle Beratung für Eigentümer an. Ansprechperson ist der Starkregenmanager Tobias Wanders unter tobias.wanders@entwaesserung-witten.de oder unter (02302) 9173 771.
Wenn man jetzt das Augenmerk auf den Walfischbach richte, dann geschehe das aus gutem Grund. Mit dem Bach gelangen die Wassermassen zum Pferdebach und im weiteren Verlauf auch zum Wannenbach. Nun soll der Walfischbach auf einer Länge von gut 1,3 Kilometer mehr Platz bekommen und zugleich auch renaturiert werden. Das aber allein reicht nicht aus, so Rommelfanger, um auf Starkregen vorbereitet zu sein. Erforderlich sind Berechnungen zufolge auch zwei Regenrückhaltebecken. Das eine möchte die Stadt ganz in der Nähe zur Autobahn 448/44 bauen, das andere gleich neben dem Hauptfriedhof.
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Innerhalb der nächsten zwei Jahre will die Stadt mit den Arbeiten beginnen. Dabei handele es sich aber nur um eine grobe Zeitvorgabe, der weitere Ablauf sei im Wesentlichen abhängig von den Gesprächen mit den zuständigen Stellen des Ennepe-Ruhr-Kreises.
Die Kosten für das gesamte Projekt sind zuletzt vor zwei Jahren beziffert worden. Damals lag die Summe bei 2,2 Millionen Euro. Ob das angesichts der gestiegenen Kosten für Material und Handwerker dabei bleiben kann, sei durchaus fraglich, so der Stadtbaurat.
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