Witten. Der neue Planungsamtschef soll Wittens Entwicklung mitprägen. Dabei wird er in Interessenskonflikte geraten. Er stellt sich als Vermittler vor.
- Bürgermeisterin Sonja Leidemann hat dem neuen Leiter des Planungsamtes die Ernennungsurkunde überreicht
- Auf den 34 Jahre alten Sebastian Paulsberg warten viele Aufgaben
- Das schreckt ihn nicht ab. Er will bei konkurrierenden Interessen den Ausgleich suchen
Die Ansprüche an den Planungsamtschef Sebastian Paulsberg sind nicht ohne: Bürgermeisterin Sonja Leidemann erwartet, dass dieser „in den nächsten Jahren stadtbildprägend tätig“ sein wird. Stadtbaurat Stefan Rommelfanger hofft, dass der 34 Jahre alte Dortmunder die Stadtverwaltung „mit ihrem inzwischen sehr hohen Durchschnittsalter“ nicht nur optisch verjüngt, sondern dass er die Stadtentwicklung „konzeptionell und strategisch“ voranbringen wird.
Die Bürgermeisterin hat Paulsberg jetzt seine Ernennungsurkunde überreicht. Der Nachfolger von Franz Buresch an der Spitze des Planungsamtes tritt am 1. November an. Er wird Vorgesetzter von 30 Beamten und Angestellten.
Lange To-Do-Liste
Die To-Do-Liste für den Neuen wurde bei diesem Medientermin immer länger: Ein Handlungskonzept Wohnen gilt es zu entwickeln, das städtische Leitbild 2030 und das der „gesunden Stadt Witten“ (Leidemann). Weiter: Gewerbeflächen wie Drei Könige und auf der ehemaligen Thyssen-Deponie in Annen/Rüdinghausen. Und: Die Soziale Stadt Heven, das Umfeld der Universität, die Innenstadt mit ihren Leerständen. Und und und.
Paulsberg selbst nennt als eines der ersten Projekte die Rahmenplanung für die Ardex-Erweiterung. „Das ist ein Projekt mit erheblicher Strahlkraft“. Er freut sich, dass die Pferdebachstraße ab 2018 umgebaut wird und dass die neue Fahrradbrücke dort nicht nur die Lücke im Radweg Rheinischer Esel schließe. „Sie wird auch den Eingang zur Stadt neu qualifizieren.“ Auch die direkte Anbindung über die Straßenbahn 310 an den S-Bahnhof Langendreer sei wichtig.
Paulsberg freut sich auf Aufgabe
Paulsberg schreckt diese Vielfalt nicht ab, wie er sagt. Im Gegenteil. „Ich finde das sehr spannend. Gerade die Breite der Themen hat mich gereizt.“ Auch die Größe der Stadt mit knapp 100 000 Einwohnern sei für ihn genau richtig: Witten stelle ihn vor mehr Herausforderungen als die Sauerlandgemeinden, für die er zuletzt als Dezernent für Regionalentwicklung bei Regierungspräsidenten in Arnsberg zuständig war. „Aber Witten ist andererseits auch nicht so riesig, dass man die Gesamtentwicklung aus dem Blick verliert.“
„Stadtplanung ist vor allem Management“, skizziert Baurat Rommelfanger das Kerngeschäft des Planungsamtschefs. Es gelte, in Alternativen zu denken, Fördermittel einzuwerben, externen Sachverstand einzuholen und Planungs- und Vergabeverfahren sauber und rechtssicher durchzuziehen. „Das ist eine sehr komplexe Aufgabe.“
Zur Person: Sebastian Paulsberg
Der Dortmunder hat Raumplanung studiert. Nach zweijährigem Refererndariat (davon ein Jahr bei der Stadt Witten) schloss er als Bauassesor ab. Zwei Jahre war er am Forschungsinstitut für Landes- und Stadtenwicklung in Dortmund tätig.
Als Technischer Dezernent beim RP Arnsberg plante er mit an Windparks im Sauerland. Das Projekt wurde nach 20 000 Eingaben politisch gestoppt. Paulsberg lebt in einer festen Beziehung. Hobbys: Aktivurlaub – Bergwandern und Skifahren.
Gerade in der Bauleitplanung müsse fächer- und ämterübergreifend gedacht werden, sagt Sebastian Paulsberg. „Da kommen oft konkurrierende Ansprüche und Interessen auf den Plan, die von Gewerbe oder Einzelhandel, der Aspekt Wohnen, aber auch Freizeit und Erholung. Die Herausforderung besteht dann immer darin, die anderen Belange mitzudenken und einen Ausgleich herzustellen.“
„Auf dem Kornmarkt muss etwas Positives passieren“
Der Kornmarkt hat für den neuen Planungsamtsleiter hohe Priorität. Eine neue Nutzung sei „wichtig, um die Innenstadt nach vorne zu bringen. Auf dieser mindergenutzten Fläche muss etwas Positives passieren“, so Sebastian Paulsberg. Er kann sich in den oberen Etagen auch Wohnangebote für Singles vorstellen. Die Nachfrage nach innerstädtischem Wohnen steige.
Die zweite Stufe des Investorenauswahlverfahrens „Wohnen im Johannisviertel am Kornmarkt“ hat gerade begonnen. Aus den Bewerbern, die in der ersten Runde Referenzprojekte eingereicht hatten, hat die Stadt vier Teams von Architekten, Investoren und Projektentwicklern ausgesucht.
In der zweiten Runde haben diese Teams bis zum 22. Dezember Zeit, ein Konzept und ein Kaufpreisangebot für den Kornmarkt abzugeben. Das städtische Baudezernat hat jetzt auch die Namen dieser Teams veröffentlicht:
– List AG (Nordhorn) mit RKW Architektur + (Düsseldorf)
– Markus-Bau GmbH (Bochum) mit Kemper, Steiner und Partner Architekten GmbH (Bochum)
– Gels, Müller + Partner Projektentwicklungs GmbH & Co.KG (Nordhorn) mit Ulrich Dienhart Projektentwicklungen (Münster) und Bick Architektur (Osnabrück)
– Bücker Immobilien GmbH (Nordkirchen) mit bap – Büro für Architektur und Planung (Witten)