Witten. In den letzten Monaten hat Google Autos mit Kameras durch Witten geschickt. Nun sind Fotos jedes Hauses online – und mitunter wenig vorteilhaft.

Heimlich, still und leise hat der Internetgigant Google die Wittener Straßen abgelichtet. Beinahe jedes Wittener Haus lässt sich nun über den Onlinedienst „Street View“ betrachten. Dabei sind nicht alle Bilder vorteilhaft. Doch Wittener können dagegen vorgehen.

Google Street View ist ein Dienst, mit dem man aus der Karten-App „Maps“ heraus fotografische Ansichten von Straßenzügen sehen und sich in ihnen auf dem Bildschirm fortbewegen kann. In Deutschland wurde der Dienst 2010 eingeführt. Die Aufnahmen dafür stammen aus den Jahren 2008 und 2009.

Nicht in allen Städten gab es bislang Street View

Damals scheiterte das Unterfangen noch teilweise am Datenschutz. Zu viele Anwohner in Deutschland hatten sich beschwert und gefordert, ihre Gebäude unkenntlich zu machen. Das war den Datensammlern von Google zu viel Arbeit. So kam es, dass lediglich 20 Großstädte Einzug in Googles Kartendienst fanden.

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Beim zweiten großflächigen Fotoshooting nun wurden auch Witten und seine Straßenzüge abgelichtet. Die Ergebnisse kann jeder online sehen. Doch nicht immer zeigen sie auch den aktuellen Zustand der Stadt. Beispiel Pferdebachstraße. So eindrucksvoll die stark befahrene Verbindungsstraße mit ihren großzügigen Gehwegen und der Bepflanzung in der Fahrbahnmitte geworden ist, so unvorteilhaft zeigt sie sich im Internet. Denn das Google-Auto hat die Straße – oder besser, die Baustelle – schon im vergangenen Herbst abgelichtet.

Pferdebachstraße als Baustelle beim Internet-Kartendienst abgebildet

Statt von einer repräsentativen Zufahrtsstraße wird man von einem kleinen Verkehrschaos begrüßt. Nur eine Fahrtrichtung ist offen, Autos werden durch den Gegenverkehr geleitet, überall leuchten rote Baustellenampeln und am Wegesrand stapelt sich noch das Baumaterial. Und zwischen Kreisverkehr und der mittlerweile deutschlandweit berühmten „Wirrwarr-Kreuzung“ klafft ein Loch. Weil dieser Abschnitt im Herbst noch gesperrt war, zeigt Google das Wittener „Eingangstor“ als dauerhaft verschlossen.

Auch die „Wirrwarr-Kreuzung“ Ardey-/Pferdebach-/Johannisstraße ist bei Streetview noch unvollendet. Es fehlen die roten Markierungen für den Radverkehr Streetview-Ansicht der Pferdebachstraße in Witten von August 2023
Auch die „Wirrwarr-Kreuzung“ Ardey-/Pferdebach-/Johannisstraße ist bei Streetview noch unvollendet. Es fehlen die roten Markierungen für den Radverkehr Streetview-Ansicht der Pferdebachstraße in Witten von August 2023 © Google Streetview | Google Streetview

Stadt reagiert gelassen auf Darstellung der Pferdebachstraße

„Dass die heute sehr schöne Pferdebachstraße dort noch als Baustelle zu sehen ist, ist natürlich bedauerlich“, teilt die Stadt auf Anfrage mit. „Wären die Google-Fahrzeuge zu einem anderen Zeitpunkt durch die Straßen gefahren, hätten sie eine andere Baustelle dokumentiert. So ist das nun mal.“ Die Stadt geht nicht von einem Imageschaden aus. Fest steht: Die letzten Aufnahmen im Ruhrgebiet wurden vor fast 15 Jahren angefertigt. Bis zu einer Aktualisierung der Bilder kann es also noch eine Weile dauern.

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Während die erste Aufnahmerunde noch zu großen Diskussionen über Datenschutz und möglichen Einbrüchen geführt hat, blieb es diesmal ruhig. Auch die Bochumer Polizei, die für Witten zuständig ist, zeigt sich unaufgeregt. Dass Einbrecher Street View tatsächlich zur Planung von Straftaten nutzen, sei nicht bekannt.

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Außerdem sei der Dienst nur bedingt zum Ausspionieren geeignet: „Street View zeigt keine konkreten Sicherungsmaßnahmen an Häusern und gibt den Sicherheitsstandard von Fenstern und Türen, wenn überhaupt, höchstens mit Einschränkungen preis“, so ein Polizeisprecher.

So legt man Widerspruch ein

Google - Street View: Nach der Veröffentlichung kann das Verpixeln des Hauses oder der Wohnung über den Link „Problem melden“ in Google Street View beantragt werden. Wer Bedenken hat und seine Fassade vorab ausblenden lassen möchte, für den hat die Verbraucherzentrale eine Anleitung erstellt. Diese findet man auf der Seite der Verbraucherzentrale. Widersprechen kann man per Online-Formular, per E-Mail oder sogar ganz analog auf dem Postweg.

Apple - Look Around: Apple hat derzeit keine Funktion zur Meldung in seine App integriert. Eine Verpixelung ihrer Immobilie müssen Anwohner per E-Mail an das Unternehmen beantragen. Einen Mustertext hierfür stellt die Verbraucherzentrale NRW bereit.

Cyclomedia: Obwohl die Bilder nicht öffentlich gemacht werden, können Anwohner auch bei Cyclomedia per E-Mail eine Verpixelung beantragen. Interessierte melden sich hierfür einfach unter Angabe ihres Namens und der Anschrift beim Unternehmen.

Außerdem bilde Street View lediglich das Haus ab und zeige nicht, wann Bewohner zu Hause sind, ob sie Hunde haben, Alarmanlagen angebracht sind oder ob es vielleicht aufmerksame Nachbarn gibt, die aufpassen.

Auch die Privatsphäre der Anwohner wird nach Ansicht der Polizei nicht durch ein Foto bei Street View verletzt. Schließlich sei das Gezeigte auch „für jedermann im Vorbeifahren erkennbar“.

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