Witten. Über 100 Songs hat die Wittener Band parat. Da kann man die besten ruhig mal auf ein Album bringen. Auch sonst haben die „Bären“ noch viel vor.

Das silberne Jubiläum haben sie schon über drei Jahre hinter sich. Deshalb ziert jetzt eine goldfunkelnde Zahl das neue Album der Wittener Band „Free Bears“. Der Titel: „28 Years of Bears“. Und es ist eigentlich auch gar nicht neu, sondern versammelt die Best-of-Songs der Vergangenheit. Was aber keinesfalls heißen soll, dass ihnen nichts Neues mehr einfällt.

„Best of“ – das klinge schon irgendwie arrogant und ein bisschen anmaßend, sagt Jörg Fuchs alias George Foxmann, der im richtigen Leben als Lehrer an einer Pflegefachschule arbeitet. „So ein Album machen normalerweise große Bands, wenn sie aus einem Plattenvertrag aussteigen wollen. Aber wir hatten einfach das Gefühl, dass es an der Zeit für so etwas ist.“ Vor allem wollten die Jungs damit sich selbst und den Fans ein Geschenk machen. Unter den 19 Songs befinden sich auch solche, die noch nie erschienen sind.

Querschnitt aus Songs der Wittener Band

„Different Streets“, „Hard Loving Woman“, „Second Drink“: Wer reinhört, den erwartet ein Querschnitt aus mittlerweile um die 100 „Bären“-Liedern, die irgendwie in keine Schublade passen wollen. Ein bisschen Country. Ein bisschen Rock’n’Roll. Etwas Blues. Sie nennen es Americana-Stil. Und der ist laut, schmutzig, ehrlich, gefühlvoll. „Alles, was uns Spaß macht.“ Charts wollen sie damit nicht füllen.

Die „Free Bears“ bei einem ihrer regelmäßigen Auftritte auf der Hamburger Reeperbahn.
Die „Free Bears“ bei einem ihrer regelmäßigen Auftritte auf der Hamburger Reeperbahn. © Claudia Griess

„Es war total schwierig, die Lieder auszuwählen“, sagt Sänger und Gitarrist Fuchs rückblickend. Doch zerstritten haben sie sich darüber offenbar nicht. „Wir haben intensiv diskutiert, aber die letzte Entscheidung liegt bei mir“, sagt Fuchs. Denn der 59-Jährige ist Mitbegründer und damit Urgestein der Truppe. Mit dabei ist auch eines seiner Lieblingslieder: „Shores Of The Rhine“ – eine Hommage an seine Jugend im Rheinland.

Nicht alle Free Bears kommen aus Witten

In den letzten Jahren hat es bei den Free Bears übrigens ein Bäumchen-wechsel-dich in der Besetzung gegeben. Sie sind nun vier statt drei. Nicht alle kommen aus Witten, sehen sich aber dennoch als Wittener Band. Mit dabei sind außer dem Dortmunder Fuchs noch Carsten Aufermann aus der Ruhrstadt, Frank W. Nelle aus Herbede und Ralf Berges aus Breckerfeld. Alle Mann sind mittlerweile über 50.

Kein Grund, der Musik den Rücken zu kehren. Noch nicht, sagt Fuchs. „Ich werde das nicht ewig machen.“ In zehn Jahren – mit fast 70 – wolle er nicht mehr auf der Bühne stehen. „Das ist dann irgendwie unwürdig, wird zur Farce“, findet er. Lange Autofahrten, gesteht er, würden sich jetzt schon bemerkbar machen. Doch noch quetscht sich die Truppe begeistert in den Bandbus, um sich gegenseitig ein wenig romantisierend vorzuschwärmen: „Alter, das ist Rock’n’Roll“.

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Corona war auch für diese Musiker eine harte Zeit. Die Promotion-Tour durch New York ist ausgefallen. Doch sie haben die Lockdowns so gut es ging genutzt. Jörg Fuchs hat wie immer getextet und komponiert, was das Zeug hielt. „Es hat sich viel angestaut.“ Fast 20 neue Songs sind entstanden, die irgendwann auf einem Studioalbum erscheinen sollen. Ein paar Cover-Versionen inklusive.

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Neu ist etwa eine Kooperation mit Freunden aus Atlanta. Auch eine Einladung nach Australien steht noch aus, scheitert aber bislang an fehlenden Sponsoren. Ist schließlich teuer, das Ganze. Die New-York-Tour aber wird nachgeholt. „Ein Träumchen“, freut sich Fuchs. Derweil reisen sie vor allem kreuz und quer durch Deutschland. Haben bei den Karl-May-Festtagen in Radebeul gespielt, treten am 19. August in Herdecke auf und am 25. in der Halle des Bochumer Hauptbahnhofs sowie alle vier bis sechs Wochen auf der Hamburger Reeperbahn. Und wo bleibt da Witten?

„Da ist dieses Jahr nichts mehr vorgesehen“, sagt Fuchs. Im Maschinchen haben sie schon gespielt. „Ansonsten ist die Hose hier ziemlich tot“, wird er ziemlich deutlich und schiebt hinterher: „Das ist ein bisschen schade.“ An der nötigen Portion Selbstbewusstsein lässt er es indes nicht fehlen: „Wir sind lokal gesehen die fleißigste Band hier.“