Witten. Die Zahl der Solaranlagen steigt auch in Witten Immer mehr Häuser haben Photovoltaik auf dem Dach oder am Balkon. Das kann brenzlig werden.

Solaranlagen stehen hoch im Kurs, die Sonnenenergie boomt. Wer sich allerdings Photovoltaik aufs Dach packt oder mit Balkonkraftwerken Strom erzeugen will, sollte die Risiken bedenken, mahnt Feuerwehrchef Marco Rosenkranz.

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Ein besonders krasses Beispiel liegt erst einige Monate zurück. Als ein Wohnhaus im Hammertal in Flammen aufging, waren es Solarzellen auf dem Dachstuhl, die den Weg der Feuerwehrleute zum Brandherd behinderten. Wenn auch glücklicherweise keine Menschen zu Schaden kamen, hat das Feuer doch das Gebäude vollständig vernichtet.

Bei dem Wohnhausbrand im Hammertal behinderte Photovoltaik den Rettungsweg der Einsatzkräfte.
Bei dem Wohnhausbrand im Hammertal behinderte Photovoltaik den Rettungsweg der Einsatzkräfte. © WAZ | Susanne Schild

Einsatzkräfte müssen Sicherheitsabstand einhalten

„Wenn wir bei unseren Einsätzen auf Photovoltaikanlagen treffen, sind brenzlige Situationen keine Seltenheit“, sagt der Branddirektor. Das liege aber nicht nur daran, dass Zuwege erschwert werden, man müsse eben auch bedenken, dass die Anlagen nun mal Strom produzieren und unter Spannung stehen. Daher bestehe aus Sicherheitsgründen für Feuerwehrleute die Pflicht, bei Löscharbeiten einen Abstand von mindestens einem Meter einzuhalten. Das wiederum könne die Brandbekämpfung durchaus einschränken.

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Anders verhalte es sich in Gebäuden, die mit einer Brandmeldeanlage ausgestattet sind, sagt Rosenkranz. Sie schalten Solarzellen ab. Allerdings verfügen in der Regel nur Firmen, Krankenhäuser oder große Einrichtungen über solche Anlagen. Für Privatleute sind die Techniken viel zu teuer, erklärt der Feuerwehrchef.

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Steigende Zahl von Photovoltaikanlagen

Bereits im vergangenen Jahr wurden in Witten rund 260 neue Photovoltaikanlagen montiert. Das war nach Angaben der Stadtwerke ein Zuwachs von 29 Prozent.

Als die Stadt jetzt bekanntgab, dass sie Fördergelder für Solartechnik bereitstellt, war der Andrang groß. Sie unterstützt den Kauf von Balkonkraftwerken mit je 200 Euro, der Fördertopf ist auf 100 Anlagen begrenzt. Darüber hinaus stehen 40.000 Euro für PV-Technik zur Verfügung, eine einzelne Anlage erhält einen Zuschuss von bis zu 1000 Euro.

Dennoch könne ein Hausbesitzer das Risiko zu einem gewissen Maß verringern. Rosenkranz empfiehlt dringend, Brandmelder einzubauen und dies eben nicht nur im Flur oder Schlafzimmer, „sondern ganz gezielt auch auf dem Dach- oder Spitzboden“. Je früher die Feuerwehr an einem Einsatzort sei, desto größer seien auch die Chancen, die Ausbreitung eines Brandes zu verhindern und Herr der Lage zu werden.

Rettungswege führen oftmals über den Balkon

Wittens Feuerwehrchef Mario Rosenkranz rät: Bei der Montage von Balkonkraftwerken den Brandschutz beachten.
Wittens Feuerwehrchef Mario Rosenkranz rät: Bei der Montage von Balkonkraftwerken den Brandschutz beachten. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Vorsicht sollten Mieter oder Eigentümer auch bei der Montage von Balkonkraftwerken walten lassen, betont der 55-Jährige. Entscheidend sei zu allererst die Frage, ob der dafür geplante Balkon als Rettungsweg vorgesehen ist. „Wenn wir nämlich eine Drehleiter anlegen müssen, darf beispielsweise ein Geländer nicht höher als einen Meter sein, ansonsten kommen wir nicht weiter. Das Maß gilt natürlich dann auch für die Solarzellen“, hebt Rosenkranz hervor. Daher sei es äußerst ratsam, sich vorab eingehend zu informieren, welche Rolle der Balkon für den Brandschutz spielt. Mieter sollten sich dazu mit dem Hauseigentümer in Verbindung setzen.

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Auch beim Anbringen der Minikraftwerke an der Außenfassade oder in der Nähe von Fenstern sei Obacht geboten, um im Fall der Fälle die Arbeit der Feuerwehr nicht zu behindern.

Beim Kauf von Solaranlagen rät Rosenkranz, auf Qualitätsstandards zu achten. „Es sollten auf jeden Fall Geräte mit Prüfzeichen sein, wie beispielsweise CE“. Damit habe man zumindest eine gewisse Gewähr, dass die Anlagen festgelegten Normen entsprechen. Eine fehlerhafte Fertigung sowie Mängel beim Zusammenbau bergen die Gefahr, dass sich die Anlage überhitzt und ein Feuer auslöst.

Fachfirma für die Montage beauftragen

Darüber hinaus sollte ein Hausbesitzer bei der Montage von Photovoltaik auf jeden Fall eine Fachfirma beauftragen. Die Betriebe verfügen über die erforderliche Kenntnis. Wenn beispielsweise Kabel unsachgemäß verlegt werden, könne das durchaus Brände hervorrufen. Darüber hinaus sollte eine regelmäßige Wartung erfolgen. Durch Wind, Schneelast oder auch Hagel kann Material beschädigt werden und sich das Brandrisiko erhöhen.

Bei der Installation von Balkonkraftwerken legen, wie es sich bislang zeigt, viele Käufer selbst Hand an. Im Zweifelsfall und wenn man unsicher ist, sollte ein Experte zurate gezogen werden, betont Rosenkranz.

Die Zahl der Haushalte, die auf die Kraft der Sonne setzen, werde allen Prognosen zufolge in den nächsten Jahren noch weiter ansteigen. „Die Gründe sind unterschiedlich. Die einen wollen zur Energiewende beitragen, andere Geld sparen. In der Energieversorgung unabhängig zu sein, spielt als Motiv auch eine Rolle.“ Die gesamte Entwicklung will die Feuerwehr durchaus fördern, hebt Rosenkranz hervor, zumal von der Technik im Vergleich zu anderen Anlagen keine erhöhte Gefahr ausgehe. Gleichwohl sollten Mieter und Besitzer den Brandschutz im Blick haben. Für Fragen stehe aber auch die Feuerwehr bereit.

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