Witten. Die Menschen in Witten stehen auf Solarenergie. Über 260 neue Anlagen wurden 2022 installiert. Nicht nur auf Dächern wird damit Strom produziert.
Der Ausbau von Solarenergie boomt auch in Witten weiterhin. 263 neue Photovoltaik-Anlagen wurden 2022 in der Stadt installiert. Das sind 29 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr. „Zum Ende des Jahres gab es insgesamt 1177 Anlagen im Stadtgebiet“, bilanzieren die Stadtwerke. Doch die hohe Nachfrage birgt auch so manches Problem. Kunden sind genervt von Wartezeiten und Lieferengpässen.
Dennoch: „Die angespannte Lage am Energiemarkt im vergangenen Jahr hat das Interesse an nachhaltiger Stromerzeugung weiter steigen lassen“, sagt Energieberater Christian Dresel. Nicht zuletzt seien die Anfragen auch jetzt noch hoch, da in diesem Jahr für die Installation einer Solaranlage die Mehrwertsteuer entfällt. Damit wolle die Bundesregierung die Energiewende vorantreiben.
Stadtwerke Witten: Anlagen auf Balkonen rechnen sich nicht
Aufgrund der gestiegenen Energiekosten wollen nicht nur Großgewerbe- und Industriekunden vermehrt selbst Strom produzieren. Auch Mieter und Wohnungseigentümer fragen nach. Da zeichne sich ein neuer Trend ab: 109 der 263 neuen Photovoltaik-Anlagen seien tatsächlich sogenannte Plug-In-Anlagen, die zum Beispiel auf Balkonen installiert werden können.
„Das ist ein guter Ansatz“, lobt Patrick Berg, Abteilungsleiter für Energiedienstleistungen bei den Stadtwerken. Es rechne sich jedoch nicht wirklich: Solch eine Anlage koste etwa 1500 Euro und spare rund 40 Euro Strom pro Jahr.
Installation einer Photovoltaikanlage erfordert viele Formalitäten
Die Stadtwerke bieten eine umfassende Beratung von der ersten Anfrage bis zur Installation der Photovoltaikanlagen an, so Berg. Auch online könne ein individuelles Nutzungsprofil erstellt werden. Warum der digitale Prozess recht kompliziert sei, wie ein Wittener Unternehmer kritisiert, kann der Energie-Experte erklären: Nicht nur bräuchte man viele Informationen und Daten für die Erstellung solch eines Angebotes. Auch die spätere Anmeldung der Anlage erfordere weitere Formalitäten. Aber, so Berg: „Der Aufwand einer Beratung vor Ort wäre wesentlich größer.“
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Geduld ist allemal gefragt. Darum bitten die Stadtwerke dann auch bei der Beantwortung von Anfragen sowie der Erstellung des Angebots. Verantwortlich seien die hohe Nachfrage, die maßgeschneiderte Planung und lange Verzögerungen in der Lieferkette. Letztere würden sich allerdings gerade wieder etwas verkürzen.
Wittener wartet ein Jahr auf Material für Solaranlage
Zudem hätten die Stadtwerke weitere Dienstleister und Lieferanten ins Boot geholt. Bis ein Angebot stehe, dauere es momentan drei bis vier Wochen. Auch die Installation könne in drei Wochen abgeschlossen sein, „wenn’s gut läuft“, sagt Patrick Berg. In der Regel müsse man jedoch von vier bis sechs Monaten ausgehen, so die Erfahrung bei den Stadtwerken.
Interessierte können Anlage pachten
Die Stadtwerke Witten bieten auch die Möglichkeit, eine Solaranlage zu pachten. Sie übernehmen während der 18 Jahre Vertragslaufzeit die Rundum-Betreuung und überprüfen die Anlage regelmäßig. Nach Ablauf der Pacht geht sie automatisch in den Besitz der Auftraggeber über.
Ob sich die Sonnenenergie vom eigenen Dach auch finanziell lohnt, kann jeder Interessierte auf der Stadtwerke-Website mit ein paar Klicks selbst herausfinden: www.stadtwerke-witten.de/solar
Darüber kann Dustin Doelle nur staunen. Er ist Inhaber eines Heizungs- und Klimatechnikbetriebs im Hammertal und wollte mit seinem Vater eine Photovoltaikanlage auf dessen Haus anbringen. Man habe das Passende ausarbeiten lassen und dann selbst die Bestellung in Angriff genommen. „Das hat bis zur kompletten Lieferung fast zwölf Monate gedauert.“
Die Stadtwerke setzen übrigens inzwischen auf eine Beratungsgebühr, um die Flut der Anfragen auf jene Kunden einzudämmen, die ernsthaftes Interesse haben. Seit 1. Januar werden Kosten in Höhe von 50 Euro berechnet. Diese erhält der Kunde zurück, wenn der Auftrag tatsächlich erteilt wird. Noch ein Tipp von Patrick Berg: Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach lohne sich ab einem jährlichen Verbrauch von 2500 Kilowattstunden. In Zukunft glaubt er, seien Immobilien mit einer solchen Ausstattung mehr wert.
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