Witten. . Noch fehlen zwar die Beschlüsse, aber Gymnasien arbeiten bereits an der Umsetzung der Lehrpläne. Und da gibt es einiges, was neu ist.
Bislang liegen nur Entwürfe auf dem Tisch des Ministeriums. Doch zum neuen Schuljahr müssen die Gymnasien die geänderten Lehrpläne für G9 – also jetzt wieder 13 Schuljahre bis zum Abitur – bereits umsetzen. Keine einfache Situation für die Lehrer-Kollegien. „Es ist unbefriedigend“, sagt die Schulleiterin des Schiller-Gymnasiums, Janine Bartsch. „Wir stehen alle in den Startlöchern und warten auf die Beschlüsse – aber unsere Weichen sind bereits gestellt.“
Die ersten, die die Rückkehr zur wieder verlängerten Schulzeit hautnah zu spüren bekommen, werden die jetzigen Fünftklässler sein. Denn auch sie kehren zu G9 zurück. Und das heißt: Nach den Sommerferien haben sie – dann in der sechsten Klasse – einen Nachmittag mehr frei. „In der Regel findet dann da kein Unterricht mehr statt“, so Dirk Gellesch, der neue Schulleiter des Ruhr-Gymnasiums.
Zweite Fremdsprache erst in der siebten Klasse
Weiterer Vorteil für die jetzigen Fünfer: Die frühe Wahl der zweiten Fremdsprache – von G8-Gegnern oft kritisiert – fällt weg. Eine „sehr gute Entscheidung“, wie Martmöller-Leiter Johannes Rienäcker betont. „Das wird zu einer deutlichen Entlastung führen.“ Auch Janine Bartsch spricht von einer „großen Erleichterung“. Statt in der sechsten müssen die Schüler erst in der siebten Klasse ihre Wahl treffen.
Alle drei Schulleiter sind sich einig: Zwar sei man bei der Umsetzung von G8 letztlich auf einem „sehr guten Weg gewesen“. Aber im Sinne der Schüler sei das zusätzliche Jahr sinnvoll. „Lernen braucht nun einmal Zeit“, so Gellesch. „G9 ist daher eine große Chance – jetzt müssen wir sie aber auch nutzen.“
Das Ruhr-Gymnasium setzt dabei auf die Digitalisierung. Es will den Schwerpunkt auf die künftig stärker geforderte Medienkompetenz legen – nicht nur in der neuen iPad-Klasse. So etwas künftig einzurichten, darüber denkt auch das Schiller nach. Man sei mit der Stadt über die digitale Aufstockung der Schule bereits im Gespräch. Bartsch: „Da machen wir uns jetzt auf den Weg.“ Das Martmöller-Gymnasium will unter anderem fächerübergreifende „Profilmodule“ in den Naturwissenschaften in der neuen Erprobungsstufe anbieten – nicht nur für eine Schwerpunkt-Klasse, sondern für alle Schüler.
„Ich bin gespannt, wie sich das entwickelt“
Individuelle Förderung ist ein weiteres Stichwort, das die Schulen verstärkt umsetzen wollen – und müssen. Außerdem sind mehr AG’s an den jetzt wieder freien Nachmittagen geplant. Dirk Gellesch: „Ich bin gespannt, wie sich das entwickelt.“ Auch wenn die Beschlüsse auf sich warten lassen: Die Stundentafeln stehen fest, die Kollegien arbeiten bereits auf Hochtouren, so Schiller-Chefin Janine Bartsch, an der Umsetzung der Vorgaben der Bezirksregierung. Wenn es dann doch noch Änderungen vom Land geben sollte, „werden wir sie flexibel umsetzen“, sagt Johannes Rienäcker (AMG).
Die Eltern nehmen diese kleinen Unsicherheiten gerne in Kauf. „Wir sind positiv gestimmt“, so die Vorsitzende der Schulpflegschaft vom Schiller, Claudia Biesterfeld, die sich auch in der Landeselternschaft engagiert. „Die Rückkehr zu G9 war die richtige Entscheidung, weil uns unsere Kinder wichtig sind. Das eine Jahr mehr wird ihnen Zeit zum Durchatmen geben.“