Witten. Der Medikamentenmangel in Witten spitzt sich weiter zu. Die Apotheker planen jetzt eine Protestaktion und kritisieren die Pläne des Bundes.

Die Geduld der Apotheker in Witten ist langsam am Ende. Der Medikamentenmangel sorgt weiterhin für große Probleme. Der Bund hat nun einen Gesetzesentwurf entwickelt, um dem entgegenzuwirken. Die Vorschläge kommen größtenteils nicht gut an. Deshalb ist nun für den 14. Juni eine Protestaktion geplant.

An diesem Mittwoch in knapp zwei Wochen werden deutschlandweit viele Apotheken geschlossen bleiben. Nach Informationen dieser Redaktion nehmen auch in Witten fast alle Apotheken an der Aktion teil. „Engpässe werden auch nach Verabschiedung dieses Gesetzes auf absehbare Zeit die Tätigkeit in der Apotheke vor Ort bestimmen“, sagt Michael Mahl, Vorsitzender der Bezirksgruppe Ennepe-Ruhr im Apothekerverband Westfalen-Lippe.

Pläne lösen akute Probleme nicht

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte den Entwurf, über den derzeit noch beraten wird, kürzlich im Bundestag vorgestellt. Demnach wolle man dafür sorgen, dass die Produktion der Arzneimittel wieder verstärkter in Europa angesiedelt wird. Zudem wolle man schneller auf einen möglichen Mangel reagieren und die Rabattverträge noch einmal überprüfen.

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„Das ist ein netter Vorschlag, der aber nicht so schnell umzusetzen ist. Man kann auch nicht mal eben so eine Produktion aufbauen“, sagt Michael Trubitz von den Bommeraner Apotheken. Auch er werde sich an der Protestaktion beteiligen. „Es ist auch für uns unangenehm, da die Kunden da drunter leiden müssen. Es ist aber ein Punkt erreicht, an dem man nicht mehr einfach nur zusehen kann.“

Michael Mahl, Vorsitzender der Bezirksgruppe Ennepetal-Ruhr des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe, will vor allem für die Patienten und Patientinnen protestieren.
Michael Mahl, Vorsitzender der Bezirksgruppe Ennepetal-Ruhr des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe, will vor allem für die Patienten und Patientinnen protestieren. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Noch immer haben die Apotheken mit dem Mangel zu kämpfen, ständig müsse man Ersatz für Arzneimittel suchen, die nicht vorhanden sind. Dabei gilt es zunächst, Rücksprache mit dem Arzt zu halten. Dieser muss dann entscheiden, ob der Patient oder die Patientin überhaupt ein anderes Arzneimittel einnehmen darf. Für die Bewältigung der Lieferengpässe sollen die Apotheken nach dem Entwurf der Bundesregierung nun einen Zuschuss von 50 Cent pro Fall bekommen. „Um ehrlich zu sein, ist das schon eine Frechheit. So ein Vorgang kann bis zu 30 Minuten dauern“, sagt Trubitz.

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Die bislang vorgelegten Entwürfe würden nach seiner Ansicht nicht die akuten Probleme lösen. „Es ist einfach nur noch frustrierend für alle.“ Zumal die Honorare für Apotheker seit zehn Jahren nicht angehoben worden seien.

„Vergütung nicht mehr auskömmlich“

„Die Vergütung für all diese Leistungen ist nicht mehr auskömmlich“, sagt auch Michael Mahl. Mit dem Streik wolle man auch für die Patienten und Patientinnen protestieren. „Sie sind ebenso Leidtragende, wenn Arzneimittel zunehmend knapp werden und das flächendeckende Apothekennetz ausdünnt“.

Viele Apotheken machen ihre Kunden schon jetzt auf die Aktion aufmerksam, sodass sich jeder vorab darauf vorbereiten und Medikamente frühzeitig besorgen kann. „Die Notdienstapotheken stehen hingegen bereit, um Patienten bei akuten Problemen zu helfen“, sagt Michael Mahl. „Planbare Medikationen aber sollten die Bürger an den Vortagen in ihrer vertrauten Apotheke abholen – oder danach, falls möglich.“

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