Witten. Witten steht gut da bei der Versorgung von Sterbenskranken. Jetzt wurde gesichert, dass es so weitergehen kann. Nur bei einem Thema hakt es noch.
Das Palliativnetz in Witten ist dicht gewebt: Patienten am Lebensende können umfassend versorgt werden. Mit seinem Modell war das Netzwerk einst einer der Vorreiter im Land. Jetzt ist gesichert, dass es die Versorgung von Palliativpatienten auf bewährte Weise fortsetzen kann.
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2009 war die ambulante Betreuung am Lebensende von Ärzten und Krankenkassen im Bereich Westfalen/Lippe neu geregelt worden – und Witten eine der ersten Städte, die den neuen Palliativvertrag rasch umsetzen konnte. Jetzt ist dieser Vertrag neu vereinbart worden. „Eine herausragende Nachricht“, so die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). Denn der Vertrag habe sich längst zu einem echten Erfolgsmodell entwickelt.
In Witten bleiben 95 Prozent bis zuletzt an dem Ort ihrer Wahl
Das bundesweit Besondere daran: Nur im Bereich der KVWL kann der Hausarzt seinen Patienten bis zuletzt betreuen, auch dann noch, wenn das Palliativ-Team hinzugezogen wird. Zwischen normaler und palliativer Versorgung gibt es somit weder Lücken noch Brüche. Beide Versorgungsangebote werden von den Kassen gleichwertig nebeneinander betrachtet – und bezahlt.
Dass dieses Hand-in-Hand-Arbeiten gut ankommt, lässt sich an den Zahlen ablesen. 90 Prozent der Hausärzte im KVWL-Bereich nehmen an dem System teil. „Und in keiner anderen Stadt so viele wie in Witten“, sagt Dr. Matthias Thöns, einer der Mitgründer und jetziges Vorstandsmitglied des Palliativnetzes. Das zahle sich für die Patienten aus. „In Witten bleiben 95 Prozent bis zuletzt an dem Ort ihrer Wahl“, so der 56-Jährige. „Zum Vergleich: Bundesweit sterben nur 20 Prozent der Menschen zu Hause.“ Ein Skandal für den Schmerzmediziner.
550 Patienten wurden im letzten Jahr vom Palliativnetz versorgt
550 Patienten hat das Netzwerk allein im vergangenen Jahr in Witten und grenznahen Gebieten versorgt. „Und die Zahlen steigen, der Bedarf wächst“, erklärt Thöns. Doch bislang habe noch nie ein Patient abgewiesen werden müssen, auch Wartelisten gebe es nicht. „Wir kommen auf Wunsch am Tag der ersten Meldung“, sagt der Arzt und betont: „Witten steht gut da.“
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Das bestätigen auch andere Netzwerk-Partner, wie etwa der Ambulante Hospizdienst, der in Witten und Hattingen aktiv ist und dort die psycho-soziale Versorgung der Patienten übernimmt. Witten sei gut aufgestellt, besser noch als die kleinere Nachbarstadt. „Durch die Palliativstation und das Hospiz ist die Versorgung hier auf noch mehr Säulen verteilt, das ist ein großer Vorteil“, so Susanne Gramatke, eine der Koordinatorinnen des Hospizdienstes.
Kommunikation zwischen allen Beteiligten klappt sehr gut
Ihre Kollegin Andrea Glaremin ergänzt: Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Netzpartnern – dazu gehören auch Pflegekräfte, Apotheken und Sanitätshäuser sowie Therapeuten und Seelsorger – , funktioniere hervorragend. „Um den Patienten wird tatsächlich ein Netz gespannt.“ Andreas Waning, der neue Vorstand des Caritas-Verbandes, kann das nur bestätigen: „Die Kommunikation zwischen Ärzten, Pflege und den anderen Beteiligten klappt sehr gut.“
Und auch die mit den Angehörigen, wie Oskar Kloppenburg versichert. Der 27-Jährige hat im Frühjahr seine Großmutter vom Palliativnetz betreuen lassen und ist vollends zufrieden. Die Oma sei schnell und umfassend versorgt worden, bei Bedarf sei immer jemand rasch zur Stelle gewesen, um ihr Leiden zu lindern. „Ich kann das wirklich nur jedem empfehlen.“
Verbesserungsbedarf beim Thema Vernetzung mit Notarzt- und Rettungsdienst
Also alles prima? Nicht ganz. Verbesserungsbedarf gebe es beim Thema Vernetzung mit dem Notarzt- und Rettungsdienst sowie dem ärztlichen Notdienst, wie Matthias Thöns erklärt. Es gebe einzelne Pflegeheime, da stehe der Rettungswagen fast jeden Tag vor der Tür. „Das ist etwas, was Menschen am wenigsten wollen: Klinik rein – Klinik raus“, so der Arzt. „Das lässt sich durch eine gute Versorgung eigentlich zumeist verhindern – aber da sind wir dran.“
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Der Wittener Mediziner ist daher froh, dass der Palliativvertrag fortgeschrieben worden ist. Denn das bedeute Kontinuität in der Versorgung der Patienten. „Und wir rücken unserem Ziel näher: Dass die Menschen wirklich leben, bis sie sterben.“