Witten. Der Personalmangel sorgt bei den Gastronomen in Witten weiter für große Sorgen. Gerade zur Biergartensaison scheint sich die Lage zuzuspitzen.
Der Sommer ist da und die Biergärten in Witten füllen sich. Doch während genug Gäste da sind, fehlt an allen Ecken und Enden Personal. Anhaltender Personalmangel macht den Gastronominnen und Gastronomen das Leben schwer. Was zunächst wie Nachwehen der Pandemie aussah, wird nun immer mehr zum Dauerzustand.
„So eine Situation wie aktuell habe ich noch nie erlebt“, sagt Doris Veit, die gemeinsam mit ihrem Mann das Restaurant Haus Fründt in der Innenstadt betreibt. Wo früher zwei weitere Köche in der Küche standen, steht sie heute alleine. Die einzigen, die ihr im Service geblieben sind, sind zwei langjährige Festangestellte. Gelegentlich kommen Aushilfen. „Aber die meisten sind ungelernt und wollen auch nicht am Wochenende arbeiten“, so die Wirtin. Neben dem Montag ist nun auch donnerstags Ruhetag. „Ich habe Angst, krank zu werden und an Urlaub ist gar nicht mehr zu denken, das können wir uns nicht erlauben“, sagt Doris Veit.
Klimbim in Witten hat montags geschlossen
Im Fenster des Lokals Klimbim hängt seit Ferienbeginn das Schild „Montags geschlossen aufgrund von Personalmangel“. Franco Sapia hat zwar noch sieben Angestellte, jedoch fallen zwei von ihnen zurzeit aus. Eine Mitarbeiterin sei im Urlaub, eine zweite habe sich vor einiger Zeit den Arm gebrochen. Bis beide wieder zurück sind, hat das „Klimbim“ neben dem regulären Ruhetag am Sonntag auch montags zu. „Ich höre von vielen Kollegen in der Gastronomie, dass sie extreme Schwierigkeiten haben, Leute zu finden und deshalb mehr Ruhetage einlegen müssen“, so Sapia.
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Auch Trattoria Pavarotti-Betreiber Alireza Kordbacheh hat mit den Problemen zu kämpfen. „Seit Corona ist mein tolles Team, dass ich mir über sieben Jahre aufgebaut hatte, zerbrochen“, sagt der Gastronom. Viele seien mittlerweile in andere, weniger unsichere Branchen gewechselt. „Ich denke auch nicht, dass sich die Situation verbessert“, sagt Kordbacheh. Bisher gibt es in der Trattoria nur sonntags einen Ruhetag. Nach diesem Sommer wolle er aber entscheiden, ob er montags auch schließt. Jeden Tag zwölf bis 13 Stunden zu arbeiten plus Büroarbeit, das sei auf Dauer nicht machbar. „Ich möchte nicht aufgeben, aber ich denke darüber nach, irgendwann nur noch Außer-Haus-Verkauf zu machen“, so der Gastronom.
In Heven hat Sebastian Schreiber in seinem Lokal Sebo’s Dorfkrug alle Hände voll zu tun. Bereits am frühen Abend ist es voll, draußen im Biergarten muss er eine große Gruppe bedienen. Seit 2019 betreibt der Wirt das Lokal gemeinsam mit seiner Frau Yvonne. Bis 2022 hatten die beiden auch ein Café an der Oberstraße, das sie unter anderem wegen Personalmangel schließen mussten.
Suche nach Angestellten ist schwierig
Auch im Dorfkrug haben die Schreibers Probleme, Fachpersonal zu finden. Mittlerweile ist montags und dienstags zu und es gibt außer sonntags keinen Mittagstisch mehr. „Wir sind einfach zu knapp besetzt“, erklärt der Wirt. Waren es früher fünf Kräfte in der Küche, sind es bald nur noch drei, denn ein weiterer Koch wird gehen. Zumindest im Service haben die Schreibers nach über zwei Jahren, in denen sie sich mit Aushilfen über Wasser hielten, seit Kurzem eine neue Festangestellte.
In Herbede rotiert Wirt Karsten Laux zwischen Küche, Theke und Tischen. Er sieht müde aus – und ist es auch. Früher arbeiteten sieben Angestellte im Jever Krog. Heute sind es nur noch zwei. Die Suche nach Aushilfen, geschweige denn Angestellten, erweist sich als schwierig. „Teils erscheinen die Leute nicht mal zum vereinbarten Bewerbungsgespräch“, so Laux. Letzten Sonntag musste er den Außenbereich schließen, um ein Hochzeitsessen auszurichten.
„Das würde ich sonst nie machen, aber alleine schaffe ich es nicht. Und dann geht mir Geld verloren und für die Gäste ist es auch schade“, erzählt er. Auf der nordisch angehauchten Speisekarte gibt es gerade ganz viel Matjes – Matjesfilet wahlweise mit Gartenkräuter-Pesto, in Sesamkruste, oder mit Spaghetti und Spargel. Trotzdem ist die Karte deutlich abgespeckter, die Küche schließt eine Stunde früher und neben dem Montag ist der Jever Krog nun auch dienstags geschlossen. Karsten Laux ist verzweifelt: „So schwer wie es gerade ist, war es noch nie“.
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