Witten. Bis zur Pensionierung war Sabine Schmelzer Leiterin der Wittener Bruchschule. Jetzt steht die leidenschaftliche Köchin im Haus Fründt am Herd.
In ihrem ersten Leben war Sabine Schmelzer Leiterin der Bruchschule. Die umtriebige frühere Lehrerin hatte aber immer noch eine private Leidenschaft: das Kochen. Wie sehr die gebürtige Wittenerin dafür brennt, konnten Fernsehzuschauer in den vergangenen Jahren in Kochshows erleben, bei denen Schmelzer mit am Herd stand - 2018, bei der „Küchenschlacht“ (ZDF), sogar gemeinsam mit Promikoch Johann Lafer. Seit einigen Wochen kocht die 68-Jährige jetzt für Gäste - im Haus Fründt.
Und das kam so: Dem Wittener Traditionslokal an der Bellerslohstraße sind in der Pandemie fünf Leute abhanden gekommen - Service- und Küchenkräfte. Wirtin Doris Veit und ihr Mann haben sich deswegen ein „Wir suchen Dich-Banner“ an die Hauswand gehängt. Das hatte Sabine Schmelzer im vergangenen November gesehen und sich im Lokal gemeldet. Doris Veit, gelernte Köchin und Restaurantfachfrau, freute sich über die Verstärkung in der Küche. Die Frauen waren sich sofort sympathisch.
Ihre Tante war einst Gastgeberin im sauerländischen Plettenberg
Dass die neue Teilzeitkraft des Lokals kochen kann, hat sie nicht nur im Fernsehen im Zweiten bei der „Küchenschlacht“, bei „The Taste“ auf Sat.1 und der Vox-Sendung „Das perfekte Dinner“ unter Beweis gestellt. Sabine Schmelzer leitet auch immer wieder Kochkurse bei der Wittener VHS. Teilnehmern hat sie dort schon mit der kulinarischen Welt des verstorbenen französischen Drei-Sterne-Kochs Paul Bocuse bekannt gemacht. Die Lust am Kochen liege bei ihr auch ein wenig in den Genen, verrät die pensionierte Schulleiterin schmunzelnd. Denn: Ihre Tante Margret war einst die Gastgeberin im Haus Hasselbach im sauerländischen Plettenberg-Ohle.
Schmelzers Opa, ein Kaufmann und Wirt, stand dort hinter der Theke, die Großmutter half Tochter Margret in der Küche. Schmelzers Eltern hatten die Idee, ihre Tochter Sabine könnte das Lokal doch einmal übernehmen. Doch die hat in jungen Jahren abgewunken und wurde lieber Lehrerin.
Jetzt, im Rentenalter, packt Sabine Schmelzer noch einmal der Ehrgeiz. Sie will nicht nur eine leidenschaftliche Hobbyköchin sein, sondern ein Profi hinter dem Herd werden. Hierfür hat sie einen Ausbildungsvertrag als Köchin in einem Hotel im Ruhrgebiet unterschrieben. Nach wenigen Wochen musste sie allerdings feststellen, dass sie die langen Arbeitstage körperlich überforderten. „Das haben meine 68 Jahre alten Beine nicht mehr geschafft.“
Sabine Schmelzer ist demnächst wieder in einer TV-Kochshow zu sehen
Jetzt möchte sie eine externe Prüfung als Köchin bei der IHK ablegen. Dies sei möglich, wenn sie eine vierjährige Gastronomie-Erfahrung nachweisen kann, sagt sie. Im Haus Fründt kann die 68-Jährige in der Küche hierfür Arbeitsstunden sammeln. Ihre Chefin Doris Veit ist froh, eine Köchin aus Leidenschaft an ihrer Seite zu haben.
VHS-Kochkurse mit Sabine Schmelzer
Sabine Schmelzer gibt auch in diesem Jahr wieder Kochkurse in der Annener VHS-Küche. Los geht’s am 15. Februar mit „Etwas Knusperiges on top“. „Trendige und traditionelle Ostergerichte für Gründonnerstag bis Ostermontag“ werden am 3. April gekocht. Am 28. April lädt Schmelzer ein zu „Den Frühling feiern - mit Bärlauch, Rhabarber, Spargel und Spinat“. Ein Höhepunkt für Hobbyköche dürfte ihr Kurs „Ein Korb voller Frühlingskräuter – sammeln und zu leckeren Gerichten verarbeiten“ am 4. und 5. Mai werden. Hierfür werden die Kräuter erst einmal auf dem Hohenstein gesucht. Am 13. Juni dreht sich alles um rote Früchtchen: „Strawberry Summer – die besten Erdbeerrezepte“. Weitere Infos zu den VHS-Kursen und der Anmeldung bei der VHS (02302/ 5 81- 86 10) sowie online: vhs-wwh.de
Einen sogenannten Beikoch, für Vorbereitungen und Handreichungen, konnte die Arbeitsagentur der Gastronomin vermitteln. Zwei Mitarbeiter für den Service sucht Veit noch - zumeist für die Abende und die Wochenenden. Sabine Schmelzer erwähnt fast nebenbei, dass sie auch wieder in einer TV-Kochshow zu sehen sein wird. Mehr darf sie nicht verraten, sonst gibt’s Ärger mit dem Privatsender.