Witten. Nach der Insolvenz der Wittener Werkstadt gibt es erste Lösungsvorschläge. Bahnt sich eine Kooperation mit einem „Big Player“ der Kultur an?

Die Nachricht, dass die Werkstadt in Witten Insolvenz beantragt hat, sorgt bei vielen für Entsetzen. Trotz einiger bekannter Probleme hatten damit wohl nur die wenigsten gerechnet. Gleichzeitig geht der Blick wieder nach vorne und es werden erste mögliche Lösungen diskutiert.

„Die meisten Leute waren wirklich überrascht. Das Echo zeigt aber auch, welchen Stellenwert die Werkstadt für die Stadt Witten hat“, sagt Volker Hassenpflug, der Vorstandsvorsitzende des Trägervereins. Einen neuen Stand kann der 61-Jährige noch nicht vermelden. Das Gespräch mit dem Insolvenzverwalter steht weiterhin aus.

Werkstadt in Witten erwartet hohen negativen Jahresabschluss

Dennoch erklärt er noch einmal, wie es wirklich um die Werkstadt steht. „Es sieht jetzt in diesem Moment nicht so schlimm aus. Das ist aber trügerisch“, so der Vereinschef. Momentan sei der finanzielle Verlust noch überschaubar. „Wenn wir aber auf die langfristige Entwicklung schauen, dann erkennt man, dass uns ein hoher negativer Jahresabschluss erwartet.“

Deshalb sei auch jetzt der richtige Zeitpunkt gewesen, Insolvenz anzumelden. „Die Sommermonate sind für uns die schwierigsten. Besonders in den Ferien ist wenig los. So richtig los geht es erst wieder im September“, sagt Hassenpflug. Die Kosten müsste man aber natürlich auch zahlen, wenn keine Einnahmen da sind.

Tobias Grunwald ist kulturpolitischer Sprecher der Wittener CDU.
Tobias Grunwald ist kulturpolitischer Sprecher der Wittener CDU. © CDU Witten

Auch in der Politik ist das Thema angekommen. „Die Insolvenz ist ein schwerer Schlag für die soziokulturelle Arbeit in unserer Stadt“, sagen der SPD-Bundestagsabgeordnete Axel Echeverria und Christoph Malz, der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion. Man werde alles dafür tun, eine Lösung zu finden und insbesondere für die Mitarbeiter Perspektiven zu schaffen.

Die Union nimmt die Insolvenz der Werkstadt zum Anlass, auf die gesamte Kultursituation in der Stadt aufmerksam zu machen. „Die CDU Witten möchte gerne die Kulturbetriebe zukunftsfähig aufstellen und Konkurrenzen verhindern“, sagt der Kulturpolitische Sprecher Tobias Grunwald. Er schlägt vor, die Zusammenarbeit des Kulturforums und der Werkstadt zu verstärken.

„Dabei soll es explizit um den Erhalt der Angebote beider Spielorte und deren Sicherung für die Zukunft gehen. Für eine solche Aufgabe kommt in Witten aus unserer Sicht nur das Kulturforum als Dachorganisation in Frage“, so Grunwald.

Werkstadt für Kooperation offen

Die Werkstadt wäre einer solchen Lösung gegenüber in jedem Fall aufgeschlossen. „Schon unser letzter Geschäftsleiter Christian Adams hat gemeinsam mit Jasmin Vogel vom Kulturforum eine verstärkte Kooperation ins Auge gefasst. Wir halten das definitiv für sinnvoll“, sagt Volker Hassenpflug. Über eine solche Zusammenarbeit müsste zunächst aber der gesamte Trägerverein entscheiden.

Die CDU schlägt dabei zum Beispiel einen gemeinsamem Mitarbeiterpool vor, der für die jeweiligen Aufgaben aller Institute tätig ist. So könnten auch bei der Werkstadt die technische Veranstaltungsbetreuung, Reinigung, Wartung und Schließdienste zukünftig aus einem gemeinsamen Personalpool abgedeckt werden.

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Gleichzeitig wollen die Christdemokraten das große Ganze in den Fokus rücken. „Die CDU Witten möchte die öffentlich finanzierte Kultur als Ganzes resilient gegen finanzielle Schieflagen aufstellen,“ sagt Fraktionsvorsitzender Volker Pompetzki. Alleine bei der Werkstadt stelle sich Jahr für Jahr erneut die Frage, wie der Betrieb an der Mannesmannstraße durch den klammen Stadthaushalt abgedeckt werden soll. Für das Jahr 2023 erhält das Kulturzentrum nach Angaben der Stadt knapp 240.000 Euro. Hinzu kommt ein weiterer Kulturzuschuss über 25.000 Euro.

Events finden weiter wie angekündigt statt

Ob diese Förderung zur Rettung der Werkstadt erhöht werden könnte, sei derzeit nicht zu sagen. „Mit Blick nach vorn ist zunächst wichtig, dass die Werkstadt die interne Bestandsaufnahme abschließt. Erst dann ergibt sich auch ein klares Bild der finanziellen Situation“, sagt Stadtsprecherin Lena Kücük. Daneben seien strategische Fragen zu klären, um ein zukunftsfähiges Konzept zu entwickeln.

Die nahe Zukunft steht hingegen fest. Alle Veranstaltungen finden zunächst wie geplant weiter statt. So stehen etwa am Samstag ab 16 Uhr das „Feel leicht“-Festival im Steinbruch Imberg und ab 19 Uhr das Konzert „Metal for Mercy“ im Treff an der Mannesmannstraße an. Die Besucher werden dabei wohl nichts davon merken, dass die Zukunft der Werkstadt auf sehr wackeligen Beinen steht.