Witten. In Witten hat die erste Künstler-WG der Stadt eröffnet. Vier Nachwuchstalente sind dort eingezogen. Nicht nur die Arbeit steht im Mittelpunkt.

Aus der großen weiten Welt nach Witten. Unter diesem Motto hat in der Ruhrstraße nun die erste Künstler-WG eröffnet. Dort sollen vier Kunstschaffende ein Jahr lang gemeinsam wohnen und Kunstprojekte auf den Weg bringen. Die Aktion des Kulturforums ist in Deutschland bislang einmalig.

Zur Eröffnung am 26. Januar ist es schon richtig voll. Viele Köpfe der Kulturszene sind gekommen, um die vier neuen Gesichter bei kleinen Snacks und Kaltgetränken in der Stadt willkommen zu heißen. Loreto Quijada aus Chile, Marc Kemper, Frances Hennigan aus Irland und Eunjeong Kim aus Korea werden sich hier in den kommenden zwölf Monaten mit der urbanen Digitalkultur beschäftigen. Im Erdgeschoss wurde ein „Co-Working-Space“ errichtet, im Obergeschoss wohnen die vier zusammen.

Mehrere Kunstformen werden in Witten zusammengebracht

„Die Künstlerinnen und Künstler sollen sich hier ausleben und ihrer Kreativität freien Lauf lassen“, sagt Alissa Krusch vom Kulturforum. An mehreren Computer-Arbeitsplätzen können die „Fellows“, also Stipendiaten, ihre eigenen Projektideen weiterentwickeln. So ist Loreto Quijada etwa aufs Filmemachen spezialisiert, Marc Kemper ist gelernter Digitaldesigner, die Irin Frances Hennigan ist im Social-Media-Bereich zu Hause und Eunjeong Kim ist Malerin. „Es geht auch darum, verschiedene Kunstformen zusammenzubringen“, sagt Krusch.

Die vier haben sich gegen 25 weitere Bewerberinnen und Bewerber durchgesetzt und das Stipendium erhalten. Pro Monat werden sie mit 1000 Euro unterstützt und nehmen regelmäßig an Workshops teil, um sich weiterzubilden. Die Miete für die Räume wird ebenfalls übernommen, gefördert wird das Projekt durch das NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft.

Auch kleine Videos können zu den Projekten zählen. Hier werden die Fellows selbst aufgenommen.
Auch kleine Videos können zu den Projekten zählen. Hier werden die Fellows selbst aufgenommen. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Christian Emmel vom Digitallabor im Saalbau hat die Idee vorangebracht. Auch dort können sich die Kunstschaffenden fortan ausleben. „Mir war es wichtig, ein Projekt zu schaffen, auf das ich mich auch selbst beworben hätte“, sagt Emmel. Dafür hat er zunächst nach Räumlichkeiten gesucht und ist dabei auf die Immobilie in der Ruhrstraße gestoßen. Zuvor war dort eine Musik- und Tanzschule. „Der Eigentümer wollte, dass auch wieder etwas Kreatives hier reinkommt.“

Stadt soll kennengelernt werden

Die Fellows selbst sollen aber nicht nur arbeiten, sondern auch die Stadt kennenlernen. Die ersten Reaktionen? „Es wirkt alles etwas grau“, sagt eine Stipendiatin. Sie haben aber auch schon die schönen Seiten kennengelernt und waren an einem Wochenende etwa im Café Raum. Der Standort direkt am Wiesenviertel lädt natürlich auch dazu ein, das Nachtleben in Witten kennenzulernen.

„Es ist uns wichtig, dass sich die vier auch in der Stadt integrieren“, sagt Alissa Krusch. Bei verschiedenen Veranstaltungen sollen sie die Wittenerinnen und Wittener kennenlernen. Zudem kann jeder den Co-Work-Space in der Ruhrstraße besuchen, um sich einen Eindruck zu verschaffen oder sogar Ideen einbringen, welche Kunstprojekte man selbst spannend findet.

Das kann etwa virtualisierte Malerei sein oder Filmprojektionen im Stadtraum. „Alle Fellows begreifen Digitalität als eine Kunstform, die durch digitale Techniken möglich und im Austausch mit dem Publikum entwickelt wird“, so das Kulturforum.

Fortsetzung möglich

Unterstützung erhalten sie dabei unter anderem vom Cologne Game Lab, einem Institut der Fakultät für Kulturwissenschaften der Technischen Hochschule Köln. „Wir finden das Projekt super und waren sofort begeistert von der Idee“, sagt Projektmanagerin Fee Bonny.

„Das Projekt hat wirklich Modellcharakter und ist in Deutschland so einmalig. Wir sind froh, wie es schon zu Beginn angenommen wird“, so Jasmin Vogel, Vorständin des Kulturforums. Ein klares Ziel, was nach dem Jahr erreicht werden soll, gibt es nicht. „Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen sich so frei wie möglich entfalten und sich weiterentwickeln“, sagt Vogel und dabei natürlich auch die Stadt kennenlernen. Nach dem Jahr soll es eine erneute Ausschreibung geben und dann wird die Künstler-WG wieder mit neuen Talenten besetzt.