Witten. Nach der Schlägerei an der Freiligrathschule in Witten haben drei Schüler das Krankenhaus wieder verlassen. Ein 14-Jähriger verblieb stationär.
Sieben Beteiligte, vier Verletzte: Das war die Bilanz einer heftigen Schlägerei am Dienstag (28.1.) an der Freiligrathschule in Witten. Die verletzten Schüler waren auf mehrere Krankenhäuser in Witten, Herdecke und Bochum verteilt worden. Wie die Polizei am Mittwoch erklärte, wurden drei wieder entlassen. Ein 14-Jähriger sei stationär aufgenommen worden.
Noch ist nicht klar, was genau der Grund für den offenbar schon seit längerem schwelenden Streit zwischen zwei Gruppen an der Hauptschule war, die am Mittwoch für keine Stellungnahme zu erreichen war. Jedenfalls ist dieser am Dienstag gegen 10 Uhr offenbar eskaliert. Schläge, Tritte, Kopfnüsse – es war nach Angaben der Polizei viel Gewalt im Spiel, als die beiden Gruppen aufeinander losgingen. Die daran beteiligten sieben Schüler sollen 13 bis 16 Jahre alt sein.
Gewalt an Schulen – ein Thema, das immer mal wieder hoch schwappt, wenn ein Streit ausufert. Ebenfalls an der Freiligrathschule sollen mehrere Jugendliche vor einem Jahr eine 13-Jährige nach Schulschluss auf dem Schulhof angegriffen und verletzt haben.
Prügelei unter vier Schülerinnen an der Sekundarschule in Wetter
An der Sekundarschule in Wetter gab es kurz vor Weihnachten eine Prügelei unter vier Schülerinnen, von denen eine hinterher im Krankenhaus untersucht wurde. Ähnlich wie jüngst an der Freiligrathschule sollen daran beteiligte Schülerinnen einen Migrationshintergrund haben. Doch hier warnt Schulleiter Thomas Rosenthal, dessen Sekundarschule sich „Schule ohne Rassismus nennt“, vor falschen Rückschlüssen. Es gebe keine besonderen Konflikte zwischen den „Ethnien“, also den verschiedenen Kulturen.
Rosenthal betont, dass man diese Prügelei schulisch gut aufgearbeitet habe – mit Schulsozialarbeitern und dem Besuch eines Jugendkommissariats, um vorbeugend etwas zu tun. Der 57-Jährige verweist auf Sozialtrainings und Streitschlichter. Ähnliches gibt es an vielen Wittener Schulen.
An Wittener Gesamtschule flog ein Schüler wegen Anstiftung zur Gewalt
Doch auch die besten Schutzprogramme erreichen nicht jeden. An der Hardenstein-Gesamtschule flog ein Schüler aus der Mittelstufe vor kurzem von der Schule. Er soll andere dazu angestachelt haben, jüngere Schüler, auch aus der Unterstufe, zu schlagen. Dabei soll es um banale, einfache Dinge gegangen sein, angefangen bei Pöbeleien im Bus.
Wittener Erlenschule: „Wir haben ein Streithelferprogramm, das sehr gut greift“
Wie die Freiligrathschule liegt auch die Erlenschule in Witten-Annen, eine Grundschule, die immer wieder mit Vandalismus zu tun hat, abends nach Schulschluss, deren Rektor die Frage nach Gewalt in der Schule aber verneint. Andreas Gründer verweist auf ein Streithelferprogramm, „das sehr gut greift“.
Wie der Vandalismus offenbar von alkoholisierten oder randalierenden Jugendlichen von außen in die Annener Grundschule getragen wird – auch Freiligrathschule und Baedekerschule sind davon betroffen –, so sind es manchmal auch Streithähne von außerhalb, die für Unruhe sorgen.
Wittener Gesamtschul-Vize: „Auf unsere Schüler wurde regelrecht Jagd gemacht“
Das hat Vize-Leiter Holger Jahnke (46) im Dezember 2018 an der Hardenstein-Gesamtschule erlebt. „Da haben welche regelrecht Jagd auf unsere Schüler gemacht.“ Damals sei sogar ein Linienbus beschädigt, wenn nicht zerstört worden. „Ein Schüler musste ins Krankenhaus, in einem Fall konnte noch ein Kollege dazwischengehen und Schlimmeres verhindern“, erinnert sich Jahnke. Die Schüler seien aus ganz anderen Teilen der Stadt gekommen.
Das Berufskolleg hat nach Ansicht von Schulleiter Olaf Schmiemann (48) kein Gewaltproblem. „Ich bin seit Februar 2016 hier und seitdem hat es zwei Ordnungsmaßnahmen-Konferenzen gegeben, weil sich Schüler geprügelt haben.“ Ihnen sei mit einem Schulverweis gedroht worden. Schmiemann: „Wir wollen in diesen Fällen das deutliche Zeichen setzen: Ihr müsst Euch hier benehmen.“
Das Berufskolleg hat fast 3000 Schüler, auf die Hardenstein-Gesamtschule gehen fast 1000 – gemessen an diesen Zahlen ist Gewalt im Schulalltag dann wohl doch eher die Ausnahme in Witten. Auch die Polizeistatistik gibt da nicht viel her. „Die übliche Pausenkloppe haben ja alle“, sagt Hardenstein-Vize Holger Jahnke. Eine Zeit lang hätten sich manche nach der Schule getroffen und es habe Ärger gegeben, „aber auch das haben wir ganz gut in den Griff gekriegt“. Dass ein Schüler wie zuletzt von der Schule verwiesen werden muss, sei die absolute Ausnahme. Hier habe sich sich einiges aufgestaut.
Wittener Gesamtschul-Vize: „Beschimpfungen in sozialen Medien viel schlimmer“
Viel schlimmer findet Jahnke die Beschimpfungen in den sozialen Medien. „Die Leichtigkeit von früher ist teilweise nicht mehr da“, sagt der Pädagoge. Dass Schüler sogar gegenüber ihren Lehrern gewalttätig werden, hat er noch nicht erlebt, jedenfalls noch keinen Fall, wie er gerade in Dortmund verhandelt wird. Dort stehen Schüler wegen versuchten Mordes vor Gericht, weil sie laut Anklage einem Lehrer wegen schlechter Noten auflauern wollten.
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