Witten. Die Entscheidung wieder in den Distanzunterricht zu gehen, stößt in den Wittener Schulen auf ein sehr geteiltes Echo. Das sagen die Schulleiter.
Die Ankündigung des Landes, die meisten Schüler nach den Ferien wieder in den Distanzunterricht zu schicken, stößt bei den Wittener Schulen nicht nur auf Zustimmung.
„Nur noch mit dem Kopf schütteln“ kann Susanne Daum, die Sprecherin der Wittener Grundschulen über die Mitteilung. Wieder so kurzfristig, wieder vor dem Wochenende: „Für berufstätige Eltern ist das eine Katastrophe“, sagt sie. Und für die Schulen eine Herausforderung: Die Informationen würden sicher nicht alle Familien rechtzeitig erreichen. „Das ist dann eine Wundertüte für uns, wer da Montag auf der Matte steht.“ Die Leiterin der Bruchschule sagt: „Das hätte man früher klären müssen! Und ich frage mich ehrlich, ob die Politik im letzten Jahr nichts aus der Kommunikation mit den Schulen gelernt hat.“
„Lächerlich“ nennt Susanne Daum das Zuteilungsverfahren für die Tests, die künftig jeder Schüler regelmäßig machen muss. Die Anlieferung sei unklar und schlecht gelöst, klagt die Lehrerin. Bis Freitag (9.4.) sei in der Bruchschule jedenfalls nichts angekommen. Und auch zur Umsetzung der Testung hat sie noch „1000 Fragezeichen im Kopf“: „Was ist denn, wenn ein Kind positiv ist? Wo und wie soll ich es isolieren?“ Dafür gebe es kein Personal mehr und bis die Eltern zur Schule kämen, das könne dauern. „Soll ich das Kind so lange auf den Schulhof stellen?“
Nicht glücklich über den Distanzunterricht ist auch Hardy Priester, Lehrer an der Reichwein-Realschule. „Ich bin davon ausgegangen, dass es nach den Ferien mit dem Wechselunterricht weitergeht.“ Die neue Regelung bedeute wieder viel organisatorische Arbeit. Der 52-Jährige wäre lieber mit dem Wechselunterricht für die Klassen 5 bis 10 gestartet.
Mulmiges Gefühl in den Abschlussklassen
In den drei Abschlussklassen, die Hardy Priester ab Montag wieder in der Schule unterrichtet, sitzen jeweils rund 30 Schüler. „Da ist man dicht beieinander, da hat man dann schon ein etwas mulmiges Gefühl.“ Beim Wechselunterricht hätte man alles entzerren können, betont er.
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Zwiegespalten in seiner Einschätzung zur neuen Weisung aus Düsseldorf ist Michael Günzel, der Sprecher der Gesamtschulen in Witten. Wenn bei der Entscheidung die Gesundheit an erster Stelle gestanden habe, dann sei er voll und ganz einverstanden. „Wenn es aber dazu gekommen ist, weil es zu wenige Testungen gibt – wie böse Zungen behaupten – dann bin ich nicht erfreut: Das hätte logistisch längst gelöst werden müssen“, so der Leiter der Holzkamp-Gesamtschule (HGE).
Abschlussklassen stehen jetzt im Vordergrund
Bei der HGE selbst seien am Donnerstag aber ausreichend viele Tests angekommen. Man wolle jetzt das Beste aus der Situation machen. Die Abschlussklassen stünden dabei im Vordergrund. Das betont auch Dirk Gellesch: Alle Anstrengungen müssten nun darauf gerichtet sein, dass die Abiprüfungen gut und sicher über die Bühne gehen, so der Sprecher der Gymnasien, der die weitere Woche Distanzunterricht angesichts der hohen Infektionszahlen für „bitter, aber richtig“ hält.
Anschließend müsse man schauen, wie man das Schuljahr für die anderen Jahrgänge gut zu Ende bringen könne, so der Leiter des Ruhr-Gymnasiums. Einfach alles nachholen, das sei nicht machbar. „Wir müssen stattdessen Schule anders denken“, sagt Gellesch. Das könnten bestimmte Bereiche oder Fächer sein, auf die man sich konzentriert oder der Nachmittagsunterricht. „Aber sicher ist: Wir können die Kinder nicht kaputt fördern. Wir werden die Köpfe zusammenstecken müssen, um pragmatische Lösungen zu finden.“
Einverstanden ist Uwe Gronert vom Comenius Berufskolleg mit der Entscheidung für eine weitere Woche Distanzunterricht, das decke sich mit seiner Planung: „Wir haben direkt gesagt, wir machen nach den Ferien mit zwei Wochen Distanzunterricht weiter.“ Schließlich sei das Berufskolleg in einer ganz besonderen Situation: Viele der Schüler arbeiten in Betreuungseinrichtungen mit Kindern. „Und bringen dieses Risiko dann mit in unsere Schule.“
Das ist die Regelung
Die meisten Schüler starten nach den Osterferien wieder mit Distanzunterricht. Ausgenommen sind die Abschlussklassen, sie haben Präsenzunterricht.
Der Distanzunterricht ist zunächst bis 16. April befristet. Die Abiturprüfungen in NRW starten wie geplant am 23. April.
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte erklärt, dass Schulen nur öffnen können, „wenn dort das Testen zweimal in der Woche“ funktioniere. Noch ist aber unklar, ob überall genug Corona-Schnelltests zur Verfügung stehen werden.