Witten. Die Zahl der Straftaten hat sich im ersten Jahr ohne große Corona-Beschränkungen erhöht. In Witten waren die Kriminellen 2022 besonders rege.

Das Ende der Corona-Einschränkungen ist auch in der am Dienstag vorgelegten Kriminalstatistik zu erkennen. In Witten, Bochum und Herne hat es im Vorjahr 52.285 Straftaten gegeben, das ist ein Plus von 7837 im Vergleich zu 2021. Auch in Witten bestätigt sich der Trend.

2022 wurden in der Ruhrstadt insgesamt 7446 Delikte erfasst, 1220 mehr als ein Jahr zuvor. Selbst 2019, das letzte Jahr vor der Pandemie, waren es 1248 Fälle weniger. Mit 19,6 Prozent weist Witten den größten Zuwachs aller drei Städte im Polizeipräsidium auf (Bochum +17,4 Prozent, Herne +17 Prozent).

Mehr Einbrüche in Witten

„Während die Corona-Pandemie das Jahr 2021 noch fest im Griff hatte, wurden im Jahr 2022 viele gesellschaftliche Einschränkungen aufgehoben“, sagt Polizeipräsident Jörg Lukat. Mit diesen eigentlich erfreulichen Umständen sei allerdings auch eine steigende Anzahl an Tatgelegenheiten verbunden. „Menschen halten sich wieder vermehrt im öffentlichen Raum auf, besuchen Veranstaltungen und arbeiten weniger im Homeoffice“, so Lukat. Das würde zum Beispiel die Möglichkeiten für Einbrüche erhöhen.

In Witten hat sich die Zahl der Einbrüche mit 139 Fällen tatsächlich wieder auf dem Niveau der Vor-Corona-Zeit eingependelt. Die Daten von 2019 müsse man bei der Bewertung mit einbeziehen, um ein genaueres Bild zu erhalten.

Körperverletzungen deutlich angestiegen

Ganz vorn liegt wieder die Straßenkriminalität. Darunter fallen Taten wie Körperverletzungen im öffentlichen Raum, Raub, aber auch Taschendiebstahl. Mit 1575 Vergehen liegt die Wittener Quote in etwa auf Vorjahresniveau (1572). Im Vor-Corona-Jahr 2019 waren es 1528 Fälle. In allen drei Städten gab es insgesamt einen Anstieg um rund 1000 Straftaten.

Deutlich erhöht hat sich auch die Gesamtzahl der Körperverletzungsdelikte. Die Polizei in Witten zählte 765 Fälle, fast 200 mehr als im Jahr zuvor und rund 70 mehr als 2019. Polizeipräsident Lukat sieht einen Grund dafür unter anderem in größeren Festen. „Veranstaltungen bieten Gelegenheiten für Diebstähle und körperliche Auseinandersetzungen.“

Polizeipräsident: Eine der sichersten Regionen im Ruhrgebiet

Dafür scheint die Tendenz bei Raubdelikten insgesamt eher rückläufig zu sein. Zwar gab es mit 39 Fällen zehn mehr als 2021, aber weniger als 2020 (54) und 2019 (50). Zugenommen haben die Sexualverbrechen. Hier gab es in Witten 134 Fälle, wozu auch Kinderpornografie gehört. Sie wurde 37-mal geahndet, das sind 15 Fälle mehr als 2021.

Dabei sollte 2022 gerade der Kampf gegen die Kinderpornografie ein Schwerpunkt sein. Dass die Fallzahlen trotzdem stiegen, wird nicht unbedingt nur negativ bewertet. Denn es sei ein Zeichen dafür, dass man das Dunkelfeld immer mehr aufdecke. „Es ist nur konsequent, das dass die Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs und der Kinderpornografie auch in diesem Jahr ein wesentliches Ziel bleibt“, sagt Polizeipräsident Lukat.

Mordkommission öfter im Einsatz

Im Jahr 2022 hat das Polizeipräsidium Bochum die Mordkommission in Witten achtmal eingesetzt – im Vorjahr waren es nur zwei Einsätze. Ermittelt wurde in drei Fällen wegen Mordes, dreimal bestand der Verdacht des Totschlags und zweimal handelte es sich um eine fahrlässige Tötung.

Der Fall, der am meisten für Aufsehen gesorgt hat, ereignete sich im Oktober in der Luisenstraße. Hier soll ein 63-Jähriger eine 65 Jahre alte Frau getötet haben. Anfang Februar erhob die Staatsanwaltschaft Anklage wegen Mordes.

Weiter auf dem Vormarsch ist auch die Computerkriminalität. In den letzten vier Jahren hat sich die Fallzahl fast verdreifacht (2019: 57 Fälle, 2022: 160 Fälle). Dazu zählen zum Beispiel Fälschungen beweiserheblicher Daten, Computersabotagen oder das Abfangen von Daten.

Trotz des generellen Anstiegs, den die Kriminalstatistik ausweist, sieht Lukat keinen Anlass zur besonderen Sorge. Bochum, Herne und Witten zählten auch 2022 wieder zu den sichersten Regionen im Ruhrgebiet – „nicht zuletzt aufgrund des konsequenten und engagierten Handelns aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Polizei. Die Polizei Bochum wird weiterhin alles dafür unternehmen, dass die Bürgerinnen und Bürger sicher sind“.