Witten. Der Wohnungsriese LEG hatte Mietern in Witten untersagt, ihre Gärten zu betreten. Ein Betroffener zog vor Gericht. Nun gibt es eine Entscheidung.

Die LEG-Mieter aus der Knappensiedlung in Herbede haben einen Punktsieg im Zwist um ihre Gärten errungen. Sie dürfen die grünen Oasen wieder nutzen, zumindest vorerst.

Der Wohnungsriese hatte den Mietparteien vor mehr als zwei Monaten das Betreten untersagt und die Anlagen abgesperrt. Zur Begründung hieß es, der Hang, an dem die Gärten liegen, drohe abzurutschen. Damit die Bewohner nicht in Gefahr geraten, habe sich das Unternehmen zu der Vorsichtsmaßnahme entschlossen. Die LEG habe einen Gutachter beauftragt, der den Boden untersuchen solle. Wenn das Ergebnis vorliege, werde über das weitere Vorgehen entschieden.

Mieter wandte sich an das Gericht

Mieter Muhsin Tetik (62) wollte ein solches Verbot aber nicht einfach hinnehmen, zumal auch offen blieb, wie lange es dauern könne. Er hat einen behinderten Sohn, der seine Zeit am liebsten an der frischen Luft im Garten vor dem Haus verbringt. Aber auch der Rentner selbst hält sich dort gerne auf, baut Gemüse und Obst an. Die gemeinsame Wohnung, in der die beiden zusammen mit Tetiks Frau leben, hat gerade mal 50 Quadratmeter.

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Der 62-Jährige legte daraufhin Rechtsmittel beim Amtsgericht in Witten ein. Das kam zu dem vorläufigen Entscheid, dass die Gärten wieder geöffnet werden sollen, erklärt Nesrin Bayrakli, Sprecherin für die LEG-Mieter in Herbede. Das Wohnungsunternehmen wiederum habe die Gärten daraufhin „unverzüglich geöffnet“, sagt Sprecherin Veronika Böhm. Die LEG akzeptiere die Entscheidung, lässt aber auch die Kritik daran durchblicken, denn sie sei „ohne Sachverständigengutachten ergangen“.

Bewohner nutzen Gärten schon seit Jahrzehnten

„Die Mieter freuen sich natürlich, wieder in die Gärten zurückkehren zu können“, betont Bayrakli. Auch ihre Eltern verbringen dort jede freie Minute, wenn es das Wetter zulässt. Angesichts der Prognosen dürften sie in den nächsten Tagen dort ständig anzutreffen sein. Allerdings, so die Sprecherin, sei eben noch offen, ob aus dem vorläufigen auch ein dauerhafter Entscheid wird.

Die LEG, der in Witten über 1000 Wohnungen gehören, wartet derweil weiterhin auf die Ergebnisse der Untersuchung, erläutert Böhm. Wann das Gutachten vorliege, sei momentan aber noch offen. Man werde sich dann auch mit den Mietern in Verbindung setzen.

Der überwiegende Teil der betroffenen Mieter hegt und pflegt die Gärten schon seit Jahrzehnten, erzählt Nesrin Bayrakli. Die Familien haben dort Beete angelegt, Lauben aufgestellt und machen es sich gern gemütlich. „Da ist natürlich der Wunsch groß, dass es auch so bleibt“.

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