Witten. Die Straßenschäden in Witten haben nach dem langen Winter noch mal zugenommen, geschätzt um 20 bis 30 Prozent. Wo rücken die Sanierungstrupps an?
Wittens Straßen haben wieder stark unter dem langen Winter gelitten. Die Zahl der Schlaglöcher hat sich durch Regen, Kälte und Frostschäden um weitere 20 bis 30 Prozent erhöht, schätzt das Tiefbauamt. Es will sich nach der Sanierung der meisten Hauptstraßen nun verstärkt den Nebenstraßen widmen.
Natürlich wird immer wieder hier und da geflickt und auch mal im größeren Stil saniert. Doch Mittel und Manpower reichen eben nur für ein gewisses Kontingent. Trotzdem zeichnet Tiefbauamtsleiter Jan Raatz keineswegs nur ein düsteres Bild. Er sagt sogar: „Unser Hauptverkehrsstraßennetz ist in einem guten Zustand.“
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In den zurückliegenden Jahren habe man sich bei der Fahrbahnerneuerung sehr stark auf die Hauptstraßen konzentriert, sagt Raatz. Hier sieht er nur noch Bedarf für „wenige Straßen beziehungsweise Abschnitte“. Neben größeren Maßnahmen wie der Sprockhöveler Straße – übrigens verschoben auf 2024 – werde man nun nach und nach auch kleinere Straßen und Anwohnerstraßen ins Auge fassen.
Während etwa die Annenstraße vor wenigen Jahren von Grund auf erneuert wurde, blieben Nebenstraßen wie die Schleiermacherstraße oder Rüdinghauser Straße links liegen. Ähnlich sieht es in anderen Ortsteilen aus, etwa in Herbede. Die Wittener Straße ist zumindest in der Ortsmitte weitgehend erneuert, die davon abgehende Voestenstraße aber ziemlich marode. Auch die Vormholzer Straße lässt zumindest zwischen An der Wabeck und Vormholzer Ring zu wünschen übrig.
Diese Beschreibung ließe sich lange fortsetzen, ob mit berüchtigten Buckelpisten wie der Krünerstraße in Herbede, der Straße „In der Lake“ in Heven oder einst dem „Hang“ als Endhaltestelle des 320er in Annen. Der „Hang“ ist inzwischen saniert und hat seinen Spitzenplatz als eine der schlechtesten Straßen Wittens verloren. Es gibt genügend andere, die nun seinen Platz einnehmen könnten.
Für die akute Schadensbeseitigung, sprich das Flicken der Löcher mit heißem oder kaltem Asphalt, stehen jährlich 1,8 Millionen Euro bereit, Geld, das allerdings auch in andere Straßenunterhaltungsarbeiten fließt, vom Schild bis zur Laterne. Weitere zwei Millionen Euro sind im Etat jährlich für länger geplante Fahrbahnerneuerungen vorgesehen. Weit kommt man damit allerdings nicht.
Allein Großprojekte wie die Sprockhöveler Straße werden mit zwölf Millionen Euro veranschlagt. Für gut einen Kilometer Straße. „Wir brauchen natürlich ausreichend Geld. Aber uns fehlt auch Personal“, beschreibt Jan Raatz das grundsätzliche Problem, warum nicht mehr Straßen trotz laufender Kontrollen in absehbarer Zeit saniert werden.
Aktuell sind zahlreiche Stellen in der Bauverwaltung ausgeschrieben, vom Ingenieur bis zum Straßenwärter. Dringend benötigt werden beispielsweise Bauleiter, „damit wir bei der Straßenunterhaltung weiterkommen“, so Raatz.
Um Synergieeffekte zu nutzen, nimmt die Stadt oft Kanalerneuerungen der ESW zum Anlass für Instandsetzungen. Dann ist die Straße ja schon aufgerissen. In diesem Jahr sind etwa noch Erzberger Straße in Annen und Hauswinkel in Herbede dran.
Asphaltüberzug für die Stockumer Straße in Höhe des Annener Bergs
Auch auf der Stockumer Straße soll etwas passieren, zunächst zwischen Kälberweg und Dortmunder Straße, später auch am Annener Berg, der als eine der ärgsten Ruckelmeilen in der ganzen Stadt gilt. „Fünf Jahre“ nennt der Tiefbauamtsleiter als Zeitfenster für einen kompletten Neuaufbau. Vorher verspricht er einen „Asphaltüberzug“, um das Schlimmste abzumildern, voraussichtlich in diesem Sommer.
Auch die Holzkampstraße/Kreuzung Ardeystraße gilt – unter den größeren Straßen – als Sanierungsfall, sie ist „wahrscheinlich 2024“ an der Reihe. Die Almstraße am Sonnenschein steht noch weiter oben im „Straßen- und Wegekonzept“, das zahlreiche Maßnahmen bis 2027 auflistet. Ob diese tatsächlich umgesetzt werden, geschweige denn im angekündigten Jahr, hängt allerdings wiederum von Personal und Mitteln ab. Siehe oben.
Irgendwann ist vielleicht ja auch mal die kleine Straße „Im Klive“ in Bommern dran, ein Zubringer zur Radtrasse nach Wetter und Sprockhövel und zusätzlich die Hochwasser-Umfahrung für den Ruhrtalradweg. Die Fahrbahn ist gepflastert von Schlaglöchern und selbst für Wittener Verhältnisse rekordverdächtig schlecht. Kaum zu glauben: Sie war (oder ist es noch?) sogar mal als Fahrradstraße im Gespräch.