Witten. Täglich erleben Autoradfahrer in Witten, wie schlecht die Straßen sind. Und keiner weiß, wann was repariert wird. Das könnte bald anders werden.
Ankündigungen allein machen Wittens kaputte Straßen zwar noch kein bisschen besser. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Stadtbaurat Stefan Rommelfanger will im Sommer ein „Straßen- und Wegekonzept“ vorlegen, eine lange Liste mit über 200 Maßnahmen kleinerer und größerer Sanierungen.
Bürgerforum in Witten fordert zügige Umsetzung der Prioritätenliste
Anlass für die Äußerungen Rommelfangers im jüngsten Verkehrsausschuss war ein Antrag des Bürgerforums, bereits früher beschlossene Instandsetzungsmaßnahmen „entsprechend einer Prioritätenliste zügig umzusetzen“. Der Baudezernent bestätigte die Existenz dieser Liste, die der Verkehrsausschuss 2018/2019 selbst beschlossen habe. Enthalten seien über 40 größere Maßnahmen eines mittelfristigen Straßenbauprogramms. „Das müssen wir abarbeiten“, sagte der Baudezernent.
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Vieles ist bisher buchstäblich auf der Stecke geblieben. Es fehlt außer planendem Personal schlicht das Geld, geschätzt mindestens 50 bis 100 Millionen Euro, um das marode Straßennetz wieder einigermaßen in Schuss zu bringen. Zumindest soll ein Straßen- und Wegekonzept nun einen Überblick darüber verschaffen, welche Straßen am wichtigsten sind, wo es vielleicht mit Ausbesserungen erst noch einmal getan ist und wo gründlich saniert werden muss. Auch von einem groben Zeitplan ist die Rede.
Tiefbauamtsleiter: Sobald man den Asphalt wegfräst, ist man sofort im Schotter drin
Der Technische Beigeordnete will der Politik im Juni diese „wesentlich erweiterte“ Liste vorlegen. Er unterscheidet dabei komplette Straßenerneuerungsprojekte und kleinere Instandsetzungsmaßnahmen. „Wir werden Ihnen auch eine kurze Liste mit einem Deckensanierungsprogramm zeigen, das wir uns in den nächsten ein, zwei Jahren als Instandhaltung vornehmen.“
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Viele Straßen seien in einem so schlechten Zustand, dass man sie von Grund auf neu aufbauen müsse, ergänzte Tiefbauamtsleiter Jan Raatz. Oft funktioniere eine einfache Deckensanierung nicht mehr. Als Beispiele nannte er die Rüsbergstraße in Kämpen oder den Schneer Weg. „Sobald man den Asphalt wegfräst, ist man sofort im Schotter drin.“ Was fehlt, sei der nötige Unterbau. Raatz sprach von regelrechten „Feldwegen“ unter dem löchrigen Asphalt.
Bommerfelder Ring: Aus Deckensanierung ist ein 3,5-Millionen-Neubau geworden
So ist nach Worten Rommelfangers aus einer Straße wie aktuell dem Bommerfelder Ring, deren Oberfläche man ursprünglich nur instandsetzen wollte, „ein 3,5-Millionen-Neubau geworden“. Dies gelte für viele Straßen in Witten. „Eine einfache Erneuerung hilft nicht.“ Er führt diese Missstände nicht zuletzt darauf zurück, dass die Infrastruktur über viele Jahre auf Verschleiß gefahren worden sei.
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Bauhof und ein von der Stadt beauftragtes Tiefbauunternehmen können nach Darstellung der Bauverwaltung meist nur Löcher stopfen, um das Schlimmste zu verhindern, sprich Unfälle aufgrund von Straßenschäden, gerade jetzt nach der kurzen Frostperiode. Das Budget, rund eine Million Euro im Jahr, gibt nicht viel mehr her als Flickschusterei. Die erwähnten Erneuerungen von Grund auf kosten Millionen, aufwändige Maßnahmen, die einen langen Vorlauf brauchen, weil sie geplant, ausgeschrieben und für die Fördermittel beantragt werden müssen. Nicht umsonst hat es so lange mit der Pferdebachstraße gedauert.
Herbeder Straße in Witten mit Schlaglöchern übersät
Wann andere wichtige Hauptstrecken an der Reihe sind? Unklar. Das Bürgerforum erwähnt in seinem Antrag Straßen mit „dringendem Handlungsbedarf“, etwa die Stockumer Straße, den oberen Abschnitt der Kreisstraße oder die Herbeder Straße Richtung City, die seit Jahren mit Schlaglöchern übersät ist. Kommentar des Stadtbaurats: „Man kommt sich vor, als wäre man 50 Jahre in der Vergangenheit.“
Dabei habe die Straße großes Potenzial, etwa für Radwege. „Da sind wir dann aber in einer Millionenmaßnahme, so Rommelfanger. Das gelte auch für die Ruhrdeich-Kreuzung oder die Sprockhöveler Straße. Man müsse versuchen, diese Projekte nach und nach anzugehen. Je mehr Spielraum der Haushalt hergibt und je mehr Personal in der Bauverwaltung auf- statt abgebaut werde, um so mehr sei möglich.
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