Witten. Vorsicht, Kamera! Die Stadt Witten will aber nicht blitzen, sondern den Verkehr zählen. Es ist die größte Messung dieser Art seit fast 20 Jahren.
Keine Sorge, es findet kein neuer Blitzmarathon statt. Die Stadt lässt an 39 größeren Kreuzungen wie dem Ruhrdeich oder am Marien-Hospital den Verkehr zählen. Damit sollen aktuelle Daten für einen „Lärmaktionsplan“ geliefert werden, den Witten bis zum Sommer 2024 erarbeiten muss. Außerdem benötigt man die vielen Zahlen für künftige Verkehrsplanungen.
Kameras messen anonymisiert die Verkehrsströme vom 8. bis zum 12. Mai. Es geht um die Anzahl der Fahrzeuge und die jeweilige Fahrzeugart, also Auto, Lkw, Motorrad, Bus oder Fahrrad. „Wir erfassen auch Menschen auf dem Fahrrad und zu Fuß“, erklärt Stadtsprecher Jörg Schäfer auf Anfrage. Den Auftrag hat das Büro BBW aus Bochum bekommen. Es wird nicht nur gezählt. An mehreren Straßen stehen auch Seitenradargeräte, die weitere Daten zu Verkehrsstärke und Geschwindigkeit liefern.
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Nach Angaben der Stadt geht es zum einen um Maßnahmen gegen den (Verkehrs-) Lärm, die die Städte nach einer EU-Richtlinie bis Mitte Juli in Aktionsplänen festlegen müssen. Grundlage werden neue „Lärmkarten“ sein. Damit wolle man die Belastung in den Städten verringern und die Lebensqualität verbessern, heißt es. Die Stadt beginnt voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2023 mit dieser Lärmaktionsplanung. Sie will die Bürger in den kommenden Monaten noch näher darüber informieren..
8000 Wittener leben an Straßen, die zu laut sind
8000 Wittener leben an Straßen, die zu laut sind, hieß es es Mitte 2022. Diese Zahlen beruhten auf einer bundesweiten Verkehrszählung von 2015. Der problematische Wert von 55 Dezibel wurde auf der Herbeder und Wittener Straße überschritten, Crengeldanz-, Ardey-, Husemann-, Ruhr-, Wengernstraße, Dortmunder Straße, Bodenborn, Im Hammertal und womöglich Pferdebachstraße und Sprockhöveler Straße.
Zum anderen werden aktuelle Daten für ein neues „verkehrsmittelübergreifendes Verkehrsmodell“ gesammelt. Darin wird erfasst, mit welchen Verkehrsmitteln und wie intensiv die jeweiligen Straßen genutzt werden. Diese Daten bilden die Grundlage für künftige Planungen. Das letzte Modell stammt von 2006 und hatte einen sogenannten „Prognosehorizont“ bis 2020.
Auf der alten Pferdebachstraße waren laut damaliger Zählung zum Beispiel 1250 Fahrzeuge je Stunde direkt hinter der Kreuzung Ardeystraße unterwegs. Das ging dann hoch auf 1850 und pendelte hinter der Westfalenstraße zwischen 1650 und 1600. Über die Dortmunder Straße rollten damals, vor etwa 17 Jahren, ab Husemannstraße 1600 Fahrzeuge stündlich Richtung Autobahn.
Das neue Modell, das bis Ende dieses Jahres fertig sein soll, umfasst die „Verkehrsnachfrage“ für Pkw, Lkw den Radverkehr und ÖPNV. Gemeint ist Zahl der Fahrzeuge in dem entsprechenden Straßenabschnitt und die Verkehrsdichte. Es werden Prognosen bis 2040 getroffen. Das Modell beruht laut Verwaltung auch auf Strukturdaten wie Bevölkerungsentwicklung, Schülerzahlen, Siedlungsflächenentwicklung und ökonomischen Kennziffern.