Witten. Die Stadt hat eine Liste von Straßen erstellt, an denen es zu laut ist. Lesen Sie mal, wo der Krach in Witten am größten ist.
Mehr als 8200 Menschen in Witten leben an Straßen, auf denen es zu laut ist. Die Stadt hat nun einen Fahrplan entwickelt, damit es dort leiser wird. Doch von jetzt auf gleich lassen sich die Vorhaben nicht umsetzen.
Witten ist durch EU-Recht zu Lärmaktionsplänen verpflichtet
Nach EU-Recht ist die Stadt zu so genannten Lärmaktionsplänen verpflichtet. In einem ersten Schritt werden die belasteten Gebiete ermittelt. Anschließend sollen konkrete Projekte folgen, um den Lärm zu verringern.
Die Wittener Verwaltung hat nun Daten vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) zum Autoverkehr bekommen. Die Angaben beruhen auf einer bundesweiten Verkehrszählung von 2015, lassen sich laut Stadtbaurat aber noch als Grundlage verwenden.
Danach wird an folgenden Straßen der problematische Wert von 55 Dezibel db(A) überschritten: L 924 (Herbeder Straße, Wittener Straße), L 625 (Crengeldanz-, Ardeystraße), L 660 (Dortmunder Straße, Husemannstraße), L 525 (Ruhrstraße, Bodenborn) L675 (Wengernstraße) und L 551 (Im Hammertal).
Außerdem hat die Stadt noch die Sprockhöveler Straße und die Pferdebachstraße mit auf die Liste gesetzt. Dafür lagen zwar keine Daten vom Lanuv vor. Aber ausgehend von der Verkehrszählung, die die Stadt 2007 vorgenommen hatet, könne man ebenfalls von entsprechenden Belastungen ausgehen, so Baudezernent Stefan Rommelfanger. Schließlich gehören auch die Autobahn-Anschlussstellen Herbede und Heven sowie Gebiete nahe der A 448 zu den kritischen Punkten.
Lärm kann zu gesundheitlichen Schäden führen
Ausschuss hat Aktionsplan verabschiedet
Das Planungsbüro von Alexander Denzer geht in seinem Konzept von 55 Dezibel Wert aus, ab dem Handlungsbedarf besteht.
Ausgerechnet haben die Fachleute ferner, dass rund rund 3.900 Wohnungen im Stadtgebiet betroffen sind.
Der Ausschuss für Mobilität und Verkehr hat jetzt die Aufstellung des gesamten Maßnahmenkatalogs beschlossen, nachdem zuvor auch der Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klima das Papier behandelt hat.
Über die Zufahrten zur Autobahn A 43 rollen täglich 54.000 bis 71.000 Pkw und Lkw. Auf den innerstädtischen Straßen sind es 9210 Fahrzeuge (Annenstraße/Stadtgrenze Herdecke) bis zu 17.705 (Hörder Straße/Sprockhöveler Straße).
Wissenschaftlich sei längst erwiesen, dass eine anhaltende Lärmbelastung zu gesundheitlichen Schäden führen kann, sagt Alexander Denzer. Den Stadtplaner aus Hilden hat die Wittener Verwaltung mit ins Boot geholt, um den Lärmaktionsplan zu entwickeln. Sein Büro hat auch die Zahl der Anwohner ermittelt, die dem Krach ständig ausgesetzt sind.
Um den Geräuschpegel zu senken, hat die Stadt eine lange Liste von Vorschlägen erarbeitet. Dazu gehören der Einbau von lärmminderndem Asphalt, nächtliche Tempolimits von 30 statt 50 km/h oder auch der Hinweis auf überfällige Straßensanierungen wie an der Kreuzung Ruhrstraße/Ruhrdeich. Zusätzliche Radwege sollen Autofahrer zum Umsteigen zu bewegen und die Stadt verstärkt für Schallschutzfenster werben, für die öffentliche Fördergelder bereitstehen.
Stadt plant eigene Verkehrszählungen
Bevor aber die Verwaltung nun zur Tat schreitet, muss sie selbst noch einmal aktuelle Verkehrsdaten erheben. Das sehe das EU-Recht entsprechend vor, so Rommelfanger, „damit wir Finanzhilfen bekommen“. Deshalb sind nun Ende des Jahres oder Anfang 2023 eigene Zählungen geplant. Bei der überwiegenden Zahl von Straßen muss sie sich mit dem Landesbetrieb Straßen abstimmen. Die Anschlussstellen der A 43 fallen wiederum in die Zuständigkeit der Autobahn GmbH, der die Stadt aber Empfehlungen an die Hand gegeben hat, unter anderem den Einsatz von Flüsterasphalt.
Bei allen Planungen besteht allerdings ein Unsicherheitsfaktor: Den E-Autos soll die Zukunft gehören. Die Stromer sind von sich aus so gut wie geräuschlos. Seit dem vergangenen Jahr müssen sie aber, damit Fußgänger und Radfahrer sie hören, einen künstlichen Sound erzeugen. Welche Folgen damit für den Lärm auf den Straßen verbunden ist, sei noch offen, so Stadtplaner Denzer.