Witten. Zwei Wittener haben sich der „16-Summits-Challenge“ gestellt und 16 deutsche Gipfel erklommen. Auf die Höhe der Berge kommt es dabei nicht an.

Es muss kein Achttausender sein, wenn man beim Gipfelstürmen spannende Abenteuer erleben will. Diese Erfahrung haben Anna uns Bastian aus Witten gemacht. Das Paar hat sich einer ganz besonderen Herausforderung gestellt – der „16-Summits-Challenge“: Die beiden haben die höchsten Punkte der 16 deutschen Bundesländer erklommen.

Sogar auf die Zugspitze sind die beiden Wittener geklettert – obwohl Anna praktisch keine Erfahrung mit Klettersteigen hatte.
Sogar auf die Zugspitze sind die beiden Wittener geklettert – obwohl Anna praktisch keine Erfahrung mit Klettersteigen hatte. © Koke

Der Grund war – einmal mehr – die Corona-Zeit. Langweilig sei ihnen gewesen, sagt Anna, man habe ja kaum reisen können. Deswegen machte sich die 32-jährige Hevenerin zusammen mit ihrem Freund auf die Suche nach Abenteuern, die man quasi vor der Haustür erleben kann – und fand die 16-Gipfel-Tour. Tausende machen bei diesem inoffiziellen Wettbewerb mit, bei dem es nichts zu gewinnen gibt. Außer vielen schönen Erlebnissen.

Wittener waren mit dem Campingbus unterwegs

Aber wohin geht die Tour? Zugspitze, ja klar. Den Brocken kennt man auch. Und sonst? Auch Bastian und Anna mussten erst einmal herausfinden, wo die höchsten Gipfel Deutschlands denn eigentlich liegen. Das war manchmal gar nicht so leicht. „Denn bei einigen Ländern scheiden sich die Geister“, erklärt der 44-jährige Logistiker. Ist es in Berlin der Teufelsberg – eine Trümmerhalde – oder doch der natürliche Große Müggelberg draußen hinter Köpenick? Die Wittener wollten auf Nummer sicher gehen – und haben einfach beide auf ihre Liste gesetzt.

Auch die Brocken-Bahn hat Anna und Bastian begeistert. „Sie sah aus wie aus einem Harry-Potter-Film“, schwärmen sie.
Auch die Brocken-Bahn hat Anna und Bastian begeistert. „Sie sah aus wie aus einem Harry-Potter-Film“, schwärmen sie. © Koke

Unterwegs waren sie in den zwei Jahren, die sie für die 16 Länder gebraucht haben, mit einem Camper, der im Laufe der Monate vom VW-Bus zum richtigen Wohnmobil gewachsen ist. Manche Fahrt ging übers Wochenende, manchmal auch länger. „Wir haben das Glück, dass wir beide mobil arbeiten können“, sagt die Social-Media-Fachfrau. So konnte manche Wanderung noch nach Feierabend von einem Stellplatz aus gestartet werden, wenn die Laptops im Bus zusammengeklappt worden waren.

Manchmal muss man den Gipfel suchen

Nicht immer war die Herausforderung, den Aufstieg auf den Gipfel körperlich zu bewältigen. Manchmal ging es auch darum, den Gipfel überhaupt zu finden. „In Bremen haben wir die Markierung lange gesucht“, erzählt Anna schmunzelnd. Schließlich fanden sie sie im Friedehorstpark auf stolzen 32,5 Metern Höhe irgendwo im Gebüsch.

Diesen Gipfel schaffen auch Ungeübte: Er liegt im Bremer Friedehorstpark auf stolzen 32,5 Metern Höhe.
Diesen Gipfel schaffen auch Ungeübte: Er liegt im Bremer Friedehorstpark auf stolzen 32,5 Metern Höhe. © Koke

Da war der Weg auf die Zugspitze schon eine ganz andere Hausnummer – zumal die Hevenerin bislang überhaupt keine alpine Erfahrung hatte. Erst am Tag vor der Tour auf Deutschlands höchsten Berg war sie ihren ersten Klettersteig gegangen. „Aber sie hat sich dabei so gut angestellt, dass wir es dann gewagt haben“, sagt Bastian, der das als Klettertrainer beim Alpenverein gut einzuschätzen wusste. Sie wollten mindestens bis zum Schneefeld kommen – und schafften es dann doch ganz hoch bis zum Gipfel. Acht Stunden haben sie dafür gebraucht. Zurück ging es dann mit der Seilbahn.

Steinpilze und Blaubeeren am Wegesrand

Andere Touren waren weniger spektakulär, haben aber doch großen Eindruck hinterlassen. Auf dem Brocken im Harz gab es „irrsinnigen Wind, das war sehr anstrengend“, erinnert sich Anna. Auf dem Hasselbrack in Hamburg hätten sie gern mehr der unzähligen Blaubeeren am Weg geerntet – wäre nicht der Starkregen gekommen. Und auf dem Fichtelberg in Sachsen wuchsen so viele Steinpilze, dass sie sie kaum noch tragen konnten. „Wir haben wochenlang davon gegessen.“

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Auf jedem Gipfel wurde ein Beweisfoto gemacht und bei Instagram unter dem Kennwort „16-Summit-Challenge“ eingestellt, Hunderte dieser Bilder finden sich da. Ziel der Gipfelstürmer ist es aber nicht, irgendjemandem etwas beweisen oder Höchstleistungen vollbringen zu wollen. „Es geht darum, Ecken in Deutschland zu entdecken, die man so nicht auf dem Plan hatte“, sagt Anna, für die die Reisen bislang gar nicht exotisch und weit genug weg sein konnten.

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Auch Anna und Bastian haben einige Stellen entdeckt, die sie gerne noch einmal besuchen wollen. Bayern unbedingt. Oder in Meck-Pomm die Müritz, „aber dann mit einem Boot“, oder das Bodetal im Harz. „Das war eine unglaublich faszinierende Landschaft“, schwärmt der 44-Jährige.

Steinpilze bis zum Abwinken fanden die beiden Wanderer auf dem Fichtelberg.
Steinpilze bis zum Abwinken fanden die beiden Wanderer auf dem Fichtelberg. © Koke

Das ist es auch, was die beiden Wittener allen anderen Reiselustigen ans Herz legen wollen. „Deutschland ist schön und hat einiges zu bieten“, betonen sie. Die Touren seien machbar – auch für Ungeübte. Man könne sich ja erst einmal mit einem kleinen Berg an die „16 Summits“ herantasten. Und auf die Zugspitze fahre schließlich auch eine Seilbahn.

Mehr Bilder von der „16-Summits-Challenge“ von Anna und Bastian sind auf Instagram auf dem Account „micro_challenge“ zu sehen. Dort gibt es auch weitere Reisebilder. Der nächste Gipfelsturm ist übrigens schon geplant. Bald soll es zu den „Three Peaks“ gehen, den drei höchsten Bergen Großbritanniens.