Witten. Ein Storchenpaar macht in Witten Rast. Es baut schon kräftig am Nest. Doch ob es diesmal mit dem Nachwuchs klappt, bleibt trotzdem ungewiss.
Diese Nachricht ruft bei Naturfreunden und Vogelexperten wahre Begeisterungsstürme hervor. In den Ruhrauen sind Störche gesichtet worden. Nicht nur unser Leser Thomas Becker hat die beiden im Blick und zumindest ein Exemplar vor die Kameralinse bekommen. Auch die Naturschutzgruppe Witten (Nawit) beobachtet das Paar täglich. „Die beiden sind vor einer Woche angekommen“, sagt Mitstreiter Gerald Sell.
Bisher sind die Weißstörche bei ihrer Rückkehr aus dem Winterquartier lediglich über Witten geflogen und haben dabei höchstens mal eine kleine Rast eingelegt. Noch nie hat sich bis jetzt ein Storchenpaar auf Dauer in der Ruhrstadt niedergelassen und gebrütet. Doch die Naturschützer glauben fest daran, dass dies irgendwann passieren wird. Schließlich steige ihre Zahl im Ruhrgebiet durchaus. Um die eigenen Chancen zu erhöhen, hat die Nawit deshalb im vergangenen Jahr einen Storchenmast als Nisthilfe im Naturschutzgebiet Spiek bei Bommern aufgestellt.
2022 scheiterte der Versuch mit dem Storchennachwuchs in Witten
Sogleich hatte sich dort auch ein junges Storchenpaar niedergelassen, so Gerald Sell. Doch der Versuch, sich anzusiedeln, scheiterte. „Es hat leider nicht geklappt. Die Tiere waren wohl zu jung. Sie müssen mindestens vier bis sechs Jahre alt sein, um zu brüten.“ Anhand des Verhaltens der Störche könne man interpretieren, wie alt sie sind. Die Art des Nestbaus etwa gebe darüber Aufschluss.
Auch jetzt sei es noch zu früh für eine eindeutige Aussage. „Das Paar zeigt ein gutes Verhalten. Wir hoffen, dass es zu einem Brutversuch kommt“, sagt der Naturschützer. Die beiden Störche würden sich schon paaren. Ohne Fernglas sei zu erkennen, dass sie bereits Zweige und Polstermaterial für das Nest herbeischaffen. Dennoch: Sell ist nur verhalten optimistisch. Noch stehe eine Prognose auf wackeligen Füßen. Erst in einer Woche gebe es mehr Klarheit.
Naturschützer: Viele in Witten würden sich riesig freuen
Was das Nawit-Mitglied aber jetzt schon mit Sicherheit sagen kann: Mindestens eines der Tiere ist nicht dasselbe wie 2022. Denn das Weibchen sei diesmal beringt. Zuletzt trugen beide Vögel keine Ringe.
„Die Erwartungshaltung in der Bevölkerung ist groß. Viele würden sich riesig freuen, wenn es Nachwuchs gäbe“, sagt Gerhard Sell. Tatsächlich habe sich der Lebensraum im Naturschutzgebiet durch die Renaturierung der Ruhr verbessert. Nun müsse sich noch zeigen, ob das Nahrungsangebot tatsächlich ausreiche. „Hier gibt es trotzdem viel Wald und Bebauung. Die Störche müssen erst mal erkunden, wo sie im Umkreis von etwa zwei bis drei Kilometern sicher und schnell Nahrung für den Nachwuchs finden können.“
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Ein ausgewachsener Storch benötige 500 Gramm Nahrung pro Tag, ein Junges über ein Kilo. Störche fressen vor allem Mäuse, Regenwürmer, Insekten und Käfer. Nur manchmal fangen sie Frösche oder – im flachen Wasser der Uferzonen – auch mal einen kleinen Fisch.
Die Naturschutzgruppe kontrolliert also nun täglich, was sich in Sachen Nachwuchs tut. „Nach der Ankunft vergehen in der Regel acht bis zehn Tage, bis das erste Ei gelegt wird“, sagt Sell. „Wir können zwar nicht ins Nest reingucken. Aber wenn dann einer der Vögel dauerhaft drin sitzt, dann gibt es eine Brut.“
Einen Namen tragen die Wittener Störche übrigens nicht. Doch auch Gerald Sell kennt die Geschichte um das erste Storchenpaar in Dorsten. Es ließ sich 2005 in der Stadt an der Lippe nieder. Der dortige Heimatverein taufte die beiden kurzerhand auf die Namen Werner und Luise.