Witten. Von Tod und Hoffnung spricht Pfarrer Linnemann aus Witten im Interview zu Ostern. Und darüber, warum Kinder die Kirche kennenlernen sollten.

In der Ukraine tobt immer noch der Krieg, die Inflation macht weiterhin vielen Menschen zu schaffen. Nach dem Tod von Jesus am Kreuz bedeutet Ostern aber auch Hoffnung, Wiederauferstehung. Kann uns Wolfram Linnemann, seit 25 Jahren Pfarrer der Innenstadtgemeinde Johannis, Hoffnung machen? Ein Gespräch zum Osterfest mit dem 58-Jährigen.

Krieg, höhere Lebenshaltungskosten, Dauergezänk in der Berliner Ampel – können Sie den Wittenern zu Ostern trotzdem noch Zuversicht vermitteln?

Linnemann: Von Leid und Schwierigkeiten haben wir genug, wir spüren, das sind alles Karfreitagsthemen, dem Tag, an dem wir an den Tod Jesu denken, dem Tiefpunkt seines Leidens. Er ist durch Leid und Tod hindurchgegangen und Ostern in neues Leben getreten. Das ist ein Hoffnungszeichen, dass sich Leben wieder verändern kann.

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Wie lautet Ihre Osterbotschaft?

Dass aus dem Tod neues Leben entsteht und das Unmögliche möglich wird.

Sie bieten verschiedene Gottesdienstformen an, für Frühaufsteher in der Osternacht, etwas später für Familien. Trotzdem wenden sich immer mehr Menschen von der Kirche ab. Müssen Sie nicht noch näher an sie herankommen, noch innovativer werden?

Gottesdienst zur Osternacht

Frühaufsteher können am Ostersonntag um 6 Uhr morgens in einer zunächst noch dunklen Johanniskirche bei Kerzenlicht und der aufgehenden Morgensonne die Osternacht feiern. Um elf Uhr beginnt dann ein Familiengottesdienst. Es gibt auch Taufen. Weitere Gottesdienste auf kirche-hawi.de. Bei den Katholiken: https://katholisch-in-witten.de/pastoraler-raum/veranstaltungskalender/

Die Fotoausstellung „Deine Kirche mit meinen Augen“ läuft noch bis zum 14. Mai in der Johanniskirche und im Gemeindehaus nebenan. Öffnungszeiten: jeweils nach dem Gottesdienst, do von 16 bis 18 und sa von 11 bis 13 Uhr.

Wir werden diesen Trend als einzelne Gemeinde nicht aufhalten. Trotzdem versuchen wir, unsere Formate immer wieder neu zu überdenken.

Pfarrer Wolfram Linnemann ist seit 25 Jahren Pfarrer in der Wittener Johannisgemeinde.
Pfarrer Wolfram Linnemann ist seit 25 Jahren Pfarrer in der Wittener Johannisgemeinde. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Die Johanniskirche liegt mitten in der City. Draußen vor der Tür treffen Sie viele unterschiedliche Menschen mit all ihren verschiedenen Problemen. Wo und wie könnten Sie die Leute denn abholen?

Es müsste erst mal eine Bereitschaft da sein, sich mit den wichtigen Fragen des Lebens zu beschäftigen. Ist da was nach dem Tod? Was erwarte ich? Ist ein Leben nicht nur Vergnügen, Spaß und Freizeit, sondern auch Krankheit und Einsamkeit?

Welche Rolle spielen die handelnden Personen in der Kirche?

Sie spielen eine große Rolle. Deshalb bitte ich Eltern immer, gebt den Kindern und Jugendlichen eine Chance, uns kennenzulernen. Wenn wir heute die Kinder wegen des Konfirmandenunterrichts anschreiben, meldet sich vielleicht noch die Hälfte zurück. Es gibt immer noch ein altes Bild von Kirche, das transportiert wird. Dabei bieten wir viele Erfahrungen in Form von Gemeinschaftserlebnissen an. Es wird nicht nur trocken in der Bibel gelesen. Wir haben auch viel Spaß miteinander.

In der Johanniskirche läuft die Fotoausstellung „Deine Kirche mit meinen Augen“. Was steckt dahinter?

Der Wittener Fotoclub „ObjektivArt’96“ zeigt Außen- und Innenaufnahmen von Kirchen des Evangelischen Kirchenkreises Hattingen-Witten. 27 Fotos werden in der Johanniskirche ausgestellt, zehn nebenan im Gemeindehaus.

Sehenswert ist die Bilderschau in Johannis mit Innen- und Außenaufnahmen von Gotteshäusern im Evangelischen Kirchenkreis Hattingen-Witten.
Sehenswert ist die Bilderschau in Johannis mit Innen- und Außenaufnahmen von Gotteshäusern im Evangelischen Kirchenkreis Hattingen-Witten. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Was bedeutet Ihnen diese Schau persönlich?

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Ich finde die Bilder sehr eindrucksvoll. Kirche wird noch mal ganz anders dargestellt und es gibt ungewohnte Perspektiven – Fotos von Orgeln, Fotos, die durchs Fenster gemacht worden sind, Aufnahmen wie aus Bommern, die die Kirche in der aufgehenden Sonne zeigen, Fotos von roten Gesangbüchern aus Herbede, vom Altar in der Annener Erlöserkirche, aus Blankenstein mit dem Dorfkern, der sich wie ein Halbkreis um den Kirchturm legt, oder vom Steinhügel in Heven, wo in einem Spiegel an einer Säule die Orgel und Organistenbank zu sehen sind. Im Gemeindehaus sieht man Bilder, die sogar mit der Lochkamera gemacht wurden.

Gibt es auch ein österliches Motiv?

Ja, zum Beispiel die Osterkerze. Ihre weiße Farbe steht für die Hoffnung und das neue Leben.

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