Witten. Die Schuldfrage wurde gleich am Anfang geklärt. Aber was hatte den Angeklagten dazu gebracht, die ihm so vertraute Frau aus Witten zu erwürgen?

Weil sich seine Freundin von ihm trennen wollte, soll ein 63-jähriger Mann sie erwürgt haben. Angeklagt wegen Totschlags, steht er seit Mittwoch vor dem Schwurgericht in Bochum.

An der Schuldfrage besteht offensichtlich kein Zweifel. „Mein Mandant ist verantwortlich für den Tod der Frau“, erklärte sein Verteidiger gleich zum Prozessauftakt. Es habe vor der Gewalttat einen verbalen Streit gegeben, der dann in eine körperliche Auseinandersetzung überging. Näheres wolle der Angeklagte derzeit nicht zu den Vorwürfen sagen.

Streit in der Wittener Wohnung des Opfers geht Gewalttat voraus

Am 7. Oktober 2022 war es in der Wohnung der Frau an der Luisenstraße (Innenstadt) zu dem verhängnisvollen Streit gekommen. Die Tochter alarmierte die Feuerwehr, nachdem sie drei Tage lang nichts mehr von ihrer Mutter gehört hatte. Die Rettungskräfte, darunter eine Notärztin, fanden die Frau dann tot im Schlafzimmer auf. Sie lag zwischen Bett und Fenster rücklings auf dem Boden und war mit Kleidungsstücken zugedeckt. „Das Ganze sah merkwürdig aus“, erinnerte sich vor Gericht die 36-jährige Notärztin als Zeugin. Die Polizei rief die Kripo zur Unterstützung.

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Die Beamten stellten schnell fest, dass die sogenannte „Auffindesituation“ der Frau verdächtig war. Auf keinen Fall habe sie sich selbst zugedeckt. Eine Rechtsmedizinerin bestätigte den gewaltsamen Erstickungstod.

Mutmaßlicher Täter nimmt den Hund mit

Die Geldbörse, das Auto und der Hund der Toten, ein weißer Schäferhund, waren verschwunden. Der Angeklagte, der aufmerksam zuhörte und sich Notizen machte, soll am 8. Oktober mit der Bankkarte der Getöteten insgesamt 1200 Euro abgehoben haben. Offenbar hatte er die Wohnung mit dem Hund verlassen und auch das Auto der Frau genommen.

Im Gericht wurde eine Aufnahme abgespielt, die der Beschuldigte kurz nach der Tat selbst mit dem Handy gemacht hatte. Er habe, um „den Wortschwall“ der Frau zu stoppen, ihren Hals gedrückt. Als er erkannte, dass die Frau tot war, habe er sie abgelegt und mit Kleidungsstücken abgedeckt. Dann sei er ziellos umhergefahren. Der Mann war nach Warstein gefahren, wo er in einer Einrichtung wegen seiner Alkoholsucht behandelt wurde.

Angeklagter sprach von einer „toxischen Beziehung“

„Er erwähnte mal seine Freundin. Er nannte sie nur seine toxische Beziehung“, sagte eine 51-jährige Krankenschwester im Zeugenstand aus. Der Angeklagte und die Frau hatten seit rund zwei Jahren eine On-off-Beziehung, also eine Verbindung, die immer wieder unterbrochen wurde. Es gab offenbar ständig Reibereien. Schließlich wollte die Frau sich endgültig trennen, aber das konnte der Mann wohl nicht verwinden.

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Laut Anwalt wollte sich der 63-Jährige eine Woche nach der Tat eigentlich selbst bei der Polizei stellen. Doch das Auto sei nicht angesprungen. Er habe den ADAC gerufen, doch stattdessen sei die Polizei gekommen und habe ihn festgenommen.

Der Angeklagte ist wegen Unterschlagung vorbestraft. Er hatte seiner Freundin, die er später töten sollte, im Juli 2021 bereits 1100 Euro Bargeld aus der Geldbörse gestohlen. Der Prozess wird fortgesetzt.

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