Witten. Der vierte Warnstreik in kürzester Zeit trifft auch Witten. Züge und Busse? Fehlanzeige. Viele scheinen gut vorbereitet zu sein, aber nicht alle.
Der Hauptbahnhof ist verwaist, auch am ZOB rollen keine Busse. Der Super-Warnstreik von Verdi hat sich am Montag auch auf Witten ausgewirkt. Die meisten Passagiere scheinen aber mittlerweile Erfahrungen zu haben und sind vorbereitet.
So hat sich an den Busbahnhof fast kein Mensch verirrt, nur ein Vater radelt mit einem Kleinkind vorbei, vereinzelt warten Leute auf den Bänken an den Haltestellen. Dort, wo sonst viel Trubel herrscht, ist es ruhig – lediglich die VER-Linien 373 und 371 und der SB38 touren nach einem Notfallfahrplan, aber das kennt man ja schon. Auch durch den Hauptbahnhof rollen keine Züge. Der Streik trifft diesmal auch die Deutsche Bahn und den Regional- und Fernverkehr.
Auszubildende in Witten ärgert sich über Verdi
Doch nicht alle scheinen eine Lösung gefunden zu haben, wie sie ihren Arbeitsplatz erreichen können. Ljubov Hermann wartet um kurz nach sieben Uhr auf die Bahn. „Ich bin eigentlich auf den Zug angewiesen, um zur Arbeit zu kommen, aber leider lässt die Gewerkschaft einen im Stich“, sagt die Auszubildende. Sie ärgert sich, dass manche Apps zwar anzeigen, dass ein Zug kommen soll, das dann aber nicht der Fall ist. Verständnis für den Streik bringt hingegen ein 18-jähriger Wittener auf, der am ZOB vergeblich auf einen Bus wartet. „Jeder sollte das Recht haben, sich für eine angemessene Bezahlung einzusetzen.“
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Auf einmal taucht auch eine Klasse der Breddeschule am Busbahnhof auf. Für die Schülerinnen und Schüler geht es zu einem Ausflug ins Schauspielhaus Bochum – und zwar per Bus. Hierfür wurde allerdings unabhängig vom Streik ein privates Busunternehmen organisiert. Der Transfer sei lange geplant gewesen, sagt ein Lehrerin.
Taxiunternehmen haben nicht mehr Arbeit
Und dann gibt es ja auch noch das Taxi als Option. „Es ist nicht mehr los als sonst, eher weniger“, sagt Siegfrid Schwabe, der vor dem Hauptbahnhof auf Fahrgäste wartet. Bei den vergangenen Streiks habe man schon gemerkt, dass mehr Leute mit dem Taxi fahren, „diesmal sind aber alle gut vorbereitet“. So bleibt auch das große Verkehrschaos im morgendlichen Berufsverkehr aus. Es ist nicht mehr los als sonst auf den Straßen. Große Blechlawinen? Fehlanzeige.
Die Gewerkschaft Verdi will zur dritten Runde der Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst nochmals den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen, damit diese ein aus Gewerkschaftssicht „verhandlungsfähiges Angebot“ vorlegen. Ziel sei es, nun eine Lösung zu erreichen, sagt Bettina Schwerdt, stellvertretende Geschäftsführerin von Verdi Südwestfalen.
Die Gewerkschaft fordert 10,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber monatlich 500 Euro mehr bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Auszubildende, Studierende sowie Praktikantinnen und Praktikanten sollen 200 Euro mehr im Monat erhalten. All das bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Weitere Streiks sind nicht ausgeschlossen.
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