Witten. Vor fünf Jahren hat Rainer Simmat als Schmied das Bethaus der Bergleute in Witten übernommen. Seitdem wächst das Interesse an dem alten Handwerk.
Rainer Simmat ist – dieses Wortspiel sei gestattet – seines eigenen Glückes Schmied. Das liegt vor allem an seinem Beruf. Wer den Handwerker in seinem Arbeitsumfeld erlebt, merkt schnell: Der Wetteraner mag, was er tut. Im Wittener Muttental bietet der 61-Jährige im historischen Bethaus der Bergleute, in dem seine Frau Iris die Gastronomie betreibt, Kurse für Kinder und Erwachsene an.
Klarheit bei der Begrüßung im Bethaus. „Wir sagen du, oder? Ich bin der Rainer“, meint Simmat, der beim Wittener Stadtmarketing angestellt ist. Deren Mitarbeitende und Simmat besprechen fast täglich geplante Aktionen sowie Veranstaltungen. Denn diese besondere Örtlichkeit können Interessierte beispielsweise für Feiern mieten, dort Kindergeburtstage ausrichten oder eben in Kursen mit dem erfahrenen Handwerker Eisen schmieden, so lange es noch heiß ist.
Der Beruhttps://www.waz.de/staedte/witten/witten-bethaus-gibt-einblick-in-traditionelle-schmiedekunst-id235916495.htmlf als Schmied ist schon ein besonderer, oder? Ist er vom Aussterben bedroht?
Rainer Simmat: Ich mache das – mit Unterbrechungen – seit meinem 16. Lebensjahr, als meine Lehre begann. Viele finden das Schmieden toll, aber nur für eine bestimmte Zeit, also wenige Stunden. Es ist auch anstrengend, es kann dabei heiß wie Zunder werden. Manch einer will sich heutzutage beruflich nicht mehr schmutzig machen, diese Bereitschaft muss ein Schmied aber haben. Und aufgrund der hohen Temperaturen am Feuer verschwinden schon mal die Härchen am Unterarm, das merke ich nach all den Jahren aber gar nicht mehr. Meine Berufsgruppe leidet unter denselben Nachwuchsproblemen wie andere Handwerkszweige.
Wie fing denn das Engagement im Wittener Bethaus an?
Ich kam hier 2008 vorbei und sah meinen Vorgänger Volker Avermann beim Schmieden. Er sagte, dass hier immer jemand gesucht werde, also könne ich ja mal mein Können unter Beweis stellen. Wir waren dann ungefähr acht Jahre lang hier im Muttental als Schmied-Duo aktiv. Nach seinem Tod 2017 fragte mich das Stadtmarketing, ob ich das alleine, aber mit Unterstützung weiter machen wolle. Ich habe zugesagt. Gemeinsam haben wir hier viel auf die Beine gestellt. Manche Kurse leite ich heutzutage mit einem zweiten Schmied, der mich mal vertreten kann. In der Gastronomie haben wir drei Festangestellte, wir sind ein gutes Team.
Wie kamen denn die Verbindungen nach Wetter zustande?
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Ich fand die Anfahrt aus meiner Heimatstadt Dortmund zu meinem Arbeitsplatz in Witten doof und zu lang. Dann hat meine Frau 2017 eine Wohnung im Schöntal von Wetter entdeckt. Uns gefällt es hier gut, wir kaufen hier auch Verschiedenes für das Bethaus ein, etwa Brot-Rohlinge. Ich brauche in einer Wohnung ja auch nicht viel, da ich oft unterwegs bin. Ich erhalte immer häufiger Anfragen für Schmiede-Aktionen, etwa aus Bochum oder von einer Bank.
Wer bucht im Bethaus Schmiede-Kurse, wie oft finden diese statt?
Die Nachfrage steigt, es werden immer mehr. Diese Woche hat sich eine private Gruppe angemeldet. Sonst kommen auch Schulklassen, Firmen und Familien. Wir haben Gäste aus ganz Deutschland, die meisten aus den Nachbarstädten. Aber auch Holländer und Belgier waren schon hier. In Sachen Nachfrage merken wir kaum Unterschiede zwischen Ferien und normalen Zeiten.
Wie läuft so ein Kurs dann ab?
Meist dauern die Kurse – das hängt von der Gruppe und Anzahl der Leute ab – rund vier Stunden. Wir können bis zu 35 Teilnehmer beschäftigen. Es geht dann um schmieden, schweißen und schlagen. Wir empfehlen festes Schuhwerk, langärmelige Kleidung wegen des Funkenflugs. Schutzbrillen und Handschuhe teilen wir aus. Mit mir oder einem zweiten Schmied stellen die Teilnehmer dann verschiedene Gegenstände her.
Und was wird hergestellt?
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Rosen sind derzeit der Renner, die kann man sich ebenso dekorativ in den Garten stellen wie die Weltkugeln, nach denen ebenfalls viele fragen. Beliebt ist zudem das Anfertigen von Froschlampen als Erinnerung an die Bergbauzeit. Ein Klassiker sind Herzen. Oder auch Sicheln, Feuereisen, Flaschenöffner, kleine Küchenutensilien und vieles mehr. Für Feinarbeiten oder die Fertigstellung mit dem Meißel braucht es Erfahrung, manches setze ich dann wie ein Puzzle im Nachhinein zusammen, ehe die Kursteilnehmer den fertigen Gegenstand abholen können.
Ehefrau Iris schwingt in der Gastronomie das Zepter, ist das Bethaus also ein klassischer Familienbetrieb?
Ich sage immer, dass ich beim Stadtmarketing und bei meiner Frau angestellt bin, auch die Kinder helfen hier mit. Wir mögen die kurzen Wege, die sich durch die Anlage ergeben. Übrigens bieten wir im Bethaus bald auch ein Whiskey-Tasting und am 13. August unser Sommerfest an. Wir müssen nur darauf achten, dass wir uns nicht übernehmen und zu viel wollen, schon jetzt sind wir gut ausgelastet.