Witten. Werke von Fabian Weinecke und Sven Drühl werden im Märkischen Museum Witten gezeigt. So verschieden die Werke sind, ihre Maler verbindet viel.
Ausnahmsweise lädt das Märkische Museum an einem Samstag zur Ausstellungseröffnung – dafür aber mit einem richtigen Konzert. Die Essener Band „Festland“ spielt Songs aus ihrem neuen Album „Hippies“. Die Texte ihrer Lieder hat der Maler geschrieben, dessen Bilder jetzt gezeigt werden.
Mit der Doppelschau „Fabian Weinecke: Gemälde“ und „Sven Drühl: Apokryphe Landschaften“ verbindet das Museum zwei Künstler, deren Werke unterschiedlicher kaum sein könnten und die doch ganz viel verbindet. Die beiden teilten sich in den 90ern ein Atelier in Essen, stellten zusammen aus, machten gemeinsam Musik. Drühl ging dann 2002 nach Berlin, Weinecke starb zehn Jahre später mit nur 43 Jahren. Jetzt sind ihre Arbeiten wieder zusammen in einem Haus zu sehen. Sven Drühl freut sich darüber: „Das ist für mich eine ganz runde Sache.“
Weineckes Bilder hängen wie kleine Pausenzeichen in Witten
Allerdings: Wirklich vereint sind die Werke nicht. Die kleinen, manchmal winzigen Gemälde von Fabian Weinecke hängen verteilt mitten in der Ausstellung „111 Jahre Märkisches Museum“. Ohne Titel, ohne Erklärung und sogar ohne Namensschild. Der Besucher soll die Bilder ganz unbeeinflusst betrachten können, erklärt Museumsleiter Christoph Kohl. „Sie sollen frei bleiben, frei von jeder vorgegebenen Interpretation.“
So hängen Weineckes Mini-Gemälde nun wie kleine Stopper, wie Pausenzeichen zwischen den großen Werken der Jubiläumsschau. Mal passen sie zeitlich, mal inhaltlich. Oft zeigen sie nackte Menschen in scheinbar normalen Landschaften. Doch seltsame Wesen aus einer anderen Welt stören die Idylle, geben den Szenen eine eigenartige Stimmung – so wie auch die Details, die man bei noch näherem Hinsehen entdeckt. Eine winzige Armbanduhr, ein Spazierstock. Und bei einer versteckten Liebesszene wird der Betrachter beinahe zum Voyeur.
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Band „Festland“ hat Weinecke-Schau organisiert
Organisiert hat diese Schau die Band „Festland“. Das Trio vertont die lyrischen Texte Weineckes in eigenen Kompositionen und nutzt seine Werke für die Gestaltung ihrer Plattencover. Bei den Arbeiten für das Doppelalbum „Hippies“ wollten die Musiker die Lieder und Bilder noch enger verknüpfen. So entstand die Idee zu der „Wanderausstellung“, die in diesem Frühjahr in zehn deutschen Städten zu sehen ist (in Witten bis zum 9. April!) und die jeweils mit einem Festland-Konzert eröffnet wird. Dem Album werden außerdem zwei Booklets mit Arbeiten Weineckes beigelegt – es kann im Märkischen Museum gekauft werden.
Ganz und gar nicht klein, sondern mächtig und raumgreifend sind die Arbeiten von Sven Drühl, die in den sechs Räumen des Wechselausstellungsbereichs gezeigt werden. „Apokryphe Landschaften“ heißt die Schau. Wobei so „apokryph“, also dunkel und verborgen, wirken die ersten Bilder nicht, die den Besucher im ersten Zimmer empfangen. Hohe Berge, riesige Gletscherlandschaften und mächtige Muren in Schwarz und Weiß, mitunter unter blauem Himmel, erinnern eher an den letzten Alpen-Urlaub.
Gipfel-Panorama entsteht nach virtuellen Vorlagen
Doch wem das Gipfel-Panorama bekannt vorkommt, der täuscht sich. Drühl nutzt inzwischen rein virtuelle Vorlagen für seine Werke, arbeitet die Hintergründe von Computerspielen künstlerisch um. Aus diesen Vektordateien, also Grafiken mit Aberhunderten von Linien, Punkten und Wellen entstehen seine Landschaften. „Apokryph“ sollte in diesem Fall also eher mit „unecht“ und „zweifelhaft“ übersetzt werden.
Unzweifelhaft beeindruckend sind die Arbeiten dennoch – oder gerade deswegen. Drühls Ansatz, der herkömmlichen Landschaftsmalerei ein ganz neues Konzept zu geben, ist ebenso spannend wie seine Technik. Seine Werke entstehen liegend aus Lack und Ölfarbe. Bei den völlig monochrom-schwarzen Gemälden zeigt nur noch ein Silikonwulst die Skulpturen der Berge. Bei den Lichtinstallationen werden die Gipfel schließlich von Neonröhren nachgebildet. Dazu ist in Witten erstmals das komplette grafische Werk von Sven Drühl zu sehen.
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Auch wenn der Maler betont, dass es ihm vor allem um den neuen künstlerischen Ansatz und nicht um Gesellschaftskritik geht: In seinen beklemmenden Bildern, die wie Dystopien, düstere Untergangsszenarien wirken, schwingt die Klimakatastrophe immer schon mit.
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Fabian Weinecke – Gemälde: bis 9. April. Sven Drühl: Aprokryphe Landschaften: bis 11. Juni. Eröffnung: Samstag, 18. März, 16 Uhr. Konzert Festland: 17 Uhr. Öffnungszeiten Museum: mi-so 12 bis 18 Uhr, Eintritt frei.