Witten. Über 300 Kinder nehmen an dem Großprojekt der Wittener Musikschule teil. Am Musical „Freude“ beteiligt sich auch ein ganz besonderer Kinderchor.

Noch zehn Tage sind es, dann ist für Chorleiter Martin Martmöller (59) und 190 Kinder in Witten der große Tag gekommen. Am 18. März feiert ihr gemeinsames Musical mit dem Namen „Freude“ Premiere. Bis dahin heißt es: proben, proben, proben. Die Aula in der Gerichtsschule in Witten ist dafür am Dienstagmorgen gut gefüllt.

100 Kinder reden durcheinander, während Martin Martmöller seine Gitarre stimmt. Er hebt die Hand, als würde er ein Tablett darauf tragen. Schlagartig stehen die Kinder auf – dieses Zeichen kennen sie bereits. „Ihr müsst dabei leise sein, denkt an die Mikros über euch“, sagt Martmöller. Das wirkt – umgehend wird es still im Raum.

Drei Wittener Grundschulen stellen einen gemeinsamen Kinderchor

Noch hängen da keine Mikrofone über den Köpfen der Kinder, das ändert sich aber in der nächsten Woche. Dann stehen nach monatelangem Proben die beiden Musical-Aufführungen im Saalbau an – inklusive professioneller Bühnentechnik.

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Die Kinderchöre der Gerichtsschule, der Hellwegschule und der Rüdinghauser Grundschule bilden dann erstmals einen gemeinsamen Chor. Ihr Musical erzählt die Geschichte eines Mannes, der seine Freude an den materiellen Dingen des Lebens verliert und sie erst in der Natur wiederfindet.

Musikschule steht vor einer logistischen Herausforderung

Angelehnt ist das Musical an das gleichnamige Stück des bekannten Blasmusikers Kurt Gäble. Für die Aufführung im Saalbau wurde es auf die Stadt Witten umgeschrieben. Die Musikschule begleitet das Musical mit einem Blasorchester und eben dem Kinderchor– die ideale Mischung für Martin Martmöller und seine Kollegen von der Musikschule.

Martmöller war es auch, der gemeinsam mit Musikschulleiter Michael Eckelt die Idee zu diesem Projekt hatte. Ihren Musikschülern einen gemeinsamen großen Auftritt zu ermöglichen, das war das übergeordnete Ziel. „Für die Kinder ist das ein Novum, dass sie auf einer Bühne stehen und selbst die Stars sind“, sagt der 59-Jährige. „Für ihr Selbstbewusstsein sind solche Erfahrungen enorm wichtig.“

Einmal selbst auf der Bühne stehen, das macht das Musical der Wittener Musikschule für rund 190 Kinder möglich. Wie hier in der Gerichtsschule proben die Kinder bereits seit Monaten für ihren großen Tag.
Einmal selbst auf der Bühne stehen, das macht das Musical der Wittener Musikschule für rund 190 Kinder möglich. Wie hier in der Gerichtsschule proben die Kinder bereits seit Monaten für ihren großen Tag. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Dafür nehmen er und sein Team einen enormen Aufwand auf sich. Seit einem halben Jahr planen sie bereits den großen Tag, allein 190 Kinder bilden den Chor. Dazu kommen 25 junge Tänzerinnen und Tänzer – ebenfalls aus der Musikschule –, und rund 60 Akteure des Blasorchesters. Zusammen mit den erwachsenen Schauspielern und Statisten macht das über 300 Akteure allein auf der Bühne.

Team der Musikschule hat bereits Erfahrung mit Großevents

„Da kommt selbst der Saalbau an seine Kapazitätsgrenzen“, sagt Martmöller. Denn so viele Darsteller wollen auch untergebracht werden. Keine leichte Aufgabe, wenn die Garderobe nur Platz für 120 Leute hat. „Da ist Koordination gefragt“, so der Chorleiter. Personell gibt es dafür Unterstützung von allen Seiten.

Das Team der Musikschule wird mit seinen 30 Mitarbeitern ebenso vor Ort sein, wie die Schulen der Kinderchöre und Eltern, die ehrenamtlich aushelfen. Unterstützung gibt es auch vom Kulturforum, das nicht nur die Kosten des Projekts übernimmt, sondern auch am Tag der Aufführung mit anpackt.

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Zum ersten Mal organisiert Martmöller solch ein Großprojekt nicht. 2010, als das Ruhrgebiet Kulturhauptstadt Europas war, gab es einen ähnlichen Auftritt auf dem Rathausplatz. Aufgeregt ist er mit Blick auf die anstehende Premiere am 18. März trotzdem. „Das ist für uns schon eine enorme Herausforderung. Wenn aber am Ende des Tages jedes Kind zufrieden mit seinen Eltern nach Hause geht, war es ein gelungener Tag.“

Musical-Projekt wird mit dreijähriger Verzögerung umgesetzt

Lange genug warten mussten er und seine Musikschüler schließlich schon. „Eigentlich hatten wir das Musical schon vor drei Jahren geplant“, sagt er. Warum es nicht zustande kam, liegt auf der Hand. Corona machte eine solche Großveranstaltung unmöglich.

Musical „Freude“ – Termine und Tickets

Das Musical „Freude“ ist ein Großprojekt der Wittener Musikschule in Zusammenarbeit mit den Wittener Grundschulen und dem sinfonischen Blasorchester BloW. Es gibt zwei Aufführungen: am Samstag (18. März) und am Sonntag (19. März). Beginn ist jeweils um 16 Uhr. Ab 15 Uhr wird es im Foyer des Saalbaus zudem ein Vorprogramm geben. Dort spielt ein Orchester der Wittener Grundschulen.

Tickets für die Aufführungen gibt es an der Saalbaukasse oder online unter kulturforum-witten.de. Im Vorverkauf kosten die Karten 8 Euro, ermäßigt 4 Euro.

Dass es in diesem Jahr klappt, ist aus Sicht von Martin Martmöller daher umso wichtiger: „Die Kinder, die hier sitzen, hatten noch keinen einzigen Auftritt mit dem Chor. An das Musical werden sie sich hoffentlich noch Jahre später erinnern.“

Das gilt womöglich auch für Jakob und Frederik. Die beiden Achtjährigen gehen in die dritte Klasse der Gerichtsschule. Aufgeregt seien sie noch nicht, da sind sich beide einig. Wenn in zehn Tagen im Saalbau dann aber die Mikrofone über den Köpfen der beiden hängen, könnte sich das noch ändern.

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