Witten. Nicht nur in Witten, sondern auch im Ruhrgebiet ist die neu gegründete Waldgenossenschaft Ardey eine Ausnahme. Welche Vorteile sie bringt.
Startschuss für die erste Waldgenossenschaft in Witten und im gesamten Ruhrgebiet: 16 Eigentümer von Waldflächen am Wartenberg haben sich zusammengetan, um ihren Besitz gemeinsam zu hegen, zu pflegen und zu bewirtschaften.
Das Beispiel aus Witten soll Schule machen
Vor sieben Jahren begann der erste Vorsitzende Jörg Schulte Steinberg damit, Gespräche mit Eigentümern und der Stadt zu führen, immer mit dem Ziel, dass eines Tages eine Waldgenossenschaft entsteht. Nun war es so weit. Andreas Wiebe, Leiter von Wald und Holz NRW, überreichte Schulte Steinberg die Urkunde, die es offiziell macht: Witten ist die erste Stadt im Ruhrgebiet mit einer Waldgenossenschaft.
„Ich sehe das als große Chance. Eine Waldgenossenschaft ist sehr viel sinnvoller als viele kleine Grundstücke“, so Wiebe. Stellvertretend für die NRW-Umweltministerin, die an diesem Tag verhindert war, erklärte Rainer Joosten vom Umweltministerium die Vorteile. „Die Allgemeinheit profitiert durch das Bewirtschaften einer großen Fläche, es sind höhere Förderbeiträge möglich und die Kosten sinken.“ Joosten hofft, dass die Waldgenossenschaft Ardey beispielgebend sein wird, damit sich in Zukunft noch mehr Besitzer von Waldabschnitten im Ruhrgebiet zusammenschließen.
40 Prozent der Wälder in Privatbesitz
In Deutschland befinden sich etwa 40 Prozent aller Waldflächen in privatem Besitz. Die Grundstücke sind teils verschachtelt, sehr schmal und so verstreut, dass der Anblick auf einer Karte einem Flickenteppich gleichkommt. Das ist auch im Wald am Wartenberg der Fall. Über 225 Flurstücke wurden auf etwa 150 Hektar durch die Genossenschaft zusammengeführt. Vieles wird durch die Vereinheitlichung einfacher.
Es geht nicht nur um Förderprogramme etwa zum Klimaschutz, sondern auch ganz alltägliche Probleme. Bisher musste jeder Eigentümer einzeln um Erlaubnis gefragt werden, etwa wenn ein Baum auf mehrere Grundstücke kippte und entfernt werden musste. Beim Abtransportieren werden benachbarte Grundstücke überquert – dies erforderte die Genehmigung weiterer Eigentümer. Diese Hindernissen räumt die Waldgenossenschaft Ardey nun aus dem Weg, weil in Zukunft direkt im Plenum entschieden wird.
Genossenschaft erstellt ersten Wirtschaftsplan
Bürgermeister Lars König ist beeindruckt. „Ich bin gespannt, was sich ohne die Zersplitterung perspektivisch entwickelt“, sagte er anlässlich eines Grußworts. Für die Genossenschaft geht die Arbeit nun mit Volldampf los. Direkt nach der Urkundenübergabe folgte die erste Plenumssitzung. Unter anderem muss ein Wirtschaftsplan aufgestellt, ein Geschäftsführer gewählt und beratschlagt werden, was mit einer alten Behelfshütte am Gederbachweg, passiert. Vorsitzender Jörg Schulte Steinberg ist zuversichtlich: „Wir haben kleine, aber nachhaltige Schritte vor.“