Witten. Die Besitzverhältnisse am Wartenberg in Witten erschweren die Bewirtschaftung des Waldes. Nun hat die Stadt einen Vorschlag unterbreitet.
Der Wald am Wartenberg gehört zur grünen Lunge von Witten. Doch Pflege und Bewirtschaftung stehen unter ungünstigen Vorzeichen. Das soll sich mit der Gründung der „Waldgenossenschaft Ardey“ ändern. Die Stadt wäre der größte Anteilseigner.
Der Knackpunkt am Wartenberg: Die Fläche von rund 150 Hektar gehört 16 Eigentümern. Aber der größte Teil der Grundstücke hat recht eigenwillige Zuschnitte. Sie sind oftmals sehr schmal, aber dafür recht lang. Das kann dann zur Folge haben, so Kämmerer Matthias Kleinschmidt, dass bei einer Baumfällung gleich mehrere Eigentümer ihre Zustimmung geben müssen. Der Baumbesitzer braucht dann beispielsweise das Einverständnis von seinem Nachbarn, auf dessen Fläche der Baum fällt und auch grünes Licht von Eigentümern, über deren Grund und Boden der Baum abtransportiert werden soll.
Waldgebiete am Wartenberg in Witten wechseln häufig den Besitzer
Die Situation werde noch dadurch verschärft, dass Eigentümer häufig wechseln, sie auch mal gern außerhalb von Witten wohnen und manch einer kaum noch Interesse an dem Wald hat. Bereits 2018 hatte Kleinschmidt, der auch „Forst-Dezernent“ ist, die Gründung einer Waldgenossenschaft vorgeschlagen. Damals waren noch 25 private Eigentümer mit im Boot, denen eine Hälfte des Waldes gehört. Die andere Hälfte gehört der Stadt – allerdings nicht als zusammenhängendes Stück. Viele kleine Schnipsel liegen immer irgendwie zwischen den Parzellen der anderen Besitzer.
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Nun gibt es einen erneuten Anlauf, bei dem insgesamt 15 private Waldbesitzende plus die Stadt die Bewirtschaftung und Verwaltung des gesamten Bestandes gemeinsam organisieren würden. Die Genossenschaft richtet sich nach Beschlüssen der Besitzer, die Anteile entsprechend der Größe und Wert ihres Eigentums erhalten. Die Satzung sieht vor, dass eine Zweidrittel-Mehrheit für Beschlüsse erforderlich ist.
Damit die Genossenschaft auch handlungsfähig ist und vor allem für den Wald erforderliche Arbeiten in Auftrag geben kann, ist ein Startkapital von 22.500 Euro vorgesehen, die Stadt übernimmt bis 11.400 Euro. Allein den städtischen Anteil mit 80 Hektar taxiert Matthias Kleinschmidt auf einen Wert von aktuell 800.000 Euro. Dabei seien die erheblichen Schäden in den Nadelholz- und insbesondere den Fichtenbeständen schon berücksichtigt. Nach Einschätzung des Kämmerers ist sogar noch in diesem Jahr mit einem Überschuss zu rechnen. Die Summe beziffert er auf 6200 Euro, aber auch langfristig sei von einem finanziellen Plus auszugehen.
Sorge um einschränkende Vorgaben
Viele private Waldbesitzer
Laut Landesumweltministerium besitzen rund 148.000 Menschen in NRW Waldflächen mit weniger als 30 Hektar, lediglich rund 2.500 verfügen über größere Flächen. „Infolge dieser kleinflächigen Besitzstrukturen sind viele Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer ohne forstliche Fachausbildung auf eine sachkundige Betreuung angewiesen“, so das Land. Folglich werden die Grundstücke gemeinsam bewirtschaftet und vermarktet.
Der Landesbetrieb „Wald und Holz“ betreut bereits 450 forstliche Zusammenschlüsse. Mehr als 63.000 Waldbesitzer sind Mitglieder oder Anteilseigner.
Die Grünen hatten in der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Umwelt und Klima den Antrag gestellt, 15 Prozent der Flächen mit Blick auf Klima- und Naturschutz nicht zu bewirtschaften. Doch der das Ratsgremium folgte dem Vorstoß nicht. Kämmerer Kleinschmidt hatte zuvor die Sorge geäußert, dass eine solche Vorgabe die Eigentümer als zu große Einschränkung betrachten und der Genossenschaft eine Absage erteilen würden. Die Idee als solche wolle er aber weiterverfolgen, auch mit Blick auf den gesamten städtischen Wald. Nachdem nun der Ausschuss der Gründung zugestimmt hat, befasst sich noch der Rat (14. 11.) mit dem Thema.