Witten. 2007 mähte Orkan Kyrill auch Waldflächen in Witten nieder. Im Vormholzer Wald wurden danach Buchen gepflanzt, den Rest erledigte Mutter Natur.

Jeder, der es erlebt hat, wird es nicht vergessen: Vor 15 Jahren schlug das Orkantief Kyrill am 18./19. Januar eine Schneise der Verwüstung in vielen Teilen Deutschlands und Mitteleuropa. Auch Witten war betroffen. Waldflächen wurden in der Ruhrstadt niedergemäht, Straßen durch umgestürzte Bäume blockiert. Hinter der Anschlussstelle Herbede lagen Bäume auf der A43. Auch Wittens Stadtförster Klaus Peter war 2007 im Einsatz.

Förster Klaus Peter zeigt auf einem Foto im Vormholzer Wald Schäden, die Kyrill dort vor 15 Jahren angerichtet hat.
Förster Klaus Peter zeigt auf einem Foto im Vormholzer Wald Schäden, die Kyrill dort vor 15 Jahren angerichtet hat. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

In Witten, das schickt er gleich voraus, seien die Schäden im Wald - im Vergleich zum Sauerland - relativ gering gewesen. Getroffen worden seien vom Supersturm große Flächen mit Fichtenbeständen im Vormholzer Wald und in Gedern im Bereich Wartenberg - zusammen eine Fläche von etwa 1,2 Hektar, also 12.000 Quadratmeter.

„Die Fichten fielen alle um“, erinnert sich der 61-Jährige. Der Grund: Diese Nadelbäume wurzeln flach, etwa 60 Zentimeter tief, im Unterschied zu Kiefern und Tannen, die über sogenannte Pfahlwurzeln verfügen und wesentlich fester in der Erde stehen.

Der Borkenkäfer richtete 2021 in Witten mehr Schaden an als Orkan Kyrill

Die Fläche, auf der Kyrill im Vormholzer Wald zuschlug, hat sich die Natur längst zurückerobert. Birken, Fichten, Lärchen, Ebereschen wurden hier nicht angepflanzt, sondern wuchsen, weil man den Dingen ihren Lauf ließ. Wenn Bäume ihre Samen abwerfen und daraus kleine Bäume wachsen, sprechen Förster wie Klaus Peter von einer Naturverjüngung. Im Kyrill-Schadensgebiet Vormholzer Wald wurden aber auch Buchen angepflanzt - zwischen 2000 und 3000, schätzt Peter. Auch im Herrenholz wurden Buchen gepflanzt. Der Förster erklärt, dass ganz Deutschland eigentlich von Buchenwäldern überzogen wäre, wenn die Natur - wie einst - das Sagen hätte. Denn Deutschland war vor langer Zeit ein Land der Buchen- und Laubmischwälder.

Fichten gehören definitiv nicht in den Wittener Wald, sagt der Förster. Der Harz, der Schwarzwald, der Bayerische Wald seien ihre natürlichen Standorte. Kyrill fällte viele Fichten, in den vergangenen Jahren machte ihnen dann der Borkenkäfer den Garaus. Die Käfer, sagt Peter, der für 700 Hektar Wittener Stadtwald zuständig ist, hätten alleine 2021 mehr Schäden im Stadtforst angerichtet als vor 15 Jahren Kyrill.

Eine Firma aus Bayern kaufte Wittener Sturmholz auf

Im Vormholzer Wald wurden nach den Orkanschäden auch tausende Buchen gepflanzt.
Im Vormholzer Wald wurden nach den Orkanschäden auch tausende Buchen gepflanzt. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Das Orkantief verschonte auch Wittens private Waldbesitzer nicht, denen insgesamt im Stadtgebiet 1000 Hektar Wald gehören. Viele dieser Privatleute, die nur jeweils kleine Flächen ihr eigen nennen, hätten sich vor 15 Jahren nicht um die Schäden in ihrem Forst gekümmert, erinnert sich der Förster. Etliche private Waldbesitzer lebten nicht in Witten. Nach Kyrill hätte die Feuerwehr dafür gesorgt, dass umgestürzte Bäume von Wegen geräumt worden seien, damit Menschen zu ihren Häusern gelangen konnten.

Helfer zum „Aufräumen“ des Stadtwaldes nach Kyrill seien auch aus Bayern gekommen. Eine Firma mit Sägewerk und Holzhandel habe Wittener Sturmholz gekauft. Weil durch das Orkantief europaweit viel zu viel Holz auf dem Markt gewesen sei, hätte es Probleme gegeben, dieses zu vermarkten, so Peter. „Wir haben viel Holz im Wald liegenlassen.“ Nach Schätzungen des Landesbetriebs Forst und Holz von 2007 knickte Orkan Kyrill allein in NRW 25 Millionen Bäume.

Der Stadtförster freut sich auf mehrere Aufforstungsaktionen

Was wird den Stadtförster in diesem Jahr beschäftigen? Der Borkenkäfer werde es vermutlich nicht mehr sein, sagt er. Denn im Wittener Wald gebe es fast keine älteren Fichten mehr, die Brutplätze für die Borkenkäfer „Buchdrucker“ und „Kupferstecher“ seien. Die Käfer gingen zwar auch an Kiefern und Lärchen - ohne dort jedoch ihre Eier abzulegen. Klaus Peter hofft, dass dies so bleibt.

Kyrill forderte in Witten keine Menschenleben

„Baum fiel sogar auf Feuerwehrauto“, so lautete die Schlagzeile der Wittener WAZ im Januar 2007, nachdem das Orkantief Kyrill über Deutschland und Europa gewütet und erhebliche Schäden angerichtet hatte. In Witten zählten Helfer am Kyrill-Tag mehr als 100 Einsätze.

In einem Zug saßen 105 Menschen stundenlang auf der Strecke zwischen Witten und Wetter fest. Der Grund: eine abgerissene Oberleitung. Zum Glück forderte der Orkan in Witten keine Menschenleben. Deutschlandweit kamen 13 Menschen zu Tode, in ganz Europa mehr als 40.

In diesem Jahr freut er sich auf mehrere Aufforstungsaktionen - gemeinsam mit der Sparkasse, dem Rotary Club Witten und der Stahlfirma Lohmann. „Wir werden überwiegend im Vormholzer Wald pflanzen.“ Die Stadt hat Pflanzen gekauft, die im Buchenholz zu stattlichen Bäumen heranwachsen sollen.